Das Muster der Liebe (German Edition)
dir danken soll.”
“Du schuldest mir was.”
Jacqueline nickte. Sie war sich immer noch nicht sicher, warum Alix überhaupt in die Seitenstraße gekommen war. Als die Polizisten sie gefragt hatten, gab sie zur Antwort, sie hätte Jacqueline in die Gasse gehen sehen und gedacht, dass es kein sicherer Ort für ihre Freundin sei. Also war sie ihr hinterhergegangen. Und Jacqueline würde für den Rest ihrer Tage dankbar sein, dass sie es getan hatte.
Ihre einzige Sorge war nun, dass sie Alix etwas schuldete. Sie konnte nur vermuten, was das Mädchen als Gegenleistung fordern würde.
24. KAPITEL
C arol Girard
Die zwei Tage, die auf die künstliche Befruchtung folgten, waren die schlimmsten für Carol. Der Spezialist hatte ihr für achtundvierzig Stunden strenge Bettruhe verordnet. Schon nach kurzer Zeit zerrte das Stillliegen an ihren Nerven, aber mit jedem Atemzug, mit jedem Herzschlag zwang sie sich dazu, positiv zu denken und Kraft zu schöpfen.
Doug verhielt sich wundervoll. Er tat alles in seiner Macht Stehende, um es ihr so angenehm wie nur möglich zu machen. Trotzdem erkannte sie den Ausdruck in seinem Blick. Die Sehnsucht, die nicht ausgesprochen wurde, und die Angst, dass sie trotz allem kein Kind haben könnten, kein Kind haben würden. Es war auch nicht einfach für ihn, und obwohl er versuchte, diese Angst zu verbergen, wusste Carol, dass er sich große Sorgen machte. Genau wie sie.
Positiv zu denken fiel ihr am zweiten Tag nicht mehr ganz so leicht, besonders weil Doug immerzu um sie herum wuselte. Der Streit, der an diesem furchtbaren Abend zwischen ihnen ausbrach, war weder seine noch ihre Schuld. Sie beide fühlten sich einfach von der angespannten Situation überfordert. Er stürmte aus dem Haus und kam erst weit nach Mitternacht zurück. Carol war erleichtert, dass er nicht das Auto genommen hatte, denn sie konnte den Alkohol in seinem Atem deutlich riechen, als er zu ihr ins Bett schlüpfte.
Am nächsten Morgen schlossen sie wieder Frieden miteinander. Nun blieb ihnen nichts anderes übrig, als zu warten – drei Wochen, bis man feststellen konnte, ob sich ein befruchtetes Ei eingenistet hatte, und drei Monate, bis sicher war, dass die Schwangerschaft stabil verlief. Bis dahin würde ihre Geduld noch einige Zerreißproben überstehen müssen.
Zehn Tage nach dem Eingriff meldete sich Lydia bei ihr. Das war das erste Mal, dass sie Carol zu Hause anrief. Es tat gut, eine freundliche Stimme zu hören.
“Ich habe so lange nichts von dir gehört und habe mich gefragt, wie es dir geht”, sagte Lydia.
“Ganz gut”, erwiderte Carol fröhlich – doch die Begeisterung in ihrer Stimme täuschte.
“Ich meinte, wie geht es dir
wirklich?“
, beharrte Lydia.
“Nicht so gut”, gab Carol zu. “Oh Lydia. Es ist nicht so einfach. Im Moment kann ich nichts tun, als zu warten. Doug und ich stehen unter einem enormen Druck.”
“Ich lade dich zum Essen ein, dann können wir in Ruhe reden.”
Ein gemeinsames Mittagessen klang wunderbar, aber Carol wusste, dass Lydia Verpflichtungen hatte. “Was ist mit dem Laden?”
“Ich habe bereits mit meiner Mutter gesprochen. Sie kommt vorbei, um für einige Stunden im Geschäft zu sein. Wollen wir an der Strandpromenade essen gehen? Es ist so ein schöner Tag.”
Carol stimmte zu. Die Sonne schien, und Puget Sound erstrahlte in einem unglaublichen Saphirblau. Nichts würde ihr im Moment besser tun, als eine Zeit lang aus der Wohnung zu kommen.
Sie wählten ein kleines, unscheinbares Restaurant aus, das sich auf Fisch spezialisiert hatte. Als Carol ankam, saß Lydia bereits an einem Tisch im Hof. Die sanfte Brise, die vom Meer zu ihnen herüberwehte, trug den leichten frischen Duft von würziger Seeluft zu ihnen. Ein paar Möwen kreischten. Die weißen Bergspitzen der Olympics erstrahlten in der Ferne, und die Washington-State-Fähre hatte ganz in der Nähe im Hafen festgemacht. Das alles machte es so reizvoll, am Pazifik zu leben, und Carol liebte es.
“Das ist eine willkommene Abwechslung”, sagte Carol, als sie sich am Tisch niederließ.
“Es ist so schön heute, dass ich es keine Minute länger im Haus ausgehalten hätte. Meine Mutter sagt mir immer, dass ich mir Zeit für mich selbst nehmen soll – und heute dachte ich, sie hat vollkommen recht damit.”
“Strickt sie auch?”
“Nur ein bisschen – für den Hausgebrauch sozusagen. Sie genießt es, mich vertreten zu können. Es macht sie stolz und glücklich, wenn sie denkt, sie kann mir
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