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Das Multiversum Omnibus

Das Multiversum Omnibus

Titel: Das Multiversum Omnibus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Geschäftsplan überprüfen? Wem würde ich ihn sonst vorlegen außer meinem Schwager bei der NASA? Schließlich verfügt die NASA über die einzigen Raketenexperten, richtig?
    Aber die NASA gibt einem ständig die gleiche Antwort. Es wird nicht funktionieren. Sonst würde die NASA es selbst durchführen, aber wir tun es eben nicht. Alles, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie sich nicht nur aufs Urteil der NASA verlassen. Holen Sie so viele Mei-nungen wie möglich ein. Und suchen Sie in der Geschichte der bürokratischen und politischen Mühle der NASA nach ähnlichen Initiativen, die in der Vergangenheit abgewürgt wurden.«
    Das sorgte für Unruhe im Raum, und es wurden sogar ein paar Buh-Rufe laut, aber das focht ihn nicht an.
    »Ich möchte Ihnen zeigen, wohin ich gehen will.« Er rief das unscharfe Radarbild eines Asteroiden auf, eines großen Gesteinsbrockens. »Dieses ›Grundstück‹ trägt die Bezeichnung Reinmuth. Es handelt sich um einen erdnahen Asteroiden, der 2005 entdeckt wurde. In der Nomenklatur der Astronomen wird er als M-Typ bezeichnet und besteht aus massivem Nickel-Eisen mit den Eigenschaften eines natürlichen Edelstahls.
    Ein Kubikkilometer dürfte sieben Milliarden Tonnen Eisen, eine Milliarde Tonne Nickel und genug Kobalt für die nächsten dreitausend Jahre enthalten. Bei vorsichtiger Schätzung hätte er einen Wert von sechs Billiarden Dollar. Wenn wir ihn ausbeuteten, würden wir unsre Volkswirtschaft revolutionieren, ja sogar die Welt-wirtschaft.«
    Wie kommen Sie darauf dass die Regierung ein Programm zur Kolonisierung des Weltraums überhaupt unterstützt?
    »Das erwarte ich auch gar nicht. Ich will nur nicht, dass sie mir Schwierigkeiten macht. Na schön, vielleicht könnte die Regierung in kurzfristige experimentelle Arbeiten investieren, um das techni-87
    sche Risiko zu verringern.« Dies wurde mit Kopfnicken quittiert.
    »Und die Regierung könnte Starthilfe geben – wie durch das Gesetz von 1925, als die Regierung mit den neuen Fluggesellschaften Verträge über Postbeförderung abschloss. Aber das wäre bloßes Beiwerk. Dieses Programm heißt nicht umsonst ›Stiefel schnüren‹.
    Wir haben ein Beispiel aus der Geschichte. Das Britische Empire erwirtschaftete Gewinn. Wie? Die Briten errichteten ein System aus Charter-Gesellschaften, um potenzielle Kolonien zu entwickeln.
    Die Gesellschaften mussten die Kosten für Verwaltung und Infrastruktur selbst tragen: Sie stellten die Regierung, erhoben Steuern, unterhielten eine Polizeitruppe und etablierten ein Justizwesen.
    Nur wenn ein Gebiet sich als profitabel erwies, wurde die britische Regierung aktiv und übernahm die Oberhoheit.
    Die Franzosen und Deutschen hielten es genau umgekehrt: Die Regierung folgte durch Ausbeutung und Handel. Um 1900 hatte die Kolonialbesatzung die französische Regierung den Gegenwert von Milliarden Dollar gekostet. Wir wollen nicht den gleichen Fehler machen.
    Wir glauben, dass die Verträge über die Erschließung der Weltraum-Ressourcen veraltet, nicht praktikabel und wohl auch gar nicht durchsetzbar sind. Wir glauben, dass es Sache der US-Regierung ist, diese Verträge zu kündigen und Charter-Entwicklungsver-träge auf Grundlage der Kriterien anzubieten, wie ich sie skizziert habe. Was wir hier zur Diskussion stellen ist die Kolonisierung des Sonnensystems und die Ausbeutung seiner Ressourcen durch die Vereinigten Staaten – ohne dass der amerikanische Steuerzahler dadurch belastet würde. Und wir alle werden dabei reich wie Krö-
    sus.«
    Das wurde mit spärlichem Applaus belohnt.
    Er trat nach vorn an den Rand der Bühne. Vor sich hatte er ein Meer aus Gesichtern – natürlich überwiegend Männer, die meisten über fünfzig und stockkonservativ. Es waren auch Beauftragte sei-88
    ner Partner-Unternehmen anwesend – Aerojet und Honeywell, die Deutsche Aerospace und Scaled Composites, Inc., Martin Marietta und andere – sowie Beauftragte der großen Investoren, die er noch für sich gewinnen musste. Außerdem ein paar NASA-Manager und sogar zwei uniformierte USASF-Offiziere. Personen, die an den Schalthebeln der Macht saßen, die Gestalter der Zukunft und ein paar eingefleischte Gegner.
    Er wog seine Worte sorgfältig.
    »Das ist kein Spiel, das wir hier spielen. Nüchtern betrachtet haben wir auch gar keine Wahl.
    Ich habe die Aufsätze der Weltraumkolonie-Visionäre der 60er und 70er verschlungen. O'Neill zum Beispiel. Erinnern Sie sich an ihn? Das war der mit den Weltraum-Städten. Diese

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