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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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entlang.
    Malenfant hatte nichts mehr gegessen und getrunken, seit die Eiferer ihm eins über den Schädel gezogen hatten. Er fühlte sich, als ob man ihn mit einem Baseball-Schläger traktiert hätte. Und nun lag er in einem quasi-mittelalterlichen Kerker im Dreck. Die Welt, von der er gekommen war – mit der NASA und Houston und Washington, mit allen Errungenschaften der modernen Technik –, 427
    schien völlig irreal und so flüchtig wie eine schillernde Seifenblase.
    Wie ein Traum.
    Was für eine Scheiße, sagte er sich.
    McCann hingegen wirkte geradezu enthusiastisch. »Ich sehe das Muster, Malenfant. Die Hams und Läufer haben weder den Intellekt, um zu rebellieren noch den Wunsch zur Flucht; im Gegensatz zu menschlichen Sklaven existiert der Begriff Freiheit für sie nicht. Und wenn man sie jung genug fängt, kann man sie leicht brechen wie ein junges Pferd. Wenn ein Mensch, sagen wir, zehn Ham-Capos kontrolliert und ein Ham wiederum zehn Läufer, dann hat man eine beachtliche Anzahl von Arbeitskräften. Und an der Spitze ist dieser Kamerad Lobegott Michael, von dem Sprigge gesprochen hat und der den Zehnten absahnt. Es ist wie ein gro-
    ßes, autarkes …«
    »Straflager«, sagte Malenfant bitter.
    »Oh, es ist noch viel mehr, Malenfant. Bedenken Sie, wie exakt die Schichten dieser kleinen Gesellschaft definiert sind. Sie haben die Menschen mit ihrer eigenen Rangordnung. Unter ihnen stehen die Hams, die ihrerseits die Läufer dominieren. Und weil in diesem Fall die niederen Ränge den höheren zugleich geistig unterlegen sind, ergibt sich eine soziale Ordnung, die die natürliche Ordnung widerspiegelt. Diese Hierarchie ist so stabil wie eine Kathe-drale.«
    »Ich dachte, Sie verachten die Eiferer«, sagte Malenfant missgelaunt. »Sie haben sie mir gegenüber mit keinem Wort erwähnt.«
    »Langsam glaube ich, dass ich sie unterschätzt habe, Malenfant.
    Natürlich ist dies ein widerwärtig schmutziger und blutiger Ort.
    Er ist grausam, Malenfant. Das bestreite ich nicht. Aber diejenigen, die die größten Grausamkeiten erdulden müssen, scheinen am wenigsten in der Lage zu sein, sie als solche zu erkennen. Und als soziales Arrangement ist es ideal und wunderbar. Effizienz ist bewundernswert, auch wenn man moralische Bedenken hat.«
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    Er klang begeistert, fast besessen, sagte Malenfant sich abwesend.
    Diese bizarre Stimmung, diese unkritische Verehrung der Eiferer war vielleicht nur ein Strohfeuer.
    Zum Teufel damit. Malenfant schloss die Augen.
    Trotzdem sah er Emmas Gesicht klar und deutlich vorm geistigen Auge, als stünde sie vor ihm. Er betastete die Ärmeltasche. Die Lupenlinse war noch immer dort. Sie fühlte sich hart und rund unter den Fingern an und war ein großer Trost.
    McCann ging zum Fenster, das nur ein unverglastes Loch in der Wand war. »Wir brauchen Wasser und Essen. Und sag ihm noch etwas, Sprigge! Sag deinem Lobegott Michael, dass wir Engländer sind! Wehe dir, wenn du es nicht tust!«
    McCann rüttelte ihn wach. »Wir haben eine Einladung zum Abendessen, Malenfant! Wie aufregend.«
    Ein bärbeißiger Eiferer hatte ihnen eine Holzschüssel mit Wasser gebracht. Sie hatten einen brennenden Durst, doch im spärlichen Licht, das durchs Fenster drang, sah das Wasser trübe aus.
    McCann zuckte die Achseln. »Was sein muss, muss sein.« Mit den Händen schöpfte er Wasser und trank es gierig.
    Malenfant folgte seinem Beispiel. Das Wasser schmeckte sauer, roch aber nicht.
    Als sie fertig waren, verwendeten sie den Rest, um sich zu waschen. Malenfant wusch eingetrocknetes Blut und Schmutz aus Wunden an den Füßen, Handgelenken und am Hals.
    McCann verwendete das Wasser als Pomade. Er holte sogar einen Schlips aus einer Jackentasche und knotete ihn sich um den Hals. »Der erste Eindruck ist ausschlaggebend«, sagte er zu Malenfant. »Die äußere Form. Wenn das stimmt, erledigt sich auch der Rest. Eh?«
    Die Tür wurde aufgestoßen, wobei die ledernen Angeln knarrten.
    Sprigge trat ein; er war noch immer so staubig wie in dem Mo-429
    ment, als sie nach dem Marsch durch die Ebene hier angekommen waren. »Eurem Wunsch wird entsprochen, Gentlemen.« Er hob die Faust. »Beim ersten Anzeichen von Widersetzlichkeit kommt mein Zorn über Euch.«
    McCann und Malenfant nickten stumm.
    Sie wurden aus der Hütte auf einen großen Hof geführt. Er bestand aus nacktem rotem Boden, der von menschlichen Füßen festgestampft war. Doch nun war er vom Regen aufgeweicht, und Malenfant spürte den Schlamm

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