Das Muster der Liebe (German Edition)
schließlich war sie freiwillig zu dem Dealer gegangen. “Nicht mehr. Früher habe ich ab und zu Drogen genommen. Aber mittlerweile lasse ich es.”
Er nickte und glaubte ihr offenbar.
“Ich denke, ich sollte mich entschuldigen”, begann sie und bemühte sich, dabei so beiläufig wie möglich zu klingen. “Du hattest recht, ich war eifersüchtig.” Ihn in der Kirche zu sehen, zusammen mit diesem Inbegriff einer amerikanischen Schönheit, hatte sie mehr getroffen, als sie zugeben wollte. Eigentlich stand es ihr nicht zu, so zu fühlen, doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass Jordan und sie zusammengehörten. Er gehörte zu ihr. Die Eifersucht hatte so heiß in ihrer Seele gebrannt, dass sie den Schmerz nicht ignorieren konnte. Für einen kurzen Moment war sie verführt gewesen, ihren Kummer mit einem Mittel zu bekämpfen, dessen sie sich eigentlich nie mehr wieder hatte bedienen wollen.
Es war nicht Lori, die ihr dankbar sein musste – es war Alix, die Lori danken sollte. Das Mädchen hatte sie ganz unbewusst auf den richtigen Weg zurückgeführt.
“Entschuldigung angenommen.” Jordan grinste.
Alix glaubte, vor Freude in die Luft springen zu müssen. Sie lächelte ihn an.
“Freunde?”
“Freunde”, wiederholte sie, war erleichtert und doch auch ein bisschen enttäuscht. Hieß das, sie könnten niemals
mehr
als nur Freunde sein?
Jordan streckte seine Hand aus und strich über ihre Finger. “Ich habe dich vermisst.”
Für ein paar Sekunden schien ihr Herzschlag auszusetzen. Er hatte sie vermisst! “Ich stricke dir gerade einen Pullover”, flüsterte sie.
“Echt?”
Alix verfluchte den Tag, an dem sie das Strickmuster von Carol übernommen hatte. Es bereitete ihr seit dem Augenblick, in dem es in ihren Besitz übergegangen war, nichts als Ärger. Eine Zeit lang hatte sie aufgehört, daran zu arbeiten, doch irgendwann machte sie weiter – sie hoffte, sich Jordan damit nahe zu fühlen. Außerdem dachte sie, damit einen Grund zu haben, sich bei Jordan zu melden. Die Babydecke war bereits fertig, und sie hatte sie auch schon ihrer Sozialarbeiterin gezeigt. Nun musste diese die Decke nur noch an die entsprechende Stelle weiterleiten.
“Du musst nicht eifersüchtig sein.”
Alix sah Jordan an.
“Es gibt keine andere.”
Sie schluckte. “Oh.”
Seine Finger umschlossen die ihren. “Erinnerst du dich an den Tag, an dem du Muffins mit in die Klasse gebracht hast? Es war dein Geburtstag.”
Natürlich hatte Alix das nicht vergessen. Da ihre Mutter nicht viel im Haushalt tat, musste Alix die Muffins ganz allein backen. Und sie verwendete nicht einmal eine Backmischung, sondern stellte den Teig nach einem alten Rezept selbst her.
“Ich habe sie selbst gebacken”, erklärte sie und war erstaunt, dass er sich daran erinnerte.
“Du hast mir zwei Stück gegeben.”
Sie senkte den Blick. “Ja, ich weiß. Wenn ich einen anständigen Ofen hätte, würde ich dir auf der Stelle ein ganzes Blech voll backen.”
“Backst du gern?”
Alix nickte. Er wusste nichts von ihrem Traum, eine Kochschule zu besuchen. Irgendwann wollte sie Küchenchefin in einem noblen Restaurant sein und ausgefallene Speisen kreieren. Oder vielleicht eines Tages einen eigenen Cateringservice leiten. Viel lieber als im Videoladen würde sie in
Annies Café
arbeiten, aber die Stelle in der Videothek war ihr zuerst zugesichert worden. So hatte sie dort angefangen. Sie sprach nicht oft über diese Wünsche, aber sie würde Jordan bei nächster Gelegenheit davon erzählen, beschloss sie.
“Hast du Samstagabend schon was vor?”, fragte Jordan und streichelte ganz zart ihre Hand.
“Nicht wirklich.”
“Würdest du gern mit mir essen gehen?”
“
Annies Café
?” Ein Essen dort war preiswert und beinahe so gut wie in einem richtigen Restaurant.
“Nein, diesmal nicht. Was hältst du von einem Drei-Gänge-Menü?”
Das klang nach einem Essen, für das man sich in Schale werfen musste. Doch sie wollte ihm nicht schon wieder absagen. Vielleicht, ja vielleicht würde Jacqueline sich bereit erklären, ihr in der Kleiderfrage noch einmal ein paar Tipps zu geben.
Fragen kostete ja nichts.
37. KAPITEL
“B eim Stricken lernt man – wie so oft im Leben – aus seinen Fehlern genauso wie aus seinen Erfolgen.”
(Pam Allen, Redakteurin bei Interweave Press)
Lydia Hoffman
Es klingt gewiss melodramatisch, aber ich hatte das Gefühl, mein Leben sei zu Ende. Und dieses Gefühl ließ mich nicht los, während ich in der
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