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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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waren. Eine ›Feuerwehrstange‹, die sich über die ganze Länge des Abschnitts hinzog, verlief durch saubere Löcher in den Böden – nun allerdings horizontal.
    McCann wies mit dem Stock auf bestimmte Objekte. »Lager.«
    Malenfant sah die deformierten Überreste klobiger Maschinen, bei denen es sich vielleicht um Geräte für das Recycling und die Reinigung von Luft und Wasser sowie um Kühlräume für Lebensmit-tel gehandelt hatte. Sie waren vom Feuer zerstört und aufgerissen und lagen wie Föten in Dinosaurier-Eiern in der dunklen Raum-schiffshülle. »Krankenstation, Bordküche, Schlafquartiere und so weiter.« Davon war nicht viel mehr übrig als Gestelle, in denen vielleicht Kojen aufgehängt gewesen waren, ein schwerer Tisch, der mit dem schrägen Boden verschraubt und mit Ledergurten be-stückt war – vielleicht ein Operationstisch – und die Ansätze von Röhren und Abzügen an den Stellen, wo Küchenausrüstung herausgerissen oder demontiert worden war.
    »Und die Brücke.« Die am Ende des Schiffs befindliche Brücke hatte eine Täfelung aus Eichenholz gehabt, die nun gesplittert und mit Flechten und Moosen überwuchert war. In Messing-Bullaugen steckten nur noch Splitter von dickem Glas. Massive Couchgestel-le, denen man die weiche Polsterung längst abgezogen hatte, waren mit dem Boden verschraubt. Malenfant sah Reste von etwas, bei dem es sich einmal um Instrumentenkonsolen gehandelt haben musste; nun klafften nur noch rechteckige Löcher mit zerfetzten Kabelbäumen in der Täfelung.
    McCann sah seine Musterung. »Als wir erkannten, dass die alte Dame nie mehr fliegen würde, schlachteten wir alles Brauchbare aus. Wir bauten eine Kette aus Funksendern und Heliographen.
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    Wir erhielten natürlich auch Antworten, solange die Erde – ich meine, meine Erde – noch am Himmel hing. Das und Rettungsver-sprechen, die man zweifellos wahr gemacht hätte. Wir machten sogar weiter, nachdem die Erde verschwunden war, bis auch der letzte Generator den Geist aufgab. Er wurde von einem Läufer auf einem Heimtrainer angetrieben.«
    »Es tut mir leid«, sagte Malenfant. »Es muss ein schönes Schiff gewesen sein.«
    »Ja, das war es. Helfen Sie mir.« Er stützte sich auf Malenfants Arm und erklomm steif die Innenwand der Hülle, wobei er klaffende Bullaugen als Kletterhilfe benutzte.
    Malenfant folgte ihm. Bald standen die beiden nebeneinander auf der äußeren Hülle des Wohnbereichs, umgeben von Rissen und trügerischen Spalten. McCann wusste aber genau, wohin er den Fuß setzen durfte.
    Von hier aus vermochte Malenfant das Schiff auf ganzer Länge zu überblicken; es war eine schlanke Walze mit einer Länge von zweihundert Metern. Die Hülle war aufgerissen, und grüne Tenta-kel umklammerten das Schiff, als ob sie es ins Innere des Mondes ziehen wollten, der es getötet hatte. Aber noch immer ragte eine einzige Flosse eingedrückt, aber trotzig aus dem Grün. An der Flosse prangte ein rundes Abzeichen, das Malenfant ans Logo der Royal Air Force erinnerte.
    Thomas, der Ham-Mann, ging neben dem Schiff auf gleicher Höhe mit McCann und behielt den Engländer im Auge.
    »Er ist treu«, sagte Malenfant. »Er lässt Sie keinen Moment aus den Augen.«
    »Er weiß, dass ich alles getan habe, um die Lebensbedingungen seines Volkes zu verbessern.«
    Auch wenn sie gar nicht verbessert werden mussten, sagte Malenfant sich. »Aber es scheint ihm schwer zu fallen, die Rakete anzuschauen.«
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    »Das Bar-Baren-Bewusstsein ist unflexibel, Malenfant. Sie sind in diesem Sinn erzkonservativ und lehnen alles Neue rundweg ab.
    Am Anfang hatten wir unsre liebe Not, sie davon abzuhalten, unsere Ausrüstung zu zerstören – selbst ein gezähmter Bar-Barbar hat noch destruktive Neigungen.«
    Malenfant erinnerte sich an das Schicksal der Schulter-Kamera.
    »Das klingt sehr nach Aberglauben.«
    »Gar nicht. Die Bar-Baren sind nicht abergläubisch: Es gibt keine Magie in ihrer Welt, und sie haben keinen Sinn für das Über-natürliche. Für sie ist die Oberfläche der Welt alles; sie sehen keine verborgene Bedeutung und suchen auch nicht nach tieferen Erklä-
    rungen.«
    »Dann haben sie wohl auch keine Götter.«
    »Sie vermögen sich nicht einmal vorzustellen, welche zu haben.«
    McCann lächelte. »Das ist wirklich ein großer Verlust. Ich bin sicher, dass es ihnen trefflich gelingen würde, die wilden und blutrünstigen Götter des Dschungels zu beschwichtigen. Aber sie wissen nichts von der Gnade des einzig wahren Gottes.

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