Das Muster der Liebe (German Edition)
einmal gehört. Dieselben Worte, allerdings zu einer anderen Zeit. Doch nach zwei Tagen, in denen ich getriezt und gestochen worden war, hatte ich keine Kraft mehr, zu streiten. “Bitte, geh einfach … Ich kann das jetzt nicht.”
Margaret und Brad tauschten einen Blick. Sie schienen mir nicht zu glauben. Und offenbar waren ihnen meine Wünsche egal, denn sie machten nicht den Anschein, als würden sie meine Bitte respektieren und endlich gehen. Sie ließen mir keine andere Wahl, und so drückte ich den Knopf, um die Schwester zu rufen.
“Was brauchen Sie?”, erklang eine dünne Stimme aus der Gegensprechanlage.
“Meine Ruhe”, rief ich. “Ich brauche meinen Frieden, und diese Leute hier weigern sich zu gehen.”
Margaret presste die Lippen aufeinander und schüttelte langsam den Kopf. Und Brads grimmiger Gesichtsausdruck machte deutlich, dass es eine ganze Armee, oder wenigstens eine wütende Krankenschwester brauchte, um ihn aus meinem Zimmer zu vertreiben. Ich rollte mich auf die Seite und schloss die Augen.
“Wir sind noch nicht fertig”, sagte er.
Doch ich antwortete ihm nicht. Was mich betraf, so hatte ich alles gesagt, was ich sagen wollte. Nichts würde meine Meinung ändern.
Ich hörte, wie die Schwester das Zimmer betrat.
“Wir wollten gerade gehen”, sagte Margaret.
Ich zwang mich, mich nicht umzudrehen und meiner Schwester und Brad hinterherzublicken.
Vielleicht hatte ich ein Problem, das weitaus schlimmer war als der Krebs; denn gerade war es mir gelungen, die beiden einzigen Menschen auf der Welt, die mir ihre Liebe und ihre Unterstützung schenken wollten, zu vertreiben.
38. KAPITEL
C arol Girard
Carol und Doug betraten das Restaurant im Universitätsviertel von Seattle. Rick war noch nicht da. Sie setzten sich, bestellten jeder ein Glas Weißwein und warteten auf Rick und auf Lisa, die vielleicht mitkommen würde.
Es hatte einige Tage gedauert, bis Carol ihren Bruder erreichen konnte. Viel sprachen sie während des Telefonats nicht miteinander. Carol lud ihn zum Essen ein und bat ihn, Lisa mitzubringen. Nachdem sie Zeit und Ort abgemacht hatten, versprach Rick, Lisa zu fragen.
“Glaubst du, dass sie kommen wird?”, fragte Carol und drückte Dougs Arm. Dieser Abend konnte einer der wichtigsten in ihrer ganzen Ehe werden.
Bevor er jedoch die Möglichkeit hatte zu antworten, sah Carol, wie die Bedienung ihren Bruder zu ihrem Tisch brachte. Er war allein. Aber vielleicht war das sogar besser. Nach einem langen Gespräch miteinander hatten Doug und Carol entschieden, dass es möglicherweise besser wäre, wenn Rick zuerst allein mit Lisa über die Angelegenheit reden würde und ihr alles erklärte. Sie hätte es wahrscheinlich seltsam gefunden, eine derart persönliche Entscheidung im Beisein von Fremden zu treffen.
Carol wollte das gemeinsame Essen nutzen, um mit ihrem Bruder warm zu werden. Anschließend wollte sie ihn in ihr Apartment einladen, wo sie dann die Angelegenheit in Ruhe besprechen konnten. Doug würde ihm den Vorschlag erklären, und Carol wollte bei der Gelegenheit beobachten, wie er reagierte.
“Hier seid ihr”, sagte Rick und küsste Carol auf die Wange, bevor er sich ihnen gegenüber auf einen Stuhl setzte. Er wagte nicht, ihr in die Augen zu sehen, als er sagte: “Mom hat mir von deiner Fehlgeburt erzählt. Es tut mir so leid.”
“Danke.”
Ihre Getränke wurden gebracht. Rick bestellte einen doppelten Whisky. “Ich fliege erst morgen Abend wieder”, erklärte er.
“Wie läuft es denn so bei dir?”, fragte Doug, als die Bedienung die Bestellungen fürs Essen aufgenommen hatte.
“Alles in Butter!”, erwiderte er.
Unter dem Tisch ergriff Carol Dougs Hand. “Und wie geht es Lisa?”
“Gut, denke ich. Ich habe seit einer Woche nicht mehr mit ihr telefoniert.”
Also hatte er ihr offensichtlich auch nicht die Einladung zum Dinner überbracht. Carol seufzte lautlos.
“Dir scheint es gut zu gehen”, sagte Rick und sah seine Schwester an. “Ich habe geglaubt, du wärest am Boden zerstört. Mom hat erzählt, du hättest die Fehlgeburt nur sehr schwer verkraftet.”
Sie verzog das Gesicht. “Das stimmt. Aber das Leben geht schließlich weiter.”
Ricks Whisky wurde gebracht. Er erhob das Glas, und die Eiswürfel klirrten. “Auf das Leben”, sagte er. Auch Carol und Doug erhoben ihre Gläser, wiederholten seinen Toast jedoch nicht.
“Tatsächlich haben du und Lisa einen großen Anteil daran, dass es mir wieder besser geht”, sagte
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