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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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gewährten Amnestie überbringen.«
    »Amnestie?« Gloria traute ihren Ohren nicht. »Das sind subversive Elemente! Die Devianti ernähren sich von Menschenfleisch!«
    »Wollen Sie mich etwa in Frage stellen, Gloria?« Rex bemerkte das Flackern in den Augen des Heiligen.
    »Nein.« Gloria senkte den Blick. Rex sah zu, wie sie sich abwandte und ging. Seine Augen blieben auf der offenen Tür haften. Das war absolut nicht zum Lachen. Diese Irren würden ihn umbringen. Und er hatte gerade angefangen, das Leben schätzen zu lernen. Über Möglichkeiten nachzudenken. Er hatte den Himmel gesehen. Er wandte sich zu dem Dalai Dan um.
    »Diese Devianti. Wie soll ich sie denn überzeugen?«
    Der Dalai klopfte ihm auf die Schulter. »Sie werden schon einen Weg finden, mein Sohn. Sie sind jung und einfallsreich, und wie es scheint, blicken die Götter wohlgesonnen auf Sie herab. Meine Gedanken werden bei Ihnen sein.« Rex hatte das ungewisse Gefühl, daß der Dalai es wortwörtlich meinte.
    »Bringen Sie diesen Blutaxt zurück. Wie ist mir ganz egal.« Er reichte Rex einen transparenten Würfel. »Sie finden alles hier drin. Die Stromleitungen sind inzwischen in den Bordcomputer des Flugwagens einprogrammiert. Der Bonus wird Ihnen sicherlich gefallen. Angesichts der Rente, die Sie damit erreichen, wollen Sie vielleicht morgen schon aufhören zu arbeiten.«
    Rex drehte den Würfel in der Hand. Das war Wahnsinn. Er setzte sein Leben aufs Spiel, und wozu? Für lumpige Kredits? Doch irgend etwas überredete ihn. Eine sanfte Stimme, die in sein Ohr flüsterte. Eine verführerische Stimme. Sie sagte: »Mach es.«
    »In Ordnung.« Rex schüttelte dem Dalai Dan die dargebotene Hand. »Ich mach’s.«
     
    Der Techniker mit den ölverschmierten Fingern führte Rex durch die Wagenhalle zu seinem Fahrzeug. »Sie bringen ihn auch bestimmt wieder zurück?« fragte er und musterte Rex mißtrauisch.
    Rex zuckte die Schultern. »Wer weiß? Das Leitsystem ist auch ganz sicher neu programmiert worden?«
    »Das ist es inzwischen«, antwortete der zurückgestufte Maurice Webb und betastete ein paar empfindliche Körperstellen, denen die unwillkommene Aufmerksamkeit der Security-Schlagstöcke zuteil geworden war. »Fahren Sie bloß vorsichtig, ja?«
    »Noch einen weiteren Tag«, entgegnete Rex und kletterte ins Cockpit. Er schloß die Kanzel über sich, bevor er den Würfel in den Aufnahmeschlitz schob und dem EYESPY das Auge zeigte.
    Der Wagen machte einen Satz in den düsteren Himmel hinauf, über dem, wie Rex inzwischen wußte, strahlend blaues Wetter herrschte. Seine potentiellen Einkünfte füllten den Schirm. Rex’ rudimentäre Kenntnisse der Mathematik reichten nicht aus, um die Summe zu benennen, doch die Anzahl von Nullen hinter der Ziffer sah wirklich sehr beeindruckend aus. Seine Armbanduhr hatte früher einmal über einen funktionierenden Taschenrechner verfügt, doch das war lange her. Er klopfte gegen das langsam siechende Ding an seinem Handgelenk. Zwei Uhr dreißig, sagte es. Der Wagen flog dröhnend weiter. Alles knirschte und krachte, während er magenumdrehende Manöver durchführte, von denen Rex völlig zu Recht annahm, daß es sich um das Resultat einer dilettantischen Programmierung handelte. Nach einer Weile ging das Fahrzeug in einen steilen Sinkflug über, um schließlich mit einem dumpfen Schlag auf dem Gelände des Hotels California zu landen.
     
    Rambo Blutaxt wußte nichts von Rex’ Ankunft. Er und seine Anhänger knieten im Gebet vor dem verwirrt dreinblickenden Mann in dem goldenen Anzug. Der Bursche starrte leeren Blickes in seine hohlen Hände, wo ein kleines grünes Ding vegetarischer Provenienz ruhte.
    »Herr.« Rambo Blutaxt hielt dem Goldenen einen Teller mit gegrilltem menschlichem Fleisch hin. »Möchtest du mit uns das Abendmahl teilen?«
    Elvis Presley schien aus seiner Starre zu erwachen. »Wo zum Teufel bin ich?« fragte er, was für seine Art zu denken eine ziemlich vernünftige Frage war.
    »Im Hotel California, Herr.«
    »California? Ich kenne Kalifornien. Dort riecht es ganz anders.« Elvis kniff sich die Nase zu. »Das hier riecht eher nach Philadelphia.« Und weil die Devianti noch nie etwas von W. C. Fields gelesen hatten, entging ihnen der Witz dieser Bemerkung, zusammen mit zahlreichen anderen.
    »Wir sind deine treuen Diener, Herr.«
    »Dann hört mit diesem ›Herr‹-Scheiß auf, Bruder. Ich bin der King.«
    »Er ist es, ganz sicher, Rambo«, flüsterte Eric Todesklinge. »Deine Mutmaßungen

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