Das Muster der Liebe (German Edition)
dass ich wüsste. Aber ich habe auch nicht danach gefragt.”
“Du hast recht – es ist auch nicht deine Angelegenheit.”
Sie sank zurück auf ihren Stuhl. “Ich hoffe, Rick tut das Richtige und heiratet diese Frau.”
Er zögerte. “Nach dem, was du mir erzählt hast, hat er sich doch wohl schon dagegen entschieden.”
“Aber nun geht es um ein Baby.”
“Ich weiß das, und dein Bruder weiß das auch.”
Carol seufzte. Sie fragte sich, was ihre Eltern sagen würden, wenn sie von der Situation erfuhren. Ihre Mutter wartete sehnsüchtig auf ihr erstes Enkelkind. Sie wäre begeistert – ob Rick nun mit der Frau verheiratet war oder nicht. Noch besser würde es ihr allerdings gefallen, wenn ihr Sohn dem Kind seinen Namen geben könnte.
“Ich esse Hüttenkäse zu Mittag”, erzählte sie Doug. Er würde ihren selbstlosen Einsatz sicher schon zu schätzen wissen.
“Ich hoffe, das Baby mag das”, witzelte er.
“Das hoffe ich auch.”
Sie unterhielten sich noch eine Weile, bevor sie auflegten und Carol sich wieder ihrer Mahlzeit widmete.
An diesem Nachmittag verlor sie das Baby.
Gerade als der Traum Wirklichkeit zu werden begann … Gerade als sie sich selbst erlaubte, daran zu glauben … Gerade als sie sicher war, dass alles nach Plan verlief …
Gegen vier Uhr begannen die Blutungen. Als Carol sie bemerkte, glaubte sie, ohnmächtig zu werden. Dann folgten die unsagbar schmerzhaften Krämpfe, die sie schon kannte, und es gab keinen Zweifel mehr. Sie hatte eine Fehlgeburt erlitten.
“Nein”, flüsterte sie und schlang die Arme um ihren Leib. “Bitte nicht … bitte, bitte.” Der Schmerz und die unendliche Traurigkeit raubten ihr beinahe den Atem. Sie setzte sich ans Ende ihres Bettes und schlug die Hände vors Gesicht.
Was dann folgte, war beinahe schon Routine. Sie rief den Arzt an und packte ihre Tasche. Doug informierte sie nicht. Sie wollte seinen Tag nicht ruinieren. Einen Nachmittag gönnte sie ihm noch, bevor sie mit der schrecklichen Wahrheit seine Welt abermals ins Wanken brachte. Es würde kein Kind für sie beide geben.
Während Dr. Ford sie untersuchte, bestätigte er, was sie längst wusste: Ihr Körper hatte den Fötus abgestoßen. Das Kind war tot. Es war aus ihrem Unterleib gerissen worden. Der Arzt war einfühlsam und in Sorge. Nachdem sie sich angezogen hatte, drückte er ihren Arm.
“Es tut mir so leid.”
Ohne die geringste Regung starrte Carol vor sich hin.
“Möchten Sie vielleicht, dass eine der Schwestern Ihren Mann anruft?”
Sie schüttelte den Kopf.
“Sollen wir irgendjemandem Bescheid geben?”
Seine Worte wirkten seltsam verschwommen, während Carol versuchte, alles zu verstehen.
Sie versank in einem Meer aus Schmerz. Und sie brauchte Hilfe.
“Ich will meine Mutter”, flüsterte sie. Ihr Körper hatte sich drei Mal verweigert – drei Mal hatte sie das Baby verloren. Und nun gab es keine weitere Möglichkeit mehr. Dies war das Ende für Doug und für sie. Es war vorbei.
“Sollen wir sie für Sie anrufen?”
Carol blickte auf und fragte sich, was er meinte. Dann wurde ihr klar, dass es um ihre Mutter ging. Langsam schüttelte sie den Kopf. “Sie lebt in Oregon.”
Dr. Ford redete noch mit ihr und versuchte sie zu trösten. Er sprach ihr sein Beileid aus, und nach einigen Minuten verschwand er und ließ sie allein. Carol stand vom Untersuchungstisch auf, zog sich an und ging. Sie wusste nicht, wohin, aber es war ihr auch egal. Sie lief einfach los – langsam, ohne Ziel – und kurze Zeit später fand sie sich am Meer wieder. Touristen bevölkerten den Gehweg in der Nähe des Seattle-Aquariums. Carol fühlte sich wie ein Fels in der Brandung. Sie ging Schritt für Schritt weiter und merkte gar nicht, dass sie gegen die Menschenmassen anlief.
Als sie zu müde zum Weitergehen war, setzte sie sich kurzerhand auf eine der Bänke. Und plötzlich kamen die Tränen. Heisere, schmerzliche Schluchzer, die tief aus ihrem Herzen aufstiegen. Sie hatte versagt. Sie enttäuschte wieder einmal ihren Ehemann, ihre Eltern und alle, die an sie geglaubt hatten.
Ihr Handy klingelte. Warum sie das in diesem Moment so wütend machte, konnte Carol selbst nicht sagen. Ohne zu schauen, wer sie erreichen wollte, nahm sie das Handy aus ihrer Tasche und warf es auf die Straße. Als ein Bus um die Ecke bog und direkt über ihr Telefon fuhr, spürte sie eine grimmige Befriedigung. Alles, was von ihrem Handy noch übrig war, war ein kaputtes Stück Plastik, aus dem einige
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