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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ihr Flehen in einen Wutausbruch um, und das kleine Fellknäuel rannte im Kreis herum und stampfte auf den Boden. Ihre Mutter packte sie und hielt das zappelnde Kind fest, bis es sich wieder beruhigt hatte. Tolpatsch nahm ein paar Raupen, die ihre Mutter ihr darbot. Doch dann täuschte Tolpatsch vor, dass sie satt sei und kämmte ihre Mutter mit kindlicher Fürsorge. Termite ließ es geschehen – und tat so, als ob sie nicht bemerkte, dass Tolpatsch sich zielstrebig an die Brust heran-arbeitete und sich einen kleinen Zug genehmigte.
    Schatten streckte sich im Gras aus und schlug behaglich die Beine übereinander. Mit der einen Hand pflückte sie Raupen von den Büschen, und die andere hatte sie unter den Kopf gelegt.
    Der wolkige Himmel hatte eine ausgewaschene Blaufärbung. Sie hatte eine vage Vorstellung von der Zukunft: Bald würde es dunkel werden, und es würde regnen, und sie würde nass werden und frieren. Aber viel weiter sah sie nicht voraus, kaum weiter als bis zur Helligkeit und Wärme der Sonne und dem weichen Gras, in dem sie lag. Sie entspannte sich und hatte warme und gelbe Gedanken.
    Sie hob die Hand vors Gesicht. Sie streckte die Finger und spreizte sie, so dass die Sonne durch die Spalten schien. Sie bewegte die Hand schnell hin und her und machte, dass die Sonne flackerte und tanzte.
    Mit einer fließenden, geschmeidigen Bewegung drehte sie sich um und kniete sich hin. Sie schaute auf den scharfen Schatten, den die Sonne auf den laubbedeckten Boden vor ihr warf. Sie hob die Hände und machte, dass der Schatten das gleiche tat, und dann spreizte sie die Finger und machte, dass Licht durch die Hände ihres Schattens fiel.
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    Sie stand auf, wirbelte herum und tanzte, und der Schatten, dieses andere Selbst, folgte ihrem Beispiel mit verzerrten und lustigen Bewegungen. Der Tanz war schaurig-schön.
    Der Wind drehte und trug einen Geruch von Rauch heran.
    Rauch und Feuer.
    Der Große Boss hielt inne und starrte ins Grün. Die Nüstern zuckten.
    Er suchte den Boden ab, bis er einen faustgroßen Stein fand und schleuderte den Stein gegen einen aus dem Boden ragenden Felsen, so dass er zersplitterte. Dann durchsuchte er die Bruchstücke mit Sorgfalt auf Splitter von der richtigen Größe und Schärfe.
    Schließlich richtete er sich mit den Händen voller Splitter auf.
    Aus einem Finger tropfte Blut. Er stieß den Schrei zum Sammeln aus – »Ai, ee!« – und marschierte, ohne sich umzudrehen, in westlicher Richtung weiter, woher der Rauch gekommen war. Sein Bruder kleiner Boss und ein anderer Mann aus der Führungsriege, Werfer, liefen ihm hinterher und folgten ihm dann in einem res-pektvollen Abstand von ein paar Schritten.
    Klaue hatte im Gras gehockt. Er stand nun auf und folgte den Männern unschlüssig.
    Der kleine Boss schlug Klaue so fest auf den Rücken, dass er vornüber fiel.
    Werfer riss ihn mit einem heftigen Ruck wieder auf die Füße.
    Werfer, ein großer Mann mit starken Händen und einer tödlichen Treffsicherheit beim Steinewerfen, war Termites Bruder – Klaues Onkel – und ihm deshalb wohl gesonnen. Jedenfalls mehr als die anderen Männer. Die beiden trotteten hinter dem Großen und dem kleinen Boss her.
    Termite nahm den Abgang der Männer mit einem Achselzucken zur Kenntnis und widmete sich wieder der Durchsicht der Büsche.
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Emma Stoney:
    Emma klammerte sich so lang wie möglich an den Schlaf. Erst als sie wirklich hellwach war, rollte sie sich steif und durchgefroren auf den Rücken. Sie sah den Himmel über sich, bleiern und trist.
    Immer noch hier, sagte sie sich. Scheiße. Und sie hatte Bauchschmerzen.
    Konnte man nichts machen.
    Sie verschwand hinter den Bäumen – aber immer noch so nah, dass sie das Fallschirmseide-Zelt im Auge hatte – und zog sich bis auf die Unterwäsche aus. Dann verrichtete sie ihre Notdurft, wobei ihr das Taschenmesser absurd um den Hals baumelte. Anschließend stellte sich die Frage, womit sie sich den Hintern ab-putzen sollte; die vertrockneten Blätter, mit denen sie es schon versucht hatte, waren einfach in der Hand zerbröselt.
    Wo bin ich? Die Antwort blieb aus.
    Vielleicht hatte sie tags zuvor einen Adrenalinstoß bekommen.
    Heute würde es noch schlimmer werden, sagte sie sich. An diesem Morgen fühlte sie sich elend – sie fror, war steif und verdreckt – und Angst hatte sich ihr in die Eingeweide gegraben.
    Sie zog sich wieder an und streute Blätter über den Haufen. Wir müssen unbedingt eine Latrine bauen, sagte sie sich.
    Sally und

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