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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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vor.
    Sie gelangte zu einer großen Palme und glaubte Stauden mit roten Früchten hoch über dem Boden zu erkennen. Sie erklomm den Baum, wobei die starken Arme und gelenkigen Beine sie schnell nach oben beförderten.
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    Schließlich fand sie die Früchte. Sie pflückte eine, dann noch eine. Sie verzehrte das schmackhafte Fruchtfleisch und ließ die Kerne auf den Boden tief unten fallen. Das war einer der höchsten Bäume des Walds. Der Himmel schien hier genauso nah, wie der Boden fern war.
    Augen beobachteten sie.
    Sie schrie auf, schreckte zurück und klammerte sich mit beiden Armen am Baumstamm fest.
    Sie sah ein Gesicht. Aber es war nicht wie ihres. Der Kopf hatte die ungefähre Größe von Schattens, aber es verlief ein dicker Knochenkamm über den Schädel, und er hatte hohe Wangenknochen mit starken Muskeln. Der mit hellbraunem Fell überzogene Körper war plump, und der Bauch aufgebläht. Zwei rosige Brustwarzen ragten aus dem Fell, und daran hing ein Kind, das Schatten aus großen fahlen Augen ansah. Das Kind hätte ein Zwilling von Tolpatsch sein können, wenn dieser knochige Schädel nicht schon seine besonderen Merkmale ausgeprägt hätte.
    Mutter und Kind waren Nussknacker-Leute.
    Emma Stoney:
    Der Bau eines Zeltes wollte nicht gelingen.
    Ein jüngerer Mann versuchte, Stangen aufzustellen. Es war Feuer, der Halbwüchsige, der sie mit der Raupe beglückt hatte. Weil er aber niemanden hatte, der ihm half, fanden die Stangen kein Widerlager und fielen einfach um. Trotzdem versuchte er es immer weiter. Einmal rannte er sogar um die Konstruktion herum und wollte die Schwerkraft überlisten, indem er die Stangen schneller aufstellte, als sie umfielen. Natürlich haute das nicht hin. Er schien durchaus zu wissen, was er bauen wollte, aber nicht, wie er es bewerkstelligen sollte.
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    Langsam ging Emma auf ihn zu.
    Feuer erschrak. Er taumelte rückwärts, und die Stangen kippten um.
    Sie zeigte ihm die offenen Hände und lächelte. »Feuer«, sagte sie und wies dann auf sich. »Emma. Erinnerst du dich?«
    »Feuer Feuer. Feuer Emma«, plapperte er schließlich.
    »Ja, Emma. Erinnerst du dich? Du hast mir doch die Raupe gegeben.« Sie deutete auf ihren Mund.
    Er riss die Augen auf. Dann sprintete er mit verblüffendem Tempo davon und kam mit einer Knolle wieder, die wie eine Kartoffel aussah. Hastig stopfte er sie ihr in den Mund, wobei er ihr mit seinen kräftigen Fingern fast den Kiefer auseinander gezwungen hät-te. Es tat auf jeden Fall weh.
    Sie kaute und schmeckte den Schmutz an seinen Fingern. Die Knolle war mächtig und stärkehaltig. »Danke.«
    Er grinste und machte einen Luftsprung wie ein großes Kind. Sie sah, dass er vor lauter Aufregung eine Erektion bekommen hatte.
    Sie vermied es geflissentlich, dorthin zu schauen; sie hatte auch so schon genug Probleme.
    »Ich werde dir helfen«, sagte sie und ging um den Stapel mit den Stangen herum. Sie nahm einen leicht aussehenden Ast und nutzte die Schulter als Widerlager, um ihn aufzurichten. Obwohl sie noch immer über ›Superkräfte‹ zu verfügen schien, machte der Ast ihr schwer zu schaffen.
    Zum Glück begriff Feuer ziemlich schnell, worum es ging.
    »Feuer, Emma, Feuer!« Er rannte umher und suchte weitere – zum Teil richtig schwere – Äste zusammen, hob sie auf, als wären sie aus Styropor und lehnte sie gegen ihre Äste.
    Die Äste stützten sich gegenseitig, und der ›Rohbau‹ des Zeltes stand – auch wenn es eine etwas wacklige Angelegenheit war. Doch dann warf Feuer im Überschwang weitere Äste gegen den kegelför-77
    migen Rahmen, bis das ganze Gebilde schließlich doch zusam-menstürzte.
    Feuer schrie seine Enttäuschung heraus. Er führte eine Art Tanz auf und trat heftig gegen die Äste. Dann suchte er die Stangen in einer Art zerstreuter Beharrlichkeit wieder zusammen.
    »Ich habe eine bessere Idee«, sagte Emma. Mit erhobener Hand bedeutete sie ihm zu warten und lief zu den verdreckten Überresten des Fallschirms. Sie schnitt ein Stück Schnur ab – wobei sie darauf achtete, das Messer vor den Blicken der Hominiden zu verbergen – und lief zurück.
    Feuer war inzwischen weggegangen, was auch zu erwarten gewesen war.
    Emma hockte sich auf den Boden und wartete, während Feuer weitere Knollen ausgrub, mit verblüffender Zielgenauigkeit Steine gegen einen Baum warf und einem Mädchen nachstellte – »Graben! Graben, Feuer, Graben!« Dann schaute er zufällig in Emmas Richtung und rannte wie ein Sprinter zu ihr hin. Unverzüglich

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