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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Sehen Sie, es ist nicht nur so, dass sie Ihn nicht kennen – sie können ihn nicht kennenlernen, Und ohne Gott ist in ihrem Leben keine Ordnung, hat es keine Bedeutung – es sei denn, wir stiften sie.« Er tippte Malenfant mit dem abgegriffenen Knauf des Spazierstocks an die Brust. »Ich weiß, das Sie unser Verhältnis zu den Bar-Baren skeptisch beurteilen, Malenfant. Ich sehe es in Ihren Augen. Ich habe es in Afrika gesehen, wo denkende Menschen sich unter die dortigen Kaffer mischen. Aber sehen Sie denn nicht, dass es unsere Pflicht ist, sie zu einem Leben nach Johannes anzuleiten – selbst wenn sie seine Bedeutung nicht zu erkennen vermögen –, wie die Philosophen und Theologen es gefordert haben, seit die ersten stählernen Clipper die Verwandten dieser Bar-Baren in der Neuen Welt gefunden hatten.«
343
    Malenfant musterte Thomas' Gesicht, erkannte aber keine Reaktion auf McCanns missionarische Sprüche.
    McCann erzählte begeistert von der Leistung, die von den ›Darwin-Triebwerken‹ erzeugt worden war, die dieses Schiff einst angetrieben hatten. »Ich weiß, dass Ihre Badewanne wie eine Fledermaus eingeschwebt ist. Wir hatten etwas mehr Dampf dahinter. In den letzten Phasen des Abstiegs sollte die Redoubtable auf dem Ab-gasstrahl senkrecht landen. Und es hätte auf die gleiche Art und Weise wieder starten sollen.«
    »Direktaufstieg«, sagte Malenfant. Diesen Ansatz hatte man auch für die Apollo-Mondlandungen in Betracht gezogen, wobei ein ganzes Schiff zwischen der Erde und dem Mond hin und her geflogen wäre. Außer dem größeren Aufwand im Vergleich zur endgültigen Mondfähren-Konstruktion hätte die Landung einer gro-
    ßen Rakete mit Triebwerken jedoch Stabilitätsprobleme aufgewor-fen – als ob eine Interkontinentalrakete auf dem Heck landen wür-de.
    Aus McCanns Darstellungen ging hervor, dass genau das der Redoubtable zum Verhängnis geworden war.
    »Sie war ein Veteran«, sagte McCann leise. »Sie hatte den Erde-Mond-Rundflug ein dutzendmal oder öfter absolviert. Nun hatten wir es aber mit einem neuen Mond zu tun, sehen Sie. Wir modifizierten sie hastig für die neue Mission, und sie ist auf den Feldern bei Cosford auch auf den Flossen gelandet, aber dieser Kraterboden ist eben kein Asphalt-Landeplatz in Shropshire. Sie war kopflastig, und …« Er verstummte und musterte das Wrack des Schiffes. »Ich war der Navigator und muss die Verantwortung für die Katastrophe tragen, die dann folgte. Die meisten von uns sind Gott sei Dank raus gekommen.« Er klopfte Malenfant auf den Rü-
    cken und lachte gezwungen. »Und seitdem ist unser schönes Schiff zur Herstellung von Kochtöpfen ausgeschlachtet worden.«
    »Erasmus Darwin«, rief Nemoto.
344
    Malenfant schaute nach unten.
    Nemoto stand in den Trümmern des Wohnbereichs und schaute zu ihm auf. Ihr Gesicht glich einer braunen Münze in der Dämmerung. »Der Darwin-Antrieb«, sagte sie. »Der Großvater von Charles, der wahrscheinlich der Darwin ist, an den Sie denken, Malenfant. In den 1770ern entwarf er eine einfache Flüssigbrennstoff-Rakete mit einem Staustrahltriebwerk. In unsrer Welt schlum-merte der Entwurf in seinen Notizbüchern, bis er in den 1990ern entdeckt wurde. Aber in McCanns Welt …«
    McCann nickte. »Der Entwurf war der Samen, dem eine neue Generation ziviler und militärischer Raketen entspross. Nach den Pionierarbeiten von Congreve beteiligten die Bruneis, Vater und Sohn, sich an der Entwicklung eines Raumfahrzeugs, das in der Lage war, schwere Lasten durch die Atmosphäre zu befördern. Die erste Testladung wurde noch vor dem Tod von Victoria, Kaiserin des Mondes, in eine Erdumlaufbahn gebracht, und der erste bemannte Raumflug wurde 1920 von Ceylon aus gestartet … Aber nichts von alledem hat sich in Ihrer Welt ereignet, nicht wahr, Malenfant? Das ist eine Divergenz der Geschichte. In eurer Welt wurde Darwin ignoriert und vergessen, aber seine Ideen befruchte-ten ohne Zweifel eine andere, tatkräftigere Nation.«
    »So ähnlich.«
    Nemoto ging weiter und drang tiefer ins dämmrige Innere des Schiffs ein.
    McCann schaute ihr nach und beugte sich dann zu Malenfant hinüber: »Immer beobachtet, überlegt, speichert sie, Ihre kleine orientalische Freundin – was, Malenfant?«
    »Das ist eben ihre Art«, sagte Malenfant zurückhaltend. »Und es gehört zu unserer Mission. Jedenfalls zum Teil.«
    »Und zugleich der Quell des Wissens über obskure britische Philosophen, die seit zweihundert Jahren tot sind.« McCanns Augen

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