Das Muster der Liebe (German Edition)
Aber ich hoffe, dass sie bald wieder bei uns sein wird.”
Jacqueline nickte. Carol tat ihr aufrichtig leid. Diese junge Frau hatte sich so sehr ein Kind gewünscht, sich fast schon verzweifelt danach gesehnt. Nun machte sich Jacqueline Sorgen um Carol und konnte nur hoffen, dass sie es schaffen würde, mit dem Verlust umzugehen. Sie erinnerte sich an ihre eigene Enttäuschung, als klar wurde, dass sie kein zweites Kind bekommen würde. Aber sie hatte Paul zur Welt gebracht. Die Wahrscheinlichkeit, dass Doug und Carol ein Kind würden adoptieren können, war gering. Jacqueline seufzte. Das war unfassbar traurig. Und es gab nichts, was irgendjemand von ihnen hätte tun können.
“Ich befürchte, dass Carol früher oder später nicht mehr zu uns kommen wird”, sagte Lydia.
“Warum? Was meinst du?”, fragte Alix, und man konnte die Angst in ihrer Stimme hören.
“Sie hat nichts dergleichen gesagt, aber ich glaube, sie wird vielleicht wieder beginnen zu arbeiten. Der einzige Grund, warum sie gekündigt hat, war wegen des Babys. Und vor einigen Wochen hat sie mir verraten, dass die Immobilienfirma sie jederzeit wieder zurücknehmen würde.”
Alix sah – wenn das überhaupt möglich war – noch mutloser aus als vorher.
Jacqueline fragte sich, warum Alix diese Neuigkeit so mitnahm. Natürlich machte sie sich Sorgen um Carol, aber Jacqueline spürte, dass bei ihr noch mehr dahintersteckte.
“Wie geht es dir, Alix?”, fragte Jacqueline und griff in ihre Tasche, um das Strickzeug herauszuholen. Im Augenblick arbeitete sie an einem Schal für ihren Sohn. Sie benutzte hübsche Kammwolle in dem Braunton des Ponys, das Paul als Kind so geliebt hatte. Sie fragte sich, ob er sich überhaupt an das Tier erinnern und die Verbindung herstellen können würde.
“Okay”, murmelte Alix nur und hielt den Kopf gesenkt.
Jacqueline sah zu Lydia, die allerdings auch nur hilflos mit den Schultern zuckte – sie wusste offenbar genauso wenig, was mit Alix los war. Im Laden wurde es still. Das Schweigen wurde nur durch den Verkehrslärm unterbrochen, der durch die Fenster drang.
Alix sah auf. Jacqueline bemerkte, dass sie nicht länger an dem Männerpullover strickte, den sie von Carol übernommen hatte. Im Augenblick arbeitete sie an etwas komplett anderem.
“Was ist los?”, fragte Jacqueline unverblümt.
“Das geht dich nichts an”, erwiderte Alix. Ihre Augen blitzten, als warte sie nur darauf, zu einem Streit provoziert zu werden.
“Das sieht nach Ärger mit den Männern aus”, murmelte Jacqueline und sah Lydia an, die grinste und zustimmend nickte.
Alix presste die Lippen aufeinander. Sie reagierte aber nicht weiter, sondern schwieg.
“Ich denke ja, dass dieser junge Mann, mit dem du zusammen bist, der Grund für deine schlechte Laune ist.”
“Wir waren nicht zusammen – wir waren nur Freunde.”
“
Waren
?”, hakte Lydia nach. “Trefft ihr euch nicht mehr?”
“Hab ihn seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Er hat mehr als nur
eine
Freundin, wenn ihr versteht, was ich meine.”
“Du hast ihn also mit einer anderen erwischt”, stellte Jacqueline fest.
Alix hatte den Kopf gesenkt und nickte schwach.
“Sie ist hübsch”, murmelte sie. “Und blond.” Das Mädchen aus der Kirche.
“Natürlich”, entgegnete Jacqueline sarkastisch. Auch sie ging aus irgendeinem Grund davon aus, dass die Geliebte von Reese blond sein musste. Und sie reagierte – ob sie nun wollte oder nicht – immer misstrauisch, wenn sich eine Blondine ihrem Ehemann näherte. Nicht dass es sie ernsthaft interessierte, sagte Jacqueline sich, aber ab und zu fragte sie sich schon, wie die andere wohl aussehen mochte. Doch gleichzeitig
wollte
sie es gar nicht wissen. Fakt war, dass sie es die meiste Zeit über vermied, an diese Frau zu denken.
Jacquelines Ehe war seit der Nacht, in der Reese einfach vom Esstisch aufgestanden und gegangen war, noch zerrütteter als vorher. Bis jetzt hatte Jacqueline ihm nicht verziehen – mehr noch, sie ging ihm regelrecht aus dem Weg.
Reese unternahm ebenfalls keine Anstrengungen, um den Graben, der zwischen ihnen klaffte, zu überwinden. Offensichtlich war die Tatsache, dass er am nächsten Morgen die herrlichen Rosen im Mülleimer gefunden hatte, unmissverständlich.
Die drei Frauen saßen schweigend beisammen und strickten. Lydia musste zweimal ihr Strickzeug beiseitelegen, um Kunden zu bedienen, und ließ Jacqueline und Alix allein.
“Ich schulde dir noch einen Gefallen”, sagte
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