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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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verneigte sich vor den zuschauenden Millionen.
    »Ich würde nicht hierbleiben und darauf warten, daß sie um eine Zugabe bitten«, sagte der kleine Zeitkohl. »Ich denke im Gegenteil, wir sollten jetzt besser von hier verschwinden, Chef.«
    Die Securityleute platzten in das Studio. Alle ausgerüstet mit Stun-Anzügen, verspiegelten Visieren und schweren Schlagstöcken. Sie kamen von allen Seiten, um sich kopfüber in eine Orgie ungezügelter Gewalt zu stürzen. Doch die Schläge, die sie austeilten, trafen niemanden außer ihren eigenen Kameraden. Von Elvis Presley und seinem kleinen vegetarischen Freund war nirgendwo mehr eine Spur zu sehen.
    Alles ging sehr schnell sehr weit den Bach hinunter, und das vor den Zuschauern zweier Welten. Und dann war die Show zu Ende. Und nächste Woche würden alle ohne Ausnahme wieder einschalten.
     
    Dan kauerte auf seinem Sofa. Das Cocktailglas war nicht weit von seinem Mund entfernt. Hinter ihm ging Gloria auf und ab. Ihre Gedanken waren alles andere als Musik in den metaphysischen Ohren des Dalai. »Hören Sie endlich auf damit, verdammt noch mal! Ich krieg’ Kopfschmerzen davon. Sehen Sie sich das an! Sehen Sie sich das nur an!« Dan wiederholte die Videoaufzeichnung der Show ein weiteres Mal. »Da, sehen Sie? Er verschwindet einfach! Verschwunden. Weg. Hier, sehen Sie genau hin.«
    »Ich hab’s bereits gesehen. Ich hab’s so oft gesehen, bis ich angefangen hab’ zu schielen. Diesmal haben Sie wirklich gründlichen Mist gebaut.«
    »Ich? Aber woher sollte ich das wissen?«
    »Ich dachte, Sie wüßten alles?«
    »Das tue ich auch. Nun ja, beinahe alles.«
    »Sie bringen meinen Bruder um, und dann lassen Sie zu, daß dieser Clown Sie wie einen Dummkopf aussehen läßt, und das in Ihrer eigenen Show! Ich wette, Päpstin Johanna macht sich in die Gewänder vor Lachen.«
    »Halten Sie die Klappe. Das ist eine ernste Geschichte! Begreifen Sie denn nicht, wer das war?«
    »Ich hab’ nicht die leiseste Ahnung, und es ist mir völlig egal.«
    »Es war SUN!« krächzte der Dalai Dan, bevor er das Glas mit einem Schluck leerte und dann nach der Flasche griff, um es nachzufüllen. »Es war SUN höchstpersönlich!«
    »SUN?« Gloria blickte den Dalai Dan verblüfft an. »Was denn, Sie meinen den SUN, von der Vinylplatte?«
    »Genau diesen. Ich wußte, daß etwas wirklich Großes in der Luft liegt.«
    »Aber wie? Ich meine, das ist doch unmöglich! Er muß lange vor dem NHE gestorben sein!« Gloria warf sich schwer atmend in einen Sessel. »Das kann nicht sein.« Sie kaute auf ihrer Unterlippe. »Ich will es hören«, sagte sie unvermittelt.
    »Was denn, die Aufnahme? Mit dem Holophon? Ganz gewiß nicht. Das würden Sie niemals aushalten.«
    »Ich will es hören!«
    Dan musterte sie mit einem merkwürdigen Blick. »Irgendwie scheint alles miteinander verbunden zu sein.« Seine Stimme war völlig tonlos. »Irgend etwas zwischen ihm und mir und Was-weiß-ich-wem ist irgendwo dort drinnen.«
    »Dann will ich es erst recht hören.«
    »Also schön. Vielleicht haben Sie recht.« Dan nahm den Kopfhörer und wischte die kleinen Plastikstöpsel sauber. »Ich hätte ihn augenblicklich umbringen lassen sollen, als wir ihn in Rex’ Wagen fanden. Ich hätte es direkt merken müssen.«
    »Und warum haben Sie das nicht?«
    Dan setzte den Kopfhörer auf Glorias Haar und drückte die Plastikstöpsel in ihre Ohren. »Ich weiß es nicht«, antwortete er mit entwaffnender Offenheit. »Sind Sie bereit?«
    Gloria nickte.
    Dan steckte den Stecker in die Buchse und stellte die Intensität auf die geringste Stufe. Gloria nickte erneut.
    Dan betätigte den Netzschalter.
     
    WELL I’VE PLACE DOWN
    OF SINCE FOUND TO AT LONELY
    MY A DWELL THE STREET
    BABY NEW IT’S END AT
    LEFT
    ME HEARTBREAK
    HOTEL…
     
    Die Worte bogen und verdrehten sich, und in jedem einzelnen steckte ein neues Gesicht oder eine neue Gestalt. Signale blitzten auf. Menschen rannten. Eine Frau mit einem Messer ragte drohend auf. Die Zeit rannte vorwärts und seitwärts. Menschen brannten. Flammen schossen in den Himmel.
     
    EVER SO LONELY YOU COULD DIE
    Stecker raus.
     
    »Alles wieder in Ordnung mit dir, meine Liebe?« erkundigte sich Mrs. Vrillium besorgt, während sie Glorias Stirn mit etwas Kühlem betupfte. »Sehen Sie sich nur an, in welchem Zustand die Ärmste ist! Was haben Sie bloß mit ihr angestellt?«
    »Fragen Sie sie, was sie gesehen hat.«
    »Nicht jetzt. Sie hat sich selbst beschmutzt. Gehen Sie jetzt, ja?«
    »Ich muß

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