Das muss Liebe sein
Unbehagen.
»Nein, ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen und ein komisches Gefühl im Magen.«
Joe streckte den Arm aus und schob ihr das Haar hinters Ohr. Er fasste sie an, als hätte er jedes Recht dazu, als würde sie ihm etwas bedeuten. Das traf natürlich nicht zu. Es war nur Theaterspiel, um Kevin zu täuschen.
»Was hast du zu Mittag gegessen?«, fragte er.
»Vom Mittagessen ist mir nicht schlecht.« Sie sah in seine braunen Augen und antwortete wahrheitsgemäß: »Es fing schon heute Morgen an.« Das komische Flattern in ihrem Bauch folgte auf einen Kuss. Auf einen Kuss von einem gefühlskalten Bullen, der sie genauso wenig mochte wie sie ihn. Er tätschelte ihre Wange mit seiner warmen Hand, als wollte er sie auffordern, sich zusammenzureißen.
»Ach, das? Also Krämpfe«, schloss Kevin, als wüsste er plötzlich ganz genau, wie er sich ihr Benehmen erklären sollte. »Ich dachte, du hättest ein Kräutermittel für diese Stimmungsschwankungen zusammengebraut.«
Joes Lippen verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln, er ließ die Hände sinken und hakte die Daumen in seinen Werkzeuggürtel.
Es stimmte. Sie hatte ein ätherisches Öl gemischt, das bei ihrer Freundin Francis offenbar gegen PMS half. Aber Gabrielle benötigte es nicht. Sie litt nicht unter PMS, und sie war stets ausgesprochen freundlich zu allen und jedem – verdammt. »Ich habe keine Stimmungsschwankungen.« Sie verschränkte die Arme unter der Brust und gab sich redliche Mühe, nicht so wütend auszusehen. »Ich bin immer gleichmäßig freundlich. Frag, wen du willst!«
Die beiden Männer sahen sie an, als hätten sie Angst, auch nur noch ein weiteres Wort zu sagen. Kevin war eindeutig zum Verräter an ihr geworden. Er war ins feindliche Lager übergewechselt – ins Lager seines eigenen Feindes.
»Vielleicht solltest du dir den Rest des Tages frei nehmen«, schlug Kevin vor, doch das konnte sie nicht tun. Sie musste bleiben und ihn vor Joe und vor sich selbst schützen. »Ich hatte mal eine Freundin, die lag dann immer mit einem Heizkissen auf dem Sofa und aß Schokolade. Sie sagte, das wäre das Einzige, was gegen diese Krämpfe und Stimmungsschwankungen hilft.«
»Ich habe weder Krämpfe noch Stimmungsschwankungen!« Angeblich sollten Männer es doch hassen wie die Pest, über diese Dinge zu reden. Angeblich sollte es sie doch total verunsichern. Aber keiner von beiden Männern wirkte verlegen; Joe sah vielmehr aus, als müsste er sich das Lachen verbeißen.
»Vielleicht solltest du Midol nehmen«, setzte Joe lächelnd hinzu, obwohl er nur zu gut wusste, dass das, was sie quälte, nicht mit Midol zu heilen war.
Kevin nickte. Gabrielles Kopfschmerz verlagerte sich in ihre Schläfen, und inzwischen verspürte sie keinerlei Drang mehr, Kevin vor Joe Shanahan oder vor dem Gefängnis zu bewahren. Falls er eines Tages als der spezielle Freund irgendeines eisenharten Knastbruders endete, hatte sie ein reines Gewissen. Gabrielle presste die Hände an ihre Schläfen, als wollte sie ihren Kopf am Platzen hindern.
»So wütend habe ich sie noch nie erlebt«, sagte Kevin, als stünde sie nicht direkt vor ihm, als wäre sie gar nicht da.
Joe neigte den Kopf auf die Seite und gab vor, sie zu mustern. »Ich hatte mal eine Freundin, die mich regelmäßig einmal pro Monat an eine Gottesanbeterin erinnerte. Ein falsches Wort, und sie riss dir den Kopf ab. Abgesehen davon war sie aber richtig lieb und süß.«
Gabrielle ballte ihre pazifistischen Hände zu Fäusten und ließ sie sinken. Liebend gern hätte sie jemanden verprügelt. Jemanden mit kräftigem Körperbau und dunklem Haar und dunklen Augen. Er zwang ihr böse Gedanken auf. Er zwang sie, schlechtes Karma zu erzeugen. »Welche Freundin war das? Etwa die, die nach ganzen zwei Monaten Schluss mit dir gemacht hat?«
»Sie hat nicht mit mir Schluss gemacht. Ich habe die Beziehung beendet.« Joe griff nach Gabrielle und schlang den Arm um ihre Taille. Er zog sie fest an seine Seite und streichelte ihre Haut durch den dünnen Nylonstoff ihrer Bluse hindurch. »Himmel, ich liebe es, wenn du eifersüchtig bist«, flüsterte er mit tiefer, sinnlicher Stimme an ihrem Ohr. »Dann kneifst du die Augen zusammen, und das sieht unheimlich sexy aus.«
Sein Atem streifte warm ihre Kopfhaut, und wenn sie nur ein wenig den Kopf wandte, würden seine Lippen ihre Wange berühren. Der wunderbare Duft seiner Haut hüllte sie ein, und sie fragte sich, wie ein so schrecklicher Mann so himmlisch riechen
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