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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Jeder hat das. Jeder, der in der realen Welt weiterkommen 26
    will, zumindest wenn er es mit realen Menschen zu tun hat. Jeder außer dir, dem großen Held.«
    »Du klingst so, als ob du mir ein Zeugnis ausstellen wolltest«, sagte er leicht zerknirscht. »Zumal Arschkriechen gar nichts ge-nützt hätte. Es waren die Russen mit ihrem abgefuckten Obersten Medizinischen Ausschuss.«
    »Die Russen haben dir die Tour vermasselt?«
    »Das ist passiert, als ich in der Sternenstadt war.«
    Die Sternenstadt, der russische Militärstützpunkt fünfzig Kilometer vor Moskau, der als Ausbildungszentrum für die Kosmonauten diente.
    »Malenfant, du bist schon vor über einem Monat von dort zu-rückgekommen. Du hast es nicht für nötig gehalten, mir davon zu erzählen?«
    Durch zwei Schichten Plexiglas sah sie, wie er die Achseln zuckte. »Ich habe die Entscheidung angefochten und keinen Grund gesehen, dich damit zu behelligen. Teufel, Emma, ich glaubte, ich würde gewinnen. Ich wusste, dass ich gewinnen würde. Ich hielt es für ausgeschlossen, dass sie mich auflaufen lassen.«
    In der Ferne sah sie rechts und links Kondensstreifen und glitzernde Pfeile. Kampfflugzeuge vielleicht, die Kurs auf die seltsame Anomalie nahmen, die über Olduvai gesichtet worden war – worum auch immer es sich dabei handelte und falls sie überhaupt existierte.
    Sie spürte einen Anflug von Erregung.
    »Die Sache war morgens schon gelaufen«, sagte Malenfant. »Sie hatten ein Dutzend russischer Ärzte auf mich angesetzt, die mir in jeder verdammten Körperöffnung rumstocherten. Ein Rudel grau-haariger alter Fürze, denen Haare aus der Nase wuchsen und die keine Erfahrung in Weltraummedizin hatten. Man dürfte ihnen eigentlich gar kein Mitspracherecht bei unsrem Programm einräumen.«
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    »Es ist auch ihr Programm«, sagte sie leise. »Und was haben sie gesagt?«
    »Einer von ihnen hat sich an meiner Schulter aufgehängt.« Malenfant litt nämlich an einer Nervenlähmung in der rechten Schulter, die von einer uralten Sportverletzung herrührte und für die NASA überhaupt kein Problem dargestellt hatte. »Unsre Jungs haben ihnen ordentlich eingeheizt. Aber dieses Fossil hat sich stur gestellt.
    Dann musste ich vor dem Ausschuss selbst erscheinen. Ich wurde zusammen mit dem Kerl, der mein Richter sein sollte, auf einem Podest platziert – vor einem Auditorium mit lauter grauhaa-rigen russischen Ärzten und zwei NASA-Typen, die genauso gespannt waren wie ich. Und dann stand das alte Arschloch von der chirurgischen Gruppe auf und sagte, meine Schulter sei ein ›Aus-schlusskriterium‹, das weiterer Tests bedürfe, worauf unsere Leute sagten, dass das nicht in Frage käme, worauf die Russen wiederum sagten, dass ich sowieso disqualifiziert sei …«
    Emma runzelte die Stirn und versuchte sich einen Reim auf die Sache zu machen. Für sie klang das wie ein Vorwand; immerhin war Malenfant zuvor schon zweimal zur Raumstation geflogen, und die Russen mussten über die Schulter Bescheid gewusst haben, wie auch über seinen Gesamtzustand. Wieso sollte das auf einmal eine missionsgefährdende Behinderung darstellen?
    Malenfant zwang den kleinen Jet in einen so engen Looping, dass sie glaubte, die Hülle knacken zu hören. »Ich wusste, dass wir Widerspruch einlegen würden«, sagte er. »Diese beiden NASA-Chirurgen waren auf Zack, kann ich dir sagen. Sie sagten, dass sie bis ganz nach oben gehen würden. Ich sollte nur mit dem Training weitermachen, als ob der Flug schon feststünde, und sie würden das schon regeln. Teufel, ich glaubte ihnen. Aber es kam anders als erwartet. Als die Sache bei Bridges landete …«
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    »War die Schulter denn der einzige Punkt, den die Russen bean-standeten?«
    Er zögerte.
    »Malenfant?«
    »Nein«, sagte er widerwillig. »Sie hatten Kommentare von Psychologen in den Abschlussbericht für die NASA eingebaut, die sie eigentlich vorm Ausschuss hätten vorbringen müssen … He, siehst du schon was? Schau, dort am Horizont.«
    Sie schaute nach Norden. Der Horizont war ein präzise gewölbtes, graues Band staubiger, diesiger Luft zwischen der braunen Er-de und dem blauen Himmel. War dort irgendetwas? Ein stahlblau-er Funke, die Ahnung eines Kreises wie eine reflektierende Linse?
    Aber sie wurde durch die immer höher steigende Sonne geblendet, und ihr traten Tränen in die Augen.
    Sie lehnte sich im Sitz zurück, wobei das Gurtzeug und die me-tallenen Beschlagteile und Verschlüsse im winzigen Cockpit laut schabten und

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