Das muss Liebe sein
Antworten. Antworten auf die Fragen, die sie nicht verstand. Zum Beispiel, warum das Schicksal beschlossen hatte, dass Joe mit der Macht eines kosmischen Tornados in ihr Leben einbrechen musste.
Joe warf seine Zigarette in einen Rhododendronstrauch, dann hob er die Hand zu der schweren Holztür. Im selben Augenblick, als er klopfte, öffnete sie sich, und eine Frau mit kurzem blonden Haar und glänzend rosa Lippen blickte ihn durch die Gläser einer rosafarbenen Sonnenbrille an. Obwohl er diese Adresse schon seit Wochen observierte, trat er einen Schritt zurück und sah nach der leuchtend roten Hausnummer an der Seite des Hauses. »Ich suche Gabrielle Breedlove«, sagte er.
»Dann sind Sie wohl Joe.«
Überrascht sah er die Frau an.
Hinter den Gläsern ihrer Sonnenbrille glitt der Blick ihrer blauen Augen über seinen Oberkörper. »Sie hat mir erzählt, dass Sie ihr Freund sind, aber augenscheinlich hat sie mir auch eine Menge verschwiegen.« Sie sah ihm ins Gesicht und lächelte. »Möchte wissen, warum sie die guten Dinge ausgelassen hat.«
Joe hätte gern genau gewusst, wie seine Informantin sich über ihn geäußert hatte. Außerdem wollte er ihr noch ein paar Fragen stellen, doch das war nicht der einzige Grund für seinen Besuch. Er hatte noch niemals mit jemandem zusammengearbeitet, der so verschlossen und feindselig war wie Gabrielle, und er hatte Angst, sie könnte völlig ausflippen und seine Tarnung auffliegen lassen. Für ihn war es immens wichtig, dass sie ruhig und kooperativ blieb. Keine Szenen mehr. Sie durfte sich nicht noch einmal zwischen ihn und seinen neuen Kumpel Kevin drängen. »Wo ist Gabrielle?«
»Im Garten, im Pool.« Die Frau trat nach draußen und schloss die Tür hinter sich. »Kommen Sie. Ich zeige Ihnen den Weg.« Sie führte ihn seitlich um das Haus herum und wies auf einen hohen, von Kletterrosen überwucherten Zaun. Ein Bogen mit einem offenen Tor unterteilte den Zaun in zwei Abschnitte.
»Dort hindurch.« Die Frau zeigte auf das Tor, dann drehte sie sich um und ging.
Joe ging unter dem Torbogen hindurch und machte noch zwei Schritte vorwärts, bevor er wie vom Donner gerührt stehen blieb. Der Garten war erfüllt von einem Aufruhr von Farben und duftenden Blumen. Und Gabrielle Breedlove trieb auf dem Wasser im Pool. Sein Blick erfasste ihren ganzen Körper, doch seine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Nabelring, den er schon gefühlt hatte, als er sie vor ein paar Tagen abgetastet hatte. Er hatte nie viel von Frauen mit Körperpiercings gehalten, aber … verdammt. Dieser kleine silberne Ring ließ seinen Gaumen trocken werden.
Ihre Hand streifte die Wasseroberfläche, dann strich sie sich mit nassen Fingern über den Bauch. Ein paar Tropfen rollten über ihren Bauch und seitlich die Hüften hinab. In einem der glasklaren Tropfen fing sich ein Sonnenstrahl, während er langsam den Leib hinunterglitt und dann in ihrem Bauchnabel verschwand. Joe verspürte ein heißes, kitzelndes Gefühl im Innern, Begehren regte sich in seinen Lenden. Er stand wie angewurzelt auf dem Rasen, machtlos gegenüber den unwillkommenen Gedanken, die über ihn herfielen. Gedanken daran, in diesen Pool zu waten, die Arme um Gabrielles Taille zu schlingen und jenes Wassertröpfchen aus ihrem Nabel zu schlürfen, dann die Zunge hineinzutauchen und ihre warme Haut zu spüren. Er versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, dass sie verrückt war, ausgeflippt, total gaga, doch auch nach neun Stunden erinnerte er sich deutlich an ihre weichen Lippen, die an seine gepresst waren.
Dieser Kuss war Bestandteil seiner Arbeit, hatte dazu gedient, sie zum Schweigen zu bringen, bevor sie seine Tarnung auffliegen lassen konnte. Natürlich hatte sein Körper reagiert, und seine Reaktion auf den Geschmack ihres warmen Mundes und auf ihre eng an ihn geschmiegten Brüste hatte ihn bestimmt nicht verwundert, aber ihm war ein böser Fehler unterlaufen. Er hatte die Zunge in ihren Mund gleiten lassen, und jetzt wusste er, dass sie ein wenig nach Pfefferminz und nach unglaublicher Leidenschaft schmeckte. Jetzt wusste er, wie es sich anfühlte, wenn ihr weiches Haar sich um seine Finger ringelte, er wusste, dass sie nach exotischen Blumen duftete. Sie hatte ihn nicht von sich gestoßen oder sich gewehrt, und ihre Reaktion hatte ihn tief im Innern angerührt und erregt. Nur mit Mühe hatte er sich unter Kontrolle halten können. Nur mit Mühe hatte er es geschafft, die Hände nicht tiefer gleiten zu lassen, um ihre
Weitere Kostenlose Bücher