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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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und trieb wie Schneeflocken im Wind.
    Maxie lief freudig gurgelnd umher. Emma streckte die Hand aus und fing eine Flocke auf. Sie war gar nicht kalt – und Schnee war es auch nicht.
    Es war Asche.
    »Wir müssen auch gehen, nicht wahr?«, fragte Sally zögerlich.
    »Ja, wir müssen auch gehen.«
    »Aber wenn wir von hier weggehen, wie sollen sie uns dann finden?«
    Sie? Welche sie? Die Frage mutete Emma beinahe komisch an.
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    Aber sie wusste, dass Sally es ernst gemeint hatte. Sie hatten in stundenlanger Arbeit Emmas Fallschirmseide über Felsbrocken und in Baumkronen drapiert, in der Hoffnung, dass die Signalfar-be Aufmerksamkeit von Beobachtern in der Luft oder sogar aus dem Orbit erregen würde. Und sie hatten weiße Felsbrocken zu einer großen rechteckigen Markierung zusammengetragen. Freilich hatte bisher nichts davon zum Erfolg geführt.
    Aber es lag schon eine gewisse Logik darin, sich in der Nähe der Stelle aufzuhalten, wo das kreisförmige Portal sie ausgespuckt hatte. Die Vermutung war schließlich nicht so abwegig, dass das Portal eines Tages so plötzlich, wie es verschwunden war, wieder auf-tauchen würde – eine magische Tür, die ihnen den Weg nach Hause wies.
    Und es kam noch etwas hinzu: Wenn sie sich den Läufern an-schlossen – wenn sie mit diesen schlaksigen nackten Quasi-Menschen den Marsch ins Ungewisse antraten –, wäre das ein Zeichen der Resignation. Die Anerkenntnis, dass sie ihr Schicksal mit dem der Läufer verbanden, dass sie das nun als ihr Leben akzeptierten, ein Leben in primitiven Behausungen, mit Nahrung in Form von Beeren aus dem Wald und, wenn sie Glück hatten, Fetzen vorgekauten, rohen Fleisches. So wäre es für den Rest ihres Lebens.
    Emma wusste aber nicht, was, zum Teufel, sie sonst tun sollten.
    Also fanden sie einen Kompromiss. Sie verbrachten eine halbe Stunde damit, die größten und hellsten Felsbrocken, die sie zu schleppen vermochten, zusammenzutragen und zu einem großen Pfeil anzuordnen, der von der primitiven Feuerstelle der Läufer nach Osten wies. Dann packten sie so viel von der Ausrüstung zusammen, wie sie in Säcken aus Fallschirmseide unterbrachten und folgten den Spuren der Läufer.
    Emma machte bewusst einen Bogen um einen flachen Haufen Knochen, der im Gras lag. Sie war froh, dass Sally nie auf die Idee 136
    gekommen war, bohrende Fragen über den Verbleib der Leiche ihres Manns zu stellen.
    Die Tage vergingen.
    Ihr Weg schlängelte sich um natürliche Hindernisse – sumpfiges Marschland, dichten Wald, vegetationslose Einöden –, aber sie erkannte trotzdem, dass die grobe Richtung, in der sie sich bewegten, Osten war. Sie entfernten sich stetig von der dräuenden Aschewolke.
    Die Läufer schienen Grasland mit vereinzelten Bäumen, die ihnen Deckung gaben, zu bevorzugen. Sie nahmen Umwege in Kauf, um sich in solchem Gelände zu bewegen – zumal Emma sich auch eingestand, dass sie sich in solchen parkartigen Landschaften vergleichsweise wohler fühlte als in dichten Wäldern oder auf freien Ebenen. Vielleicht war es kein Zufall, dass Menschen Parks anleg-ten, die sie unbewusst an solche Savannen-Landschaften erinnerten. Wir sind wohl alle irgendwo Afrikaner, sagte sie sich.
    Sie war freilich keine Expertin für Botanik, weder für afrikanische noch für sonstige Vegetation. Allerdings hatte sie den Eindruck, dass es hier viele farnartige Bäume gab und nur wenige blü-
    hende Pflanzen, als ob die hiesige Flora primitiver war als auf der Erde. Also ein Spaziergang in der Kreidezeit.
    Was die Fauna betraf, sie sahen Herden antilopenähnlicher Tiere. Zum Teil waren sie schlank und flink und stoben bei der An-näherung der Läufer davon, zum Teil gab es große, plumpe und haarige Tiere, die die Savanne in Rudeln und in schwerem Trott durchzogen. Die Tiere hielten sich auf Distanz, und sie war auch ganz froh darüber. Aber auch die Tiere erschienen ihr nicht typisch afrikanisch: Sie sah weder Elefanten noch Zebras oder Giraf-fen. (Allerdings gab es auch kaum noch Elefanten in Afrika, sagte sie sich.)
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    Und sie wurde sich bewusst, dass sie von Räubern umgeben war.
    Einmal hörte Emma das kehlige, hallende Brüllen einer Kreatur, die ein Löwe sein musste. Ein paar Mal erspähte sie Katzen, die am Rand von Wäldern durchs Gehölz schlichen: Geparden vielleicht.
    Und einmal stießen sie auf eine Herde – nein, einen Schwarm in großer, häßlicher Fleisch fressender Vögel.
    Die Laufvögel bewegten sich mit merkwürdiger Nervosität in einer

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