Das Musical
steckt schließlich in der Musik, oder nicht? Wir alle wissen, daß sie in der Musik steckt, irgendwo, oder nicht? Wer jemals richtig hingehört hat, der weiß einfach, daß die Seele in der Musik steckt. Irgendwo.
Das Sub-Urbane Buch der Toten
Rex zoomte in das Schlafzimmer seiner Schwester. Sie beschäftigte sich mit ihrem zweitliebsten Zeitvertreib. Der liebste war nach Rex’ fester Überzeugung die Verfolgung ihres Bruders.
»Stellen Sie das scharf, Freund«, keuchte Elvis. »Heiliger Herrgott, sieh sich einer diese Mieze an!«
»Ich hab’ Sie in meinem Geschichtskurs gehabt, wissen Sie?« sagte Rex. »Meine Tante…« Er verstummte einen Augenblick in trauriger Erinnerung. »Meine Tante gehörte eine Zeitlang zu den Fundamentalisten, zu den Hubbards. Als Hubbard der Dritte mit der Gospelkirche von Amerika zusammenging, wann immer das war damals in den Neunzigern, da kamen musikalische Botschaften plötzlich ganz groß in Mode.«
»O yeah.« Der Zeitreisende wirkte merkwürdig abwesend. »Können Sie die Lautstärke höher stellen, Buddy? Ich will das Stöhnen hören.«
»Sicher«, fuhr Rex fort. »Wenn ich mich recht entsinne, dann gab es diesen Reverend Al Grenn, dann Aretha Franklin und diesen Chris Irgendwas, diesen Burschen, der niemals alt wurde. Und einen gewissen Michael Jackson, obwohl der wahrscheinlich nach Ihrer Zeit kam. Seine größten evangelischen Kreuzzüge fanden in den Neunzigern statt. Aber ich hab’ natürlich Sie als Thema gehabt. All den mythologischen Kram.«
»Mythologisch?« Elvis warf ihm einen flüchtigen Blick zu.
»Schwer verständlicher Stoff? ›Wooden Heart‹ und so weiter. Ich hab’ sogar ‘ne Eins bekommen für meine ›Metaphysische Exposition über die soziopolitischen Ramnifikationen der lateinischen Gebetssequenz in ‚Wooden Heart’‹.«
»Lateinische Gebetssequenz? Sind Sie vollkommen übergeschnappt?« Elvis riß sich vorübergehend von dem erotischen Hologramm los. »Das war deutsch, Mann! Ich hab’ eine Zeile in deutsch gesungen!«
Rex machte ein verblüfftes Gesicht. »Deutsch? Ist das noch so eine tote Sprache?«
»Als ich es gesungen hab’, war deutsch jedenfalls noch nicht tot. Sagen Sie mal, Buddy, was ist das, was die dicke Frau da um ihre Nase geschnallt hat? Sieht aus wie ein falscher…«
»Genau das«, seufzte Rex.
»Heiliger Bimbam«, sagte Elvis.
Rambo Blutaxt war in einer kleinen Zelle ohne jeglichen Komfort untergebracht, irgendwo in den tiefsten Kellerräumen des Nemesis-Bunkers. Er war stinksauer.
»Eric«, sagte Rambo.
»Ich denke schon«, kam die ehrliche Antwort.
»Eric, sind wir jetzt so tief gesunken?«
»Sieht ganz danach aus, Rambo.«
»Das ist wirklich traurig, mein alter, guter Freund.«
»Was machen deine Nüsse, Rambo?«
»Sie schwelen noch immer, Eric. Sie schwelen noch immer.«
»Du hast ihnen eine verdammt hübsche Geschichte erzählt, Rambo.«
Rambo seufzte und strich behutsam über sein versengtes Allerheiligstes. »Alles nur, um uns eine weitere Behandlung zu ersparen.«
»Mein Gedächtnis ist traurigerweise sehr löchrig, aber mir scheint, du hast ihnen eine Menge höchst schamloser Unwahrheiten gesagt.«
»Ich hab’ ihnen lediglich was zum Nachdenken und uns eine Chance zum Überleben verschafft.«
»Ich halte dein Geständnis für ziemlich inspiriert, daß wir von der Hubbard-Organisation bezahlt worden sind. Und all diese Märchen von wegen das Security-Netzwerk von Nemesis wäre infiltriert. Großartig.«
»Ich glaube eher, meine Enthüllung, daß der Dalai Lama plant, die Gewerkschaftsmitglieder des Senders durch billige Schwarzarbeiter zu ersetzen, hat die Sache zu unseren Gunsten entschieden. Danach haben sie den Strom abgeschaltet und diese Elektroden entfernt.«
»Nichtsdestotrotz fürchte ich, daß die Aussichten für unser in Kürze bevorstehendes Ableben recht hoch sind.«
»Diese Sorge steht in meinem Bewußtsein an allererster Stelle, alter Freund. Wir müssen die Flucht an oberste Stelle unserer Prioritätenliste setzen.«
»Rambo?« fragte Eric.
»Eric?« fragte Rambo.
»Rambo, sollte uns die Flucht gelingen… hältst du es für möglich, mir in der Kopfregion eine chirurgische Behandlung zukommen zu lassen? Weißt du, ich hab’ noch immer Brocken von meinem Gehirn zwischen den Fingern, wenn ich mir an den Schädel fasse, und ich bin sicher, daß mein Verstand dadurch ernsthaft in Mitleidenschaft gezogen werden wird.«
»Vielleicht wäre es nützlich, wenn du nicht mehr
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