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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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vielleicht nicht?«
    »Wir haben 1958, ganz recht. Aber ich hab’ nicht die leiseste Ahnung, ob es das richtige 1958 ist oder nicht. Sieht mehr nach einer Erinnerung aus als nach dem echten 1958. Vielleicht sind die Dinge in Wirklichkeit gar nicht so, wie sie sein sollten, wenn man sich in der Zeit zurückversetzt. Vielleicht verdirbt die Gegenwart, wenn sie zur Vergangenheit wird? Alles wird durcheinandergeworfen oder so. Fragmente. Je weiter man zurückgeht, desto größer ist der Wirrwarr, den man vorfindet.«
    »Klingt möglich«, sagte Jovil. »Und was ist dann mit dem da?« Er deutete mit der freien Hand auf die verhüllte Gestalt am Boden, die anfing, sich gegen ihre Fesseln zu sträuben.
    »Er sieht zumindest aus wie der echte Dr. McCoy. Aber hören Sie, Chef, ich glaube, jetzt ist eher der geeignete Zeitpunkt zum Verschwinden, als fruchtlose Mutmaßungen anzustellen.«
    »Ich schätze, du hast recht.« Jovil schob den Zeitkohl in seine oberste Tasche, zerrte den gefesselten Presley auf die Beine und warf ihn sich über die Schulter. Dann bückte er sich, um das kleine schwarze Kästlein und den tragbaren Monitor aufzuheben. Er mühte sich tapfer mit dem kombinierten Gewicht seiner Lasten und stolperte einen sanften Abhang hinunter, an dessen Ende weitere künstliche Hecken im Boden steckten.
    »Wieso weiß ich eigentlich so genau, daß genau hinter dieser Hecke ein Wagen geparkt steht, unverschlossen und mit den Schlüsseln im Zündschloß?« fragte Jovil.
    »Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie ich, Boß«, kam die erstickte Antwort.
    »Am besten, wir denken nicht drüber nach, eh?«
     
    Die Vorstandsbar im Gebäude von Erdlinge Inc. war ein weiterer Triumph der Pflanzkelle von Capability Crabshaw. Ein prachtvoller neo-gotischer Raum mit einem wunderbaren Ausblick, der wie ein Karbunkel aus der oberen Region des mächtigen Spiralturms wuchs und von Sonnenlicht umflutet wurde. Sie war unterteilt in elegante Boudoirs, von denen jedes einzelne durch einen eigenen kleinen Springbrunnen aufgelockert wurde. Die Springbrunnen schleuderten aromatisches Wasser über Millionen winziger Glaskugeln, die jede für sich leise melodische Töne von sich gaben.
    Doch die Schönheit all dessen entging Fergus Shaman im Augenblick vollkommen. Er war am Boden zerstört. Er spähte in den Bauch seiner Cocktail-Lilie und seufzte schwer. Fünfzig Stockwerke unter ihm lag ein Hüter des Archivs tot vor seiner wild blinkenden Konsole.
    Irgend jemand hatte im Hauptquartier des größten Fernsehsenders der gesamten Galaxis einen Mord begangen und irgendeinen… was? Fergus Shaman dachte sorgfältig nach. Wahrscheinlich irgendeinen Virus in das System eingeschleust. Und dieser jemand mußte Jovil Jspht gewesen sein. Es gab keine andere plausible Erklärung. Und das einzige Individuum auf dem gesamten Planeten, das die schreckliche Wahrheit kannte, war er, Fergus »O je, bei Gottes Nase, was habe ich nur getan?« Shaman. Was hatte er getan? Dieser Jovil Jspht war offensichtlich ein Fall für den Komposthaufen. Total verrückt.
    Eine Kellnerin in einem einteiligen hautengen Mooskostüm näherte sich. »Möchten Sie vielleicht noch einen, Mister Shaman?«
    Unter normalen Umständen hätte Fergus augenblicklich Annäherungsversuche unternommen. Schließlich hatte er einen Ruf zu verteidigen.
    Doch an diesem Abend war er einfach nicht in der Stimmung dazu.
    »Das gleiche noch mal«, murmelte er, ohne aufzublicken. »Und machen Sie ruhig einen Doppelten daraus.«
    Die Sirene wandte sich beleidigt auf ihren Fünf-Zoll-Wurzelpumps um und wackelte hüftschwingend von dannen. Die verlorene Seele versank in weiteres Elend. Große Schwierigkeiten standen bevor. Waren bereits eingetroffen, soweit er es beurteilen konnte. Ohne eine Möglichkeit, auf das Archiv zuzugreifen, besaß er keinerlei Möglichkeit herauszufinden, was Jovil im Schilde führte. Im Schilde geführt hatte.
    Die Kellnerin kehrte zurück, diesmal mit einem beträchtlich vergrößerten Ausschnitt und einem Gutteil unbedeckter Hüfte. Sie schob ihm den Drink hin. Fergus hob zwischen ihren Brüsten den Kopf.
    »Sehen Sie hin und wieder Die Erdlinge?« fragte er.
    Die Sirene zuckte die Schultern. »Warum? Ist das neuerdings Pflicht?«
    »Nein. Ich hab’ mich nur gefragt.«
    »Na ja, hin und wieder. Aber…«
    »Aber was?«
    Die junge Frau streckte sich. Und während sie das tat, teilte sich das Mooskostüm an gewissen Schlüsselstellen. Es war hemmungslose Erotik.
    »Nun?«

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