Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
klapperten. »Was stand drin, Malenfant? Im psycho-logischen Bericht der Russen?«
    »›Besonderheiten‹«, knurrte er.
    »Was für Besonderheiten?«
    »In meinem Verhältnis zum Rest der Besatzung. Sie machten es an dem Beispiel fest, dass ich mitten in der Arbeit war und irgendein Russki rüber kam und sagte, dass wir laut Plan etwas anderes zu tun hätten. Nun, ich hätte höflich genickt und mit meiner Arbeit weitergemacht, bis ich fertig war …«
    Allmählich begriff sie. Die Russen, die zu recht glaubten, dass sie dem Westen in der Psychologie der räumlichen Enge der Raumfahrt noch weit voraus waren, legten großen Wert auf Team-work und Gemeinschaftsgefühl. Ein getriebener, geradezu besessener Einzelgänger und Perfektionist wie Malenfant fiel zwangsläufig durch diesen Raster.
29
    »Ich hätte mich mit den Arschlöchern verbrüdern sollen«, sagte er. »Ich hätte mich in den spartanischen Apartments der Kosmonauten an den Saufgelagen mit schwarz gebranntem Wodka beteiligen und den Jungs am Tor einen Bruderkuss geben sollen.«
    Sie lachte leise. »Malenfant, du pflegst doch nicht einmal in der NASA die Kameradschaft.«
    »Mein Naturell hat mich dorthin gebracht, wo ich nun bin.«
    Ja, ins Abseits, sagte sie sich. »Aber vielleicht ist das nicht das Naturell, das man für Langzeit-Weltraummissionen braucht. Ich glaube auch nicht, dass alle so nachsichtig mit dir sind wie ich.«
    »Was soll das nun schon wieder heißen?«
    Sie überhörte die Frage. »Dann ist der psychologische Bericht also der wahre Grund für das Flugverbot. Die Schulter war nur vorgeschoben.«
    »Die Russen müssen doch gewusst haben, dass dieser Bericht einer gründlichen Überprüfung niemals standhalten würde. Wenn Joe Bridges den Daumen aus dem Arsch gezogen hätte …«
    »Ach Malenfant, begreifst du es immer noch nicht? Sie wollten dich decken. Wäre es dir lieber, wenn du die Flugerlaubnis wegen der Schulter oder deiner Persönlichkeit verlierst? Denk doch mal nach. Sie hatten versucht, dir zu helfen. Alle wollten dir helfen.«
    »Auf diese Art von Hilfe kann ich verzichten.« Wieder riss er das Flugzeug in eine halsbrecherische Rolle.
    Sie schlug mit dem Helm gegen das Plexiglas, als sie von verschiedenen Beschleunigungszuständen durchgeschüttelt wurde. Die braune afrikanische Ebene wirbelte um sie herum. Sie war im körperlichen Ausdruck seines Zorns gefangen.
    Sie schaute mit einer Mischung aus Zuneigung und Empörung auf Malenfants behelmten Hinterkopf, der im Widerschein der afrikanischen Sonne funkelte. Typisch Malenfant.
    Und weil sie den Blick unverwandt auf Malenfant gerichtet hatte, sah sie das Artefakt erst, als sie fast mit ihm kollidierten.
30
    Malenfant kippte plötzlich ab. Wieder wirbelten der fahle blauweiße Himmel an ihr vorbei, der staubige braune Boden, Bahnen grellen Sonnenlichts – und ein Bogen, ein Ausschnitt eines perfekten Kreises wie ein Regenbogen, nur dass er in einem klaren Him-melblau erstrahlte. Dann verschwand er aus ihrem Blickfeld.
    »Malenfant – was war das?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte er mit ausdrucksloser Stimme.
    Plötzlich konzentrierte er sich wieder aufs Fliegen. Die gekoppelte Steuerung vor ihr schlug heftig aus, und sie spürte ein gedämpftes Rucken, eine Art Turbulenz vielleicht, die durch Malenfants fliege-risches Können neutralisiert wurde.
    Er zog den Jet in eine sanfte Kurve, und Himmel und Erde drehten sich wieder um sie.
    »Heilige Scheiße«, sagte er.
    Da war ein Loch im Himmel.
    Sie flogen frontal darauf zu. Es war ein stahlblaues Rad, wie ein Reif aus einem hochfeinen Geflecht. Es hatte die scheinbare Größe eines auf Armlänge gehaltenen Tellers – aber es musste natürlich viel größer und viel weiter weg sein.
    Emma sah dieses Gebilde beim Blick über Malenfants Kopf und Schultern und die schlanke weiße Flugzeugnase. Die Nase des Jets wies exakt auf den Mittelpunkt des Rings, so dass das Rad ihr Blickfeld mit perfekter Symmetrie ausfüllte wie eine Fata Morga-na. Durch die Perfektion und Symmetrie mutete es unwirklich an.
    Sie hatte keinen Vergleichsmaßstab für die Größe – das Gebilde schien zum Greifen nah, und dann wurde im Kopf ein Schalter betätigt, worauf es plötzlich weit entfernt schien wie ein Regenbogen. Der Anblick verursachte ihr körperliches Unbehagen, als ob es sich um ein Vexierbild handelte, das den Betrachter vorsätzlich verwirren sollte. Schließlich wandte sie den Blick ab.
31
    Das geht über meinen Horizont, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher