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Das Multiversum 3 Ursprung

Das Multiversum 3 Ursprung

Titel: Das Multiversum 3 Ursprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Situation, wo viele Leute sicher versagt hätten, Überlebensfähigkeit entwickelt.
    Außerdem hatte sie viele Dinge geleistet, mit denen Emma nicht aufzuwarten vermochte. Nicht zuletzt Kindererziehung. Maxie war ein so fröhliches, gesundes und intelligentes Kind, wie ein Kind in diesem Alter es nur sein konnte. Und dann hatte Sally noch eine zwölfjährige Tochter, Sarah, die wegen der Schule zuhause in Boston geblieben war, während die Eltern in Afrika einen ausgedehnten Abenteuer-Urlaub machten.
    Doch nun war diese Sarah praktisch eine Waise. Sally sagte Em-ma, selbst wenn sie nicht mehr nach Hause zurückkehrte, wüsste sie, dass ihre Schwester sich des Mädchens annehmen würde und dass das Testament ihres Vaters und die Auszahlung der Lebens-versicherung für den Schulabschluss reichen würde und noch für mehr. Aber sie litt sichtlich darunter, dass sie Sarah nicht über das Schicksal der Familie informieren konnte.
    Es mutete Emma seltsam an, über Testamente und trauernde Verwandte zu sprechen – als ob sie Zombies wären, die hier auf diesem neuen Mond wandelten und nur zu blöd waren, um zu erkennen, dass sie tot waren –, aber sie vermutete, dass es ihrer Familie ebenso ging. In ihrem Testament hatte sie ihr ganzes Vermö-
    gen Malenfant vermacht, der sich nun mit ihrer Mutter, Schwester und dem Rest der Familie auseinandersetzen musste. Und ihr Ar-beitgeber würde nun wahrscheinlich nach einem Nachfolger suchen, um das ›emmaförmige‹ Loch in der Belegschaft zu füllen.
    Doch irgendwie glaubte sie nicht, dass Malenfant um sie trauern würde. Sie stellte sich vor, wie er einen kühnen Plan ausarbeitete, um herauszufinden, was mit ihr geschehen war, ihr eine Botschaft zu schicken oder sie sogar nach Hause zurückzubringen.
    Gib nicht auf, Malenfant! Ich warte hier auf dich. Zumal es deine Schuld ist, dass ich hier festsitze.
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    Eines Tages gegen Mittag, als die Sonne hoch im Süden stand, machte die Gruppe an einem Wasserloch Halt.
    Die drei Menschen ließen sich im Schatten einer großen Pseudo-Eiche nieder, während die Läufer aßen, tranken, Werkzeuge machten, spielten, miteinander kopulierten oder schliefen – alles in der für sie typischen unkoordinierten Art und Weise. Maxie spielte mit einem Kind, einem lebhaften kleinen Mädchen mit hellbraunem Haar und einem lieben, aber beängstigend affenartigen Gesicht.
    Ein feiner Schnee aus Vulkanasche rieselte auf die Läufer und färbte ihre schwarzen Leiber weiß und grau.
    Die Frau namens Holz kam scheu auf Emma und Sally zu. Sie hatte die Hand auf den Unterleib gelegt. Emma war zuvor schon aufgefallen, dass sie eine Wunde direkt über der Scham hatte. Sie bedeckte sie mit der Hand, und nachts krümmte sie sich zusammen und wimmerte leise.
    Emma setzte sich auf. »Glauben Sie, dass sie unsre Hilfe will?«
    Vielleicht hatten die Läufer doch mitbekommen, wie sie das Kind behandelt hatte, das an Framboesie erkrankt war.
    »Selbst wenn, beachten Sie sie nicht. Wir sind nicht vom Roten Kreuz.«
    Emma stand auf und ging langsam auf die Frau zu. Holz wich erschrocken zurück. Emma machte beruhigende Laute. Sie fasste die Frau am Arm und zog sanft die Hand weg.
    »O Gott«, sagte sie leise.
    Sie sah einen erhabenen schwarzen Infektionsherd so groß wie ihre Handfläche. In der Mitte war ein rosig gerändertes Loch, das so tief war, dass sie die Fingerspitze hätte hineinstecken können.
    Wenn Holz atmete, bewegten die Ränder des Lochs sich leicht.
    Sally kam zu ihr. »Das ist ein offenes Geschwür. Sie hat keine Chance.«
    Emma kramte im kleinen Verbandkasten.
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    »Tun Sie das nicht«, sagte Sally. »Wir brauchen das Zeug.«
    »Wir haben kein Verbandsmaterial mehr«, murmelte Emma.
    »Das liegt daran, dass wir es schon verbraucht haben«, sagte Sally gepresst.
    Emma fand eine Tube Savlon. Sie nahm das Taschenmesser und schnitt einen Streifen Fallschirmseide ab. Das Geschwür stank wie traniger Fisch. Sie drückte Savlon ins Loch und wickelte der Frau den Gewebestreifen um die Hüfte.
    Holz ging weg und zupfte verwundert an dem Verband. Sie schien irgendwie mit sich zufrieden. Emma stellte fest, dass sie fast die ganze Salbe aufgebraucht hatte.
    Sally blickte finster. »Hören Sie mir zu. Während Sie die Medi-zinfrau für diese Flachköpfe spielen …« Sie musste sichtlich an sich halten, um nicht die Beherrschung zu verlieren. »Ich weiß nicht, wie lang ich das noch aushalte. Meine Füße sind blutige Klumpen. Jedes Gelenk schmerzt.« Sie

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