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Das Musical

Das Musical

Titel: Das Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Rankin
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wog seine Chancen ab. Das Gewicht sank stark auf die Seite mit der Überschrift ›Unter gar keinen Umständen‹ Er blieb vorsichtig hinter der Deckung seines Sessels, während er rückwärts in Richtung des Badezimmers schlich. Warum genau er ausgerechnet ins Badezimmer wollte, war ihm selbst nicht so ganz klar. Das übelriechende Waschloch besaß kein Fenster unter den wenigen Dingen, die zu seinen Gunsten sprachen.
    »Ich kann verdammt noch mal nichts sehen!« Die Stimme gehörte Rambo. »Eric, geh und lock den kleinen Drecksack aus seinem Versteck. Sei ein guter Junge.«
    »Du hast den Equalizer. Geh doch selbst und lock ihn raus.«
    »Also wirklich, Eric.«
    »Leck mich, Rambo.«
    »Eric«, sagte Rambo.
    »Rambo?« sagte Eric.
    »Eric, es ist eine altbekannte und leicht verifizierbare Tatsache, daß derjenige mit der Waffe in der Hand auch die Befehle erteilt.«
    »Aber vor einer Minute hab’ ich die Waffe noch in der Hand gehalten!«
    »Aber jetzt hältst du sie nicht mehr in der Hand, oder doch?«
    »Nein, ich…«
    »Eric, ich hab’ die Pistole, und du hast nur noch ein halbes Gehirn. Und jetzt sag mir bitte, ganz unparteiisch betrachtet – wer von uns beiden sollte die Befehle erteilen, und wer sollte den kleinen Dreckskerl aus seiner Deckung verscheuchen?«
    »Das ist doch wieder eine von deinen verdammten Suggestivfragen!«
    »Eric, entweder du treibst jetzt den kleinen Dreckskerl aus seiner Deckung, oder ich schieße dich tot.«
    »Komm raus!« brüllte Eric. »Los, komm raus, wo auch immer du dich versteckst.« Er wedelte mit den Händen, um den Pulverdampf zu vertreiben, und trat wahllos gegen Rex Mundis Einrichtungsgegenstände.
    Rex schloß die Badezimmertür hinter sich, so leise es ging. Unnötig zu erwähnen, daß die Tür kein Schloß besaß. Rex lehnte sich von innen dagegen und atmete schwer. Er steckte in ernsten Schwierigkeiten, daran bestand überhaupt kein Zweifel.
     
    »Fergus«, sagte Mungo Madoc. »Das ist wirklich eine höchst bedauerliche Geschichte.«
    Fergus machte eine besorgte Miene und nickte eifrig, und dann zuckte er zusammen, als Mungos Mediziner sich an dem rohen Fleisch zu schaffen machten. Sie befanden sich in der Krankenabteilung des Senders. Sie war mit nichts zu vergleichen, was es auf der Erde gab.
    »Er hält Lavinius Wisten als Geisel«, sagte Mungo.
    Fergus nickte einmal mehr.
    »Und mein Ohr«, fügte Mungo hinzu.
    »Wisten ist möglicherweise entbehrlich«, wagte sich Fergus vor.
    »Aber nicht mein Ohr!«
    »Nein, ganz sicher nicht, Sir.«
    »Fergus, bitte kriegen Sie das jetzt nicht in den falschen Hals. Aber ich habe das Gefühl, als sollte ich Sie zumindest teilweise für diesen unaussprechlichen Schlamassel verantwortlich machen.«
    »Keine Sorge, Sir«, entgegnete Fergus eifrig. »Der Tag ist noch längst nicht zu Ende. Und ich habe auch schon einen Plan.«
     
    Ein Plan, dachte Rex. Wenn ich doch nur einen Plan hätte. Er durchsuchte die kleine schmutzige Zelle auf der Suche nach Inspiration. Im schwachen Lichtschein der Neonröhre über dem Spiegel sah er alles, was es so zu sehen gab: Das Zimmer war vom Boden bis zur Decke gekachelt. Die Keramik war verkratzt und von generationenalten Schichten aus immer neuem Schmutz bedeckt. In den Mörtelfugen gediehen Pilze und Moos. Über der gesplitterten Emailleschale der Dusche ragte ein einzelnes Wasserrohr obszön aus der Wand, darunter ein rostiger Wasserhahn. Der stumpfe Spiegel über dem undichten grauen Waschbecken reflektierte Rex’ Gedanken. Der Raum sah nach Untergang und Verderbnis aus, und er erinnerte Rex an ein kaltes ungemütliches Grab.
    Rex ließ den Blick über seine Sammlung von Läusemitteln und Hauttönern schweifen, die sich auf dem Regal unter dem Spiegel drängten.
    Kaum die richtigen Ingredienzen, um Bomben daraus zu basteln.
    Eine Faust klopfte gegen die Tür. »Hier ist noch ein weiterer Raum«, drang die Stimme von Eric dem Halbhirn an Rex’ Ohren.
    »Dann rein mit dir, Eric. Hol ihn raus.«
    Rex hörte, wie Eric mehrere – seiner Meinung nach äußerst stichhaltige – Argumente vorbrachte, die gegen ein plötzliches Eindringen in das Zimmer sprachen. Und dann hörte Rex noch einen dumpfen Schlag, von dem er folgerichtig annahm, daß er vom Lauf der Pistole stammte, der auf die intakte Hirnhälfte von Eric Todesklinge niedergesaust war.
    »Aua!« machte Eric als Reaktion.
    Rex schnappte sich eine Dose pfirsichfarbenen Gesichtsnarbenfüllspachtel und schwang sie bedrohlich. Die

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