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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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grünen Schatten, wie sie sich aus ihnen herausgeschält hatten.
    Malenfant war erleichtert, als sie endlich aus dem Wald heraustra-ten, so wie McCann es versprochen hatte. Sie gingen nun durch ein offeneres Gelände, eine Art Parklandschaft mit Gras und verstreuten Baumgruppen.
    Nemoto stapfte missmutig neben ihm her. Ihr Gesicht war unter einem Strohhut verborgen.
    Es wuchsen Kräuter im Gras, und wo sie von den nackten Neandertaler-Füßen zertreten worden waren, verströmten sie ein reiches Aroma. Die Sonne schien heiß in Malenfants Gesicht, und die blaue Erde stand hoch am Himmel. Malenfant befand sich in einer Hochstimmung – fast beschwipst, sagte er sich. Das lag vielleicht am Sauerstoffmangel, und er versuchte, tief und gleichmäßig zu atmen und die dünne Luft optimal auszunutzen.
    McCann spürte Malenfants Stimmung. Mit einer Berührung der kurzen Peitsche, die er als sjambok bezeichnete, dirigierte er die Ham-Träger näher an Malenfant heran. »Ein schöner Tag, nicht wahr, Malenfant? Ich glaube, von diesem Mopani-Baum hier könn-te man mit einem Rösselsprung diesen kleinen Hügel mit den Bananenstauden dort drüben erreichen.«
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    Malenfant lachte gezwungen. »Bedenken Sie, ich bin ein einge-fleischter Schachspieler.«
    McCann hatte eine verschlissene Tasche mit Wasser und Salben im Schoß, mit denen er Gesicht, Hals und Arme bestrich. Er schaute Malenfant von der Seite an, als ob er ihn um Entschuldigung bitten wollte. »Ich fürchte, dass ich Ihnen bei unseren ersten Begegnungen wie ein altes Waschweib erschienen bin.«
    »Überhaupt nicht.«
    »Es ist nur so, dass man sich so nach Gesellschaft sehnt. Aber Sie dürfen nicht denken, dass ich mit dem Schicksal hadere. Ich fand Trost in den Predigten meines Vaters – ich bin in einer Kirche an der schottischen Grenze aufgewachsen –, die mich seit frü-
    hester Kindheit geprägt haben. Mein Vater hat mich zum Fatalis-ten erzogen: Der Mensch ist nur ein Spielzeug in den Händen des Schöpfers. Wieder die Parallele zum Schach, was? Also war es mir vorherbestimmt, dass es mich an diese fernen Gestade verschlägt.
    Aber ich muss gestehen, dass mir an einem Tag wie diesem meine neue Heimat sehr gefällt. Vieles ist vertraut. In meiner Zeit habe ich Antilopen, Kudus und Impalas gesehen. Hier fliegen kaum Vögel, aber es gibt Laufvögel, Abarten von Wachteln, Rebhühnern und Fasanen …«
    »Aber es ist nicht Ihre richtige Heimat«, sagte Malenfant sanft.
    »Meine auch nicht. Sie befindet sich nicht einmal im richtigen Universum. Genauso wenig wie sie die Heimat dieser Hams ist, nicht wahr?«
    McCann musterte ihn durchdringend. »Sie haben mit der wohl-riechenden Julia gesprochen – über ihre Legende von der Grauen Erde, den Ort am Himmel, von dem sie herabgefallen sind. Richtig?« Er lachte. »Nun, vielleicht stimmt es sogar. Vielleicht ist eine Horde Bar-Baren durch ein leuchtendes Portal gefallen, wie es Ihrer Frau widerfahren sein soll. Aber das ist verdammt lang her, Malenfant.
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    Hören Sie. Irgendwann hat der alte Crawford sich eingeredet, dass es hier etwas Wertvolles im Boden gäbe – Gold, Diamanten, sogar vergrabene Schätze geheimnisvollen Ursprungs, die vielleicht von einer Superrasse dort deponiert worden sind. Und dann hat er danach gegraben – insbesondere in den Feuerstellen und Höhlen der Bar-Baren. Dazu musste er sogar ein paar von ihnen vertreiben, weil sie freiwillig nämlich nicht gegangen wären. Er fand allerdings keine Schätze. Was er fand, waren noch mehr Bar-Baren oder zumindest Spuren von ihnen: Ihre Knochen waren mit den typischen Keulen und Speeren vermengt, mit denen sie sich in der Wildnis geschützt hatten. Überall, wo er gegraben hatte, hätten die Knochenschichten sich förmlich gestapelt, sagte der alte Crawford.
    Die Bedeutung ist offensichtlich. Diese Bar-Baren leben schon sehr lang auf dieser exotischen kleinen Welt: Sie sind sicher schon seit ein paar hundert Generationen hier, seit Tausenden von Jahren oder noch länger. Und in der ganzen Zeit haben sie an den Träumen von der Heimat festgehalten.« Er schaute Malenfant an.
    »Sie glauben, ich wäre den Bar-Baren gegenüber ungerecht oder würde sie schlecht behandeln. Aber das stimmt nicht. Sie mögen tiefer stehen als ich. Aber was für Erinnerungen in diesen Schä-
    deln vergraben liegen! Meinen Sie nicht auch?«
    Das Land stieg langsam an. Das Gras wurde spärlicher, und der rote Boden verdichtete sich. Die von einer dünnen roten Staubwolke umgebene

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