Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
Vom Netzwerk:
weiß, dass Sie nicht allzu viel von mir halten, Malenfant. Aber ich versichere Ihnen noch einmal, dass ich kein Narr bin. Ich wünsche mir mehr als nur einen Schachpartner; ich will von diesem Ort verschwinden – wer wollte das nicht? Und nun sind Sie mir vom Himmel in den Schoß gefallen, und nur ein Narr würde Sie gehen lassen: Denn Ihre Amerikaner werden sich von der blauen Erde auf die Suche nach Ihnen machen. Und dann werden sie auch mich finden.«
    »Meine Welt ist nicht Ihre Welt«, sagte Malenfant missgelaunt.
    »Und meine Welt ist verloren«, sagte McCann sehnsüchtig.
    »Und ich weiß, dass es bei Ihnen auch ein England gibt. Vielleicht werde ich dort einen Platz finden.« Sein Gesicht verhärtete sich, und Malenfant spürte bei ihm ein Aufflammen der alten Zähig-348
    keit. Schließlich war er, wie Malenfant sich erinnerte, der Vertreter eines Volkes, das ein globales Imperium erschaffen hatte – noch dazu auf einem wesentlich lebensfeindlicheren Planeten als der Er-de. »Die Vorsehung hat mir eine Chance gegeben, und ich muss sie nutzen. Ich glaube, indem ich Sie hier behalte, indem ich der untrüglichen Stimme des Herzens folge, sehe ich das Wirken des Allmächtigen. Ist das etwa anmaßend? Doch ohne einen solchen Glauben wäre der Mensch niemals von den Bäumen und aus den Höhlen gekommen und hätte im Zustand unsrer prä-sapiens-und affenartigen Verwandten verharrt.« Er sah auf Nemoto. »Was den lässlichen Verrat Ihrer Kameradin betrifft – vielleicht ist es ihr bestimmt, Sie immer wieder zu verraten, auf allen unendlichen Welten? Was meinen Sie?« Und er stieß ein homerisches Gelächter aus.
    Die kleine Gruppe formierte sich zur Rückreise. Der große Ham namens Thomas nahm seinen Platz neben Malenfant ein.
    Und er grinste breit.
    Emma Stoney:
    Einen Tag, nachdem Emma die erste Rotte verlassen hatte, stieß sie auf eine andere Gruppe von Hams. Sie bestand aus Frauen und ein paar Kindern, die Beeren und andere Früchte sammelten. Sie hatten sie mit leerem Blick gemustert, und als sie dann merkten, dass sie keine Bedrohung darstellte – und weil sie als keine von ihnen nicht von Interesse war –, hatten sie sich abgewandt und wieder ihren Verrichtungen gewidmet.
    Emma wartete geduldig, bis sie fertig waren. Dann folgte sie ihnen zu ihrem Lager.
    Dort blieb sie für ein paar Tage und machte sich dann auf die Suche nach der nächsten Horde.
349
    Und so weiter.
    Die Hams glichen sich grundsätzlich, wo auch immer sie ihnen begegnete. Das galt auch für die Werkzeugherstellung. Obwohl jede Horde ihr Werkzeug den Umständen anpasste, beispielsweise unterschiedlichen Gesteinsvorkommen – wobei sie vielleicht auch einer rudimentären kulturellen Tradition folgten, wie Emma mutmaßte –, interessierte kein Ham sich für etwas, das nicht in seinem offenbar sehr alten und starren Repertoire der Werkzeugfertigung enthalten war. Sie unterhielten sich nicht einmal über die Werkzeugherstellung, obwohl sie andererseits ausführlich über ihr komplexes Sozialleben redeten. Es war, als ob sie nur beim persönlichen Umgang miteinander über Bewusstsein verfügten, nicht aber bei der Werkzeugfertigung und nicht einmal auf der Jagd.
    Nach einer Weile gewöhnte Emma sich daran. Sie sagte sich, dass sie auch viele Dinge tat, derer sie sich nicht bewusst war, zum Beispiel das Atmen und die Aufrechterhaltung der Herztätigkeit.
    Und sie erinnerte sich auch daran, wie sie recht komplexe Aufgaben erledigte, die Geschick, Urteilsvermögen und die Konzentration auf ein bestimmtes Ziel erfordert hatten, ohne dass sie sich dessen bewusst gewesen wäre – als sie zum Beispiel zur Arbeit gefahren war, dabei nur an Malenfants waghalsige Aktionen gedacht hatte und erst ›aufgewacht‹ war, als sie auf dem Parkplatz stand.
    Oder am Beispiel ihres Vaters, der in seiner Hobbywerkstatt schö-
    ne Möbel aus Holz angefertigt hatte, ohne dass er ihr zu sagen vermocht hätte, wie er das gemacht hatte; er konnte es ihr nur zeigen.
    Bei den Hams war dieser Radius des Unbewussten eben etwas größer, mehr nicht. Oder vielleicht vermochte man sich im Lauf der Zeit auch an alles zu gewöhnen.
    Überhaupt war es egal. Sie war nicht hier, um Experimente in hominider Kognition durchzuführen. Es genügte, dass sie ihre Jagdbeute in Form von Fisch, Kaninchen und anderem Viehzeug 350
    als subtile Bestechung einsetzte, um die Gunst der Hams zu erringen – oder um sich zumindest vor der Vertreibung zu schützen.
    Solcherart durchstreifte

Weitere Kostenlose Bücher