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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich. Vielleicht ist das das einzige Werkzeug, das er zu fertigen vermag.
    Aber diese Fertigkeit hatte er zur Kunstform erhoben – es war ein so effizienter Prozess wie Essen oder Atmen. Der Kontrast zu der Art und Weise, wie die Leute sich bei der Errichtung des Zelts ab-gemüht hatten, hätte kaum größer sein können. Wie war es möglich, dass man in einem Bereich hervorragende Leistungen erbrachte und in einem anderen total versagte?
    Sie musste ihre bisherigen Vorstellungen revidieren und die vor-gefassten Meinungen über Bord werfen. Diese Leute sind nicht wie ich, sagte sie sich.
    Nach einiger Zeit stand Stein plötzlich auf. Er ließ den Hammer fallen, den Lendenschurz und sogar das Werkzeug, das er gemacht hatte, und ging davon.
    Emma blieb sitzen.
    Stein streifte durchs Gras, wühlte im roten Staub und hob Gesteinsbrocken oder vielleicht Knochen auf, die er gleich wieder wegwarf. Schließlich schien er gefunden zu haben, wonach er suchte.
    Doch dann wurde er durch einen Streit zwischen zwei jungen Männern abgelenkt. Er ließ den Knochen fallen und mischte bei den Handgreiflichkeiten mit, die schnell zu einer handfesten Rauferei ausarteten. Bald waren die drei in eine wüste Keilerei verwi-ckelt.
    Andere versammelten sich um die Kontrahenten und feuerten sie lautstark an. Schließlich schlug Stein einen der jungen Männer zu Boden und verscheuchte die anderen.
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    Schwer atmend und so verschwitzt, dass er wie ein nasser Fuchs stank, kehrte er zu dem Steinhaufen zurück, wo Emma geduldig wartete. Dort angekommen hielt er Ausschau nach dem Knochen – aber der war natürlich nicht mitgekommen. Er stieß einen bel-lenden Laut aus – anscheinend aus Frust –, stand wieder auf und setzte die Suche fort.
    Ein menschlicher Handwerker hätte wohl alle Werkzeuge bereit-gelegt, ehe er mit der Arbeit begann, sagte Emma sich.
    Stein kam mit einem neuen Knochen zurück. Er war rot, und es klebten noch Fleischfetzen daran. Emma schauderte bei der Vorstellung, woher er vielleicht stammte. Stein bearbeitete damit die Klinge der Obsidianaxt.
    Als er fertig war, ließ er das improvisierte Knochen-Werkzeug achtlos vor die Füße fallen. Er drehte und wendete die Axt in den Händen; sie war eine vier Zoll durchmessende Scheibe aus behaue-nem Stein und passte genau in seine starke Hand.
    Dann wog er die Klinge prüfend in der Hand und schabte sich damit am Hals.
    Mein Gott, sagte sie sich. Er rasiert sich.
    Er sah, dass sie ihn beobachtete. »Stein Stein!«, rief er und drehte sich weg. Plötzlich wirkte er schüchtern wie ein Teenager.
    Sie stand auf und ging davon.
    Schatten:
    Die Leute marschierten weiter und drangen auf der Suche nach Nahrung immer tiefer in den Wald ein. Sie sah Termite und Tolpatsch Hand in Hand, und sie folgte ihnen.
    Es hatte hier kürzlich geregnet. Die Vegetation war mit Feuchtigkeit gesättigt, und sie wurde nass gespritzt, wenn sie Büsche und niedrige Äste streifte. Die Tropfen funkelten in der Sonne, und die 74
    nassen Blätter leuchteten in hellem Grün. Das schwarze Haar der Leute war von rostroten Strähnen durchzogen und roch feucht und intensiv.
    Termite stieß auf einen Ameisenhügel, der mit kleinen Löchern durchsetzt war. Sie brach einen langen dünnen Zweig von einem Busch ab, riss die Triebe ab und kaute die Rinde ab, bis sie einen Stock hatte, der halb so lang wie ihr Arm war. Dann stocherte sie mit dem Stecken im Ameisenhügel herum.

Bald schwärmten die Ameisen aus dem Hügel aus. Termite stach den Stock in den Hügel, wartete einen Moment und zog ihn wieder heraus. Er war mit krabbelnden Ameisen bedeckt. Sie zog den Stock durch die andere Hand, so dass die Ameisen an der Handfläche abgestreift wurden. Sie leckte die Hand ab und zerkaute die Ameisen. Ein säuerlicher Geruch stieg auf. Dann stach sie den Stock wieder in den Hügel und holte sich einen Nachschlag.
    Schatten und die anderen Frauen und Kinder kamen auch mit Stöckchen an und beteiligten sich an der Mahlzeit. Sie mussten sich immer wieder der Ameisen erwehren, die an den Beinen der Leute hinaufkrabbelten. Es waren große Ameisen, deren Bisse schmerzhaft waren. Schattens Stock war zu dünn. Er bog sich durch und zerbrach schließlich, als sie ihn in den Hügel schieben wollte.
    Mehr Leute scharten sich um sie. Der Ameisenhügel wurde zum Mittelpunkt eines geselligen Treibens.
    Schatten wurde der Hektik bald überdrüssig. Sie richtete sich auf, wischte sich Schmutz von den Beinen und drang tiefer in den Wald

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