Das Musical
biokonkordanter Knoten?«
»Äh… häh?«
»Und der Rheostat, inhibiert er sämtliche rot-diaktinischen Feldvariablen?«
»Äh… häh?«
»Brauchen Sie eine dicke Lippe, Buddy?« fragte Elvis freundlich.
»‘tschuldigung«, entgegnete Rex. »Aber ich wehre mich einfach dagegen, mich von einem dämlichen Gemüse an die Wand reden zu lassen.«
»Er ist ein großartiger kleiner Bursche, wenn man ihn näher kennt«, sagte Elvis.
Rex verzichtete auf eine passende Entgegnung. »Und wozu dient dieser Apparillo?« fragte er statt dessen.
»Sie müssen einfach diesen roten Knopf dort drücken und die Entfernung einstellen«, erklärte Elvis. Rex hielt das Ding auf Armeslänge von sich und tat, wie ihm geheißen. Licht entsprang aus dem kleinen schwarzen Kästlein und bildete ein etwas verschwommenes, selbsterhaltendes Hologramm der Umgebung. Rex war fasziniert. Hologramme waren nichts wirklich Neues für ihn, aber das hier war viel mehr. Live-Hologramme? Das war unmöglich, jedenfalls hatte es das immer geheißen. Er drehte am Entfernungsregler, und das Bild gewann an Schärfe. Es fokussierte und breitete sich weiter und weiter aus. Durch Wände, über zerstörte Straßen, in feuchte Bunker, durch weitere Wände hindurch. Weiter und weiter. Rex drehte den Apparillo im Kreis. Das Bild blieb beständig vor ihm, doch die Außenwelt raste hindurch. Am Horizont erschien der Nemesis-Bunker, eine gewaltige Betonpyramide, deren Spitze in der niedrigen Wolkendecke verschwand. Rex richtete den Apparillo nach oben und zoomte die Spitze heran. Das schweifende Auge, das seine Informationen aus Blättern und Flechten und Moosen bezog, penetrierte die äußere Verteidigung des Bunkers. Durchdrang die Heizleitungen und inneren Abtrennungen, durchquerte das Studio… und drang in das innere Heiligtum des Dalai Lama ein.
»Es gibt sogar einen Lautstärkeregler«, sagte Elvis und deutete auf den Knopf. Rex betätigte ihn.
›… it’s down at the end of lonely street at Heartbreak Hotel.‹
»Heilige Scheiße!« kreischte Presley. »Das ist eine von meinen Platten! Dieser Hurensohn spielt meine Musik! Hör dir das an, Freund! Bin ich der King oder bin ich der King, eh? Oder was?«
»Aber… aber das ist klassische Musik! Ich hab’ diese Musik auf dem Schulkanal gehört, als ich ein Kind war! Onkel Tom hat diese Musik geliebt! Aber diese Platte ist mindestens…«
»Ist mindestens?«
»Mindestens hundert Jahre alt!«
»Ziemlich genau. Vierundneunzig Jahre, ganz genau. Aufgenommen in Nashville, Tennessee. Scotty Moore an der Gitarre, Bill Black am Zupfbaß. Meine erste Nummer Eins Single. Meine erste Goldene!« Elvis sang mit sich selbst.
Rex’ Unterkiefer sank herab. Nur ein einziger Mann in der Geschichte hatte eine derartige Stimme besessen! Und Rex stand nun vor genau eben diesem Burschen.
Die Bedingungen hatten sich soeben geändert. Wie der Spruch so schön heißt: Dieser Mann war der echte Lieutenant McCoy.
»Dann sind Sie… sind Sie…« Rex Stimme wurde unsicher, wankte, erstarb beinahe. »… sind Sie…«
»Bin ich, Freund.«
»Ian Paisley!« ächzte Rex, indem er aus diesem Witz den letzten Rest von Leben quetschte.
21
… Sicher hab’ ich von den Aufnahmen gehört. Weil es schließlich mein Job war, eine Sammlung wie diese. Musos Traum. Die Gerüchte besagten, er hätte sie alle. Und sämtliche Bootlegs noch dazu. Und Auskopplungen. Overdubs. Hintergrundbänder. Zehn Jahre, komplett, so erzählten sich die Leute. Ich rede jetzt von 1970, wissen Sie, als alles hochgegangen ist. Ein Bekannter von mir berichtete, Er wäre dort gewesen. Der Gott. Es war eine große Explosion. Die Kneipenfenster sind rausgeflogen. Ich hatte überall Schnitte von Glassplittern. Sehen Sie diese Narbe? Und die hier? Man erzählt sich, das FBI hätte dahintergesteckt oder sogar die CIA, aber wer weiß das schon? Jedenfalls gibt es eine ganze Menge Theorien, und jeder mag glauben, was er will Der Gott wurde getötet, der Gott wurde nicht getötet, die Aufnahmen sind bei der Explosion vernichtet worden, die Aufnahmen haben die Explosion überstanden, was auch immer. Das Merkwürdigste, was ich gehört habe, war, daß die gesamte Sammlung eine Art von Computerprogramm gewesen sein soll. Klingt ziemlich bescheuert, ich weiß, aber überlegen Sie mal. Wenn man den gesamten musikalischen Ausstoß einer Generation nimmt, jede einzelne Platte, was hat man dann? Vielleicht eine Art Seele oder so. Die Seele einer Generation. Ich meine, sie
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