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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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war alles andere als verwöhnt und eine
richtige Schlafstatt war für sie mehr Luxus, als sie erwarten konnte.
    Lines karger Essensvorrat war längst aufgebraucht und sie
war hungrig wie ein Wolf. Die von Grete gekochte Suppe kam ihr gegenüber den
gewohnten tristen Speisen im Kloster wie ein Festessen vor. Das etwas bittere
Dünnbier erfrischte herrlich nach dem langen Marsch.
    Nach dem Essen erzählte Line von Irmhilde und wie sie
gestorben war. Von Grete erfuhr sie, dass auch die Alte viele Jahre im Kloster
Wald verbracht hatte, wo sie Irmhilde kennen lernte. Die alte Frau war begeistert,
als Line ihr von ihrer Arbeit im Krankensaal des Klosters und in der
Klosterapotheke berichtete.
    „Dann kennst du dich auch mit Heilpflanzen aus? Kannst du
mir sagen, was das dort für Kräuter sind?“, fragte sie Line und deutete auf die
vielen Pflanzenbündel, die an der Wand zum Trocknen aufgehängt waren.
    Nacheinander deutete Line auf die Bündel und nannte
fehlerlos Namen, Anwendungsbereiche und Wirkungsweise der Heilpflanzen und
Kräuter.
    Die Alte zog die Brauen hoch. Sie war sichtlich beeindruckt.
Das hatte sie nicht erwartet. Dieses Mädchen schickte ihr der Herrgott.
    Line strahlte, als Grete sie lobte. Noch einmal trat sie vor
die Hütte, um vom Brunnen Wasser zu holen. Sie sah sich um und atmete die kühle
Abendluft ein. Es war so schön und friedlich hier. Die Sonne versank gerade
hinter den Bäumen, die das Anwesen säumten und tauchte alles in ein warmes
Licht. Zuhause , dachte das Mädchen und lächelte glücklich vor sich hin,
während ihr heiße Tränen über die Wangen liefen.

I
Erwachen
    Erntingmond Anno 1229
                                                                                                                                           
    Schmerz. Der Schmerz wütete in seinem Körper wie ein Dämon,
beherrschte ihn so vollkommen, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Undeutliche Bilder tauchten auf und verschwanden wieder. Er konnte sie nicht
festhalten. Dann versank wieder alles in Finsternis.
    Seine nächste Empfindung war Hitze, es war unerträglich
heiß. Sein Körper brannte, er verbrannte innerlich. Panik stieg in ihm auf. Er
war im Fegefeuer.
    Wieder sah er verworrene Bilder. Er glaubte, Schreie zu
hören, Kampfeslärm, roch Blut und Schweiß, fühlte Verzweiflung und
Hilflosigkeit.
    Er lief nackt durch einen düsteren Wald, von Dämonen
verfolgt. Aber seine Beine waren schwer wie Blei, sie wollten ihn nicht tragen
und er hatte das Gefühl, durch einen zähen Brei zu laufen. 
    Die Verfolger holten ihn ein, hielten ihn an Armen und
Beinen fest. Eine Dämonenfratze tauchte vor ihm auf, mit riesigen Augen und
schlechtem Atem. Der Dämon verwandelte sich in einen kräftigen Kerl, der ihm
ein langes Messer vor die Nase hielt und hinterhältig grinste.
    Er wollte sich wehren, aber er war völlig bewegungsunfähig.
Starke Hände schlossen sich um seine Gliedmaßen. Der Kerl hatte auffallend
hervortretende Augen und wollte etwas von ihm wissen. Immer wieder fragte er
nach einem Pergament, einer geheimen Botschaft. Aber er begriff den Sinn der
Worte nicht und schüttelte den Kopf. Er wusste nichts von einem Pergament.
Hilflos musste er mit ansehen, wie das Messer sich in seinen Leib senkte, ihn
zuerst nur oberflächlich verletzte, um sich dann tief in seinen Leib zu bohren.
Die Hände ließen ihn los und er stürzte zu Boden. Die froschäugige Fratze
beugte sich über ihn und musterte ihn mordgierig. Noch einmal blitzte das
bluttriefende Messer auf. Dann wurde es dunkel um ihn.
    Er wusste weder wie viel Zeit vergangen war, noch ob er
wachte oder träumte, als er durch die halb geschlossenen Lider ein schwaches,
tanzendes Licht sah, das sich auf ihn zu bewegte. Merkwürdigerweise wirkte
dieses Licht nicht beängstigend, sondern eher beruhigend. Undeutlich sah er ein
Gesicht vor sich. Aber es war nicht der Dämon aus seinen Träumen. Es war ein
wunderschönes Gesicht, umrahmt von langen, schwarzen Haaren, beleuchtet von
einer flackernden Tranfunzel. Und dann war da ein leises Lied, eine eingehende
Melodie, betörend und beruhigend. Es war ein Singsang, in dem die Töne auf und
ab schwollen, eine wunderschöne Weise in einer fremden Sprache, die er nicht
verstand.
    Er hatte in Outremer viele verschiedene Sprachen gehört,
auch arabisch und türkisch, aber diese

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