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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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bereits
die beiden Zelte und unsere Ausrüstung auf die Packpferde geladen hatten. 
    Viele Ritter grüßten mich auf unserem Weg durchs Feldlager
und ich grüßte mit gemischten Gefühlen zurück. Bald hatten wir das Lager hinter
uns gelassen und ritten auf einen Hügel zu, auf dem ich plötzlich einen
einzelnen Reiter entdeckte. Ich traute meinen Augen nicht, als ich beim
Näherkommen den hünenhaften Normannen erkannte.
    „Da bist du ja endlich“, begrüßte Sven mich mit seiner
dunklen Stimme, als hätte ich mich zu einer Verabredung verspätet.
    „Was machst du denn hier?“, fragte ich freudig überrascht.
    „Wenn du nichts dagegen hast, begleite ich dich ein S-tück.“
    „Hast du deinen Dienst quittiert?“
    „Ich bin ein freier Mann. Ich leihe mein Schwert und meine
Axt demjenigen, der mich braucht. Ich glaube, Friedrich kommt jetzt ohne mich
zurecht. Die Päpstlichen haben sich verdrückt und das Land ist fast befriedet.“
    „Und du meinst, ich brauche deine Hilfe?“
    „Einer muss ja auf dich aufpassen.“
    „Wie weit wirst du mich begleiten?“
    „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Mal sehen, wie
lange du mich erträgst.“
    „In dem Fall wirst du damit rechnen müssen, bis in meine
Heimat mitzukommen.“
    „Wird sich ergeben. Auf jeden Fall bleibe ich nicht in
diesem s-hrecklich warmen Land“, stöhnte der Normanne theatralisch und schaute
beinahe anklagend der aufgehenden Sonne entgegen.
    In Otranto wartete Knut bereits auf uns. Er humpelte leicht,
hatte aber die Verletzung ansonsten gut überstanden.
    Wir nahmen eine Schiffspassage nach Venedig. So kamen wir
schneller voran und brauchten nicht auf dem Landweg den Kirchenstaat
durchqueren, wo man auf die zurückkehrenden Kreuzfahrer zurzeit nicht gut zu
sprechen war.
    Es war ein überwältigender Anblick, als unser Schiff bei
schönstem Sonnenschein in die Laguna Veneta einlief und wir die Türme Venedigs
sahen, dominiert von dem Markusturm, der alle anderen Gebäude weit überragte.
    Durch den Seehandel war Venedig unglaublich reich geworden.
Noch nie hatte ich so viele Paläste gesehen, die sich gegenseitig an Schönheit
und Prunk zu überbieten suchten. Hier gab es mehr Wasserwege als Straßen,
weshalb sich fast der gesamte Verkehr auf dem Wasser abspielte.
    Nur eine Nacht blieben wir in Venedig und ich bedauerte
fast, diese prächtige Stadt so schnell wieder verlassen zu müssen. Aber es zog
mich in die Heimat. Wir hatten noch einen langen Weg vor uns, mehrere hundert
Meilen nach Norden, über die Alpen bis ans heimatliche Meer.
    Auf dem Landweg zogen wir in Richtung Nordwesten, kamen an
Verona vorbei und näherten uns endlich den südlichen Ausläufern des riesigen
Gebirges.
    Damals ahnten wir nicht, was uns nördlich der Alpen erwarten
würde. Aber ich sehe jetzt wieder alles deutlich vor mir, als wäre es erst
gestern gewesen.

X
Die Wehmutter
    Scheidingmond Anno 1229
                                        
    Stück für Stück kamen Conrads Erinnerungen fast lückenlos
zurück, wie das Mädchen Caroline vorausgesagt hatte.
    Sie hatte ihn behutsam zurückgeführt bis zu den Ereignissen
vor drei Jahren, als sie in der Heide die Dänen schlugen. Dann waren die
Erinnerungen auf ihn eingeprasselt, als hätte das Mädchen eine Tür in seinem
Gehirn geöffnet, hinter denen sie verschlossen waren.
    Stundenlang Tag hatte sie zusammen mit der alten Grete bei
Conrad gesessen und seinen Erzählungen gelauscht, vom Heiligen Land und
Apulien, von Ruhm, Tot, Euphorie und Verzweiflung. Die Worte waren aus ihm
heraus gesprudelt wie angestautes Wasser, das sich mit Macht seine Bahn bricht.
    Sie hatten ihm zugehört und ihn einfach reden lassen.
    Auch an die Ereignisse vor dem Überfall konnte der junge
Ritter sich jetzt erinnern.
    Von Konstanz aus waren sie nach Norden aufgebrochen. An
einen dichten Wald erinnerte er sich, durch den sie kamen, als sie von dem
voraus gerittenen Waffenknecht Knut Hilferufe hörten. Der Mann war
offensichtlich in Schwierigkeiten geraten. Conrad hatte seinem Streitross
Hektor die Sporen gegeben, um ihm zu Hilfe zu eilen, aber er war nicht weit
gekommen. Sein Pferd war gestürzt und er musste abspringen, um nicht unter dem
Tier eingeklemmt zu werden. Das letzte, woran er sich erinnern konnte, war ein
dumpfer Schlag auf den Kopf gewesen. Was danach geschehen war, blieb weiterhin
im Dunkeln. Nur diese Fratze verfolgte ihn noch in seinen Träumen.
    Jetzt, wo Line mehr über ihren

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