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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Moment war Emma schwerelos. Dann schlug das Flugzeug auf den Boden eines Luftlochs, und sie wurde in den Sitz gepresst.
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    »Tschuldigung«, murmelte Malenfant. »Die Turbulenzen werden stärker.« Der gekoppelte Steuerknüppel bewegte sich vor ihr. Das Flugzeug stieg steil auf und ging dann in eine Schräglage.
    Plötzlich wünschte sie sich, am Boden zu sein, vielleicht in der Sicherheit des gemütlichen Hotelzimmers in Johannesburg. Die Welt musste doch verrückt werden im Angesicht dieser Erscheinung. Sie hätte jede Softscreen im Raum auf die Berichterstattung geschaltet und sich von optischen und visuellen Eindrücken überwältigen lassen. Hier in dieser Plexiglas-Blase fühlte sie sich abgeschnitten.
    Aber das ist die reale Erfahrung, sagte sie sich. Ich bin durch puren Zufall hier, just in dem Moment, wo diese Vision am Himmel erschien wie die Jungfrau Maria in Lourdes, und doch sehne ich mich nach meiner Online-Gruft. Ich bin eben eine Frau meiner Zeit.
    Das Artefakt wanderte wieder in Emmas Blickfeld: Groß, rätselhaft und majestätisch. Winzige Flugzeuge flogen kreuz und quer an ihm vorbei. Emma machte diesen Privatjet aus, der so viel langsamer durch die Luft flog als die um ihn herumstiebenden Militärmaschinen. Sie fragte sich, ob schon irgendjemand versucht hatte, Kontakt mit dem Rad aufzunehmen – oder ob jemand das Feuer darauf eröffnet hatte.
    »Heilige Scheiße«, sagte Malenfant. »Hast du das gesehen?«
    »Was denn?«
    Er hob den Arm und deutete in die entsprechende Richtung; sie sah die Geste durch die Plexiglaskuppeln, die sie überwölbten.
    »Dort. Im unteren Bereich des Rings.«
    Es sah aus, als fiele ein sehr feiner dunkler Regen aus dem Ring, wie ein Schauer Metallspäne.
    Malenfant setzte eine Art Opernglas an die Augen. »Leute«, sagte er und senkte das Glas wieder. »Große, dürre, nackte Leute.«
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    Sie vermochte die Information nicht einzuordnen. Leute – die nackt aus einer Höhe von dreizehn Kilometern abgeworfen wurden, um vermutlich die ganze Strecke in die einladende Knochen-Schlucht zu fallen … Aber wieso? Woher kamen sie?
    »Kann man etwas für sie tun?«
    Malenfant lachte nur.
    Das Flugzeug wurde erneut durchgeschüttelt. Je näher sie dem Rad kamen, desto stärker wurden die Turbulenzen. Es kam Emma so vor, als sei die Luft im Zentrum des Rings aufgewühlt; sie erkannte konzentrische Schlieren aus Dunst und Staub – fast wie bei einem Sturm –, die vom xenonblauen Rand des Rads eingerahmt wurden.
    Und nun näherte dieses lahme Privatflugzeug sich dem Zentrum des Artefakts. Es bog sich ein-, zweimal durch und wurde dann zerknüllt wie ein Pappbecher in einer Faust. Glitzernde Trümmerstücke wirbelten in den Ring.
    Nach ein paar Sekunden war es vorbei. Es hatte nicht einmal ei-ne Explosion stattgefunden.
    Feuer:
    Windstöße. Blitze.
    Laut ist nicht mehr da.
    Leute werden vom Mund ausgespien. Sie fallen ins Gras.
    Der Regen fällt stetig ins Gras und zischt.
    Emma Stoney:
    »Als ob es angesaugt worden wäre«, sagte Malenfant mit düsterer Faszination. »Vielleicht ist das Rad ein Teleporter, der die Atmos-36
    phäre ansaugt.« Das Flugzeug wurde schon wieder durchgeschüttelt, und sie sah ihn mit dem Steuerknüppel ringen. »Was auch immer es ist, es verwirbelt den Luftstrom ganz gewaltig.«
    Sie sah, dass die anderen Flugzeuge, vermutlich Militärmaschinen, sich in sichere Entfernung zurückzogen. Aber die T-38 blieb auf Kurs und schoss durch die immer stärkeren Turbulenzen. Malenfant musste seine ganze Kraft aufbieten, um die widerspenstige Steuerung zu zähmen.
    »Malenfant, was soll das?«
    »Wir schaffen das. Wir können noch viel näher rankommen.
    Diese afrikanischen Piloten sind doch Amateure und Weicheier …«
    Das Flugzeug fiel wieder in ein Luftloch. Sie sackten ein paar Dutzend Meter ab und schlugen auf einen Boden, der hart wie Beton schien.
    Emma schmeckte Blut im Mund. »Malenfant!«
    »Hast du deine Kamera dabei? Komm schon, Emma. Das macht das Leben doch erst lebenswert. Wir sind Augenzeugen eines historischen Moments.«
    Nein, sagte sie sich. Das ist dein Frust. Deshalb setzt du dein Leben – und meins – so rücksichtslos aufs Spiel.
    Das Artefakt hing nun so groß am aufgewühlten Himmel, dass sie es aus dem Flugzeug schon nicht mehr in voller Größe zu sehen vermochte. Diese Metallspäne-Leute regneten noch immer aus der Unterseite der Scheibe, wobei manche sich beim Sturz wanden und krümmten.
    »Das gibt einem schon zu denken«, sagte

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