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Das Muster der Liebe (German Edition)

Das Muster der Liebe (German Edition)

Titel: Das Muster der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Drähte hervorguckten.
    “Ist alles in Ordnung, Miss?”, fragte ein junger Polizist, der sie beobachtet hatte.
    “Nein”, antwortete sie, während die Tränen ihr die Wangen hinunterliefen und sie ihn mit einem finsteren Blick musterte. “Nichts ist in Ordnung.” Erst jetzt fiel ihr auf, dass er glauben musste, dass sie Hilfe benötigte. Doch leider konnte weder dieser junge Polizist noch sonst jemand ihr helfen.
    “Soll ich vielleicht jemanden verständigen, dass Sie hier sind?”
    “Nein, danke.”
    “Sind Sie sicher?”
    Sie stand auf und hatte plötzlich das Gefühl, dieser Situation entfliehen zu müssen. “Ich weiß Ihre Sorge um mich zu schätzen, aber Sie können mir nicht helfen. Niemand kann das.” Wenn sie jetzt nicht ging, würde sie wahrscheinlich in einem Krankenwagen oder sogar in einer psychiatrischen Einrichtung enden. Flucht war ein Ausweg – und so ging sie los. Sie lief und lief und lief.
    Es war bereits dunkel, als sie merkte, wie weit sie von zu Hause entfernt war. Doug machte sich sicherlich schon Sorgen. Aber sie konnte ihm jetzt nicht die Wahrheit sagen. Sie konnte den Ausdruck nicht ertragen, der in seine Augen treten würde, wenn er erfuhr, dass sie das Baby verloren hatte.
    Eine Stunde später nahm Carol sich ein Taxi nach Hause.
    Als sie die Tür öffnete, kam Doug ihr bereits entgegen. “Wo zur Hölle hast du gesteckt?”
    “Ich habe das Kind verloren.”
    Er schien ihr gar nicht zuzuhören. “Warum bist du nicht ans Telefon gegangen?”
    “Hast du gehört?”, schluchzte sie, und ihr ganzer Körper zitterte. “Ich habe das Kind verloren.”
    “Ich weiß”, flüsterte Doug und schloss sie in die Arme.
    Sie weinte. Sie weinte und konnte nicht mehr aufhören. Die Tränen kamen aus ihrem tiefsten Inneren, und ihr Herz tat so unsagbar weh. Diesen Schmerz konnte wohl nur jemand verstehen, der auch einen solchen Verlust erlitten hatte. Es fühlte sich an, als sei ihr bei lebendigem Leibe das Herz aus der Brust gerissen worden. Die Trauer war so tief, dass sie glaubte, in ihrem ganzen Leben nie wieder Freude oder Glück empfinden zu können. Ihre Zukunft lag im Finstern, leer und ohne Hoffnung.
    “Ich wollte so sehr ein Kind von dir”, schluchzte sie und klammerte sich an ihren Mann.
    Er hielt sie fest und legte seinen Kopf an ihre Schulter. In dem Moment bemerkte sie, dass auch er weinte. Sie hielten einander umschlungen, suchten nach Trost und konnten den anderen doch nicht trösten. Beide fühlten sich leer, verloren und voller Schmerz.
    “Es tut mir so leid”, stieß sie hervor. “So leid.”
    “Ich weiß … ich weiß.”
    “Ich liebe dich.”
    Er nickte.
    “Ich habe mich so bemüht …” Sie versuchte darüber nachzudenken, was sie hätte anders, was sie hätte besser machen können. Doch ihr fiel nichts ein.
    “Ich werde dich immer lieben”, flüsterte er.
    Erschöpft nahm Carol eine Dusche und ging ins Bett. In Dougs Armen schlief sie ein.
    Um drei schreckte sie auf. Ihr Herz tat weh. Und mit einem Mal fiel ihr ein, dass es kein Baby mehr gab, dass sie ihr Kind verloren hatte. Wieder kamen ihr die Tränen.
    Sie schlüpfte aus dem Bett und ging hinüber ins Kinderzimmer. Reglos stand sie in der Mitte des dunklen Raumes. Sie strich über die Streben des Kinderbettchens und biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut zu schreien.
    In dem Moment sah sie es. Sie blinzelte, glaubte, dass sie sich getäuscht hatte. Eilig schaltete sie das Licht ein und schaute noch einmal genauer hin. Ihre Knie wurden weich. Sie sank auf den Boden, als sie die Stelle betrachtete, an der Doug mit seiner bloßen Faust die Wand durchschlagen hatte.

33. KAPITEL
    J acqueline Donovan
    Am Freitagnachmittag kam Jacqueline wie üblich fünf Minuten zu spät zur Strickstunde ins
A Good Yarn
. Sich immer ein wenig zu verspäten war eine Angewohnheit, die sie schick fand und nicht so leicht ablegen konnte.
    Sie war erstaunt, dass Carol fehlte. Alix hockte mit missmutiger Miene auf ihrem Stuhl.
    “Wo ist Carol?”, fragte Jacqueline Lydia, die am anderen Ende des Tisches stand und Stricknadeln in der Hand hielt. Lydia hatte ihre Nadeln und ihre Wolle immer bei sich, und ihre Hände schienen nie untätig zu sein.
    “Carol hat sich entschieden, heute Nachmittag zu Hause zu bleiben”, erklärte sie. “Ich fürchte, es gibt schlechte Neuigkeiten. Sie hat ihr Kind verloren.”
    Jacqueline hatte das schon befürchtet. “Das tut mir leid.”
    “Sie braucht ein paar Tage, um sich zu erholen.

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