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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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herrliches Gefühl, endlich
wieder auf den Beinen zu sein und ganz alltägliche Dinge tun zu können, wie
diesen Spaziergang durch den herbstlichen Wald. 
    Tief atmete er die frische Waldluft ein, lauschte dem Gesang
der Vögel und freute sich wie ein Kind über die bunten Blätter, die auf sie
herabregneten. Belustigt dachte Conrad daran, was wohl seine Kampfgefährten
davon hielten, wenn sie ihn jetzt so sehen könnten. Bestimmt würden sie
glauben, die Kopfverletzung wäre schwerer als gedacht. Ausgelassen erzählte und
scherzte er mit Line, die sich von seiner Hochstimmung anstecken ließ und ihm
mehrmals ihr bezauberndes Lächeln schenkte.
    Die Alte beäugte sie argwöhnisch und schüttelte ab und zu
missmutig den Kopf.
    Die kleine Gruppe wanderte zunächst durch den unwegsamen
Wald, bis sie unweit des Dorfes Herbishofen auf die Straße nach Memmingen
stießen. Diese verdiente diese Bezeichnung allerdings kaum, denn sie war gerade
so breit, dass man sie mit einem Fuhrwagen mit einiger Mühe befahren konnte.
Der Weg schlängelte sich zwischen den sanften Hügeln hindurch und führte an
einigen kleinen Dörfern vorbei. 
    Als es unwegsamer wurde, sprachen sie kaum noch ein Wort.
Oft mussten sie über Baumwurzeln klettern oder einem Fuhrwerk ausweichen, denn
so wie sie waren auch viele Bauern unterwegs nach Memmingen, um auf dem Markt
ihre Ware feilzubieten und ihre Besorgungen zu machen.
    An einer besonders engen Wegbiegung wurden sie von einem
Karren eingeholt, der von einem dürren Klepper gezogen wurde.
    Da Grete nicht schnell genug zur Seite trat, schrie der
Wagenlenker sie an: „Troll dich, Weib, gib den Weg frei, sonst kommst du mir
noch unter die Räder.“
    „Nicht so eilig“, gab Grete zurück, „sonst fällt deine Mähre
noch tot um, bevor du den Markt erreichst.“
    Wütend hob der Bauer seine Peitsche. Conrad stellte sich
breitbeinig auf den Weg, das Pferd scheute und der Wagen blieb abrupt stehen.
Der Bauer musste sich festhalten, um nicht vom Kutschbock zu fallen. 
    Mit finsterer Miene fixierte Conrad den vierschrötigen Mann.
    Eine Weile war es totenstill. Dann hob der wütende Bauer
erneut die Peitsche und grollte: „Aus dem Weg, Bürschchen, oder du wirst meine
Peitsche spüren.“
    „Willst du unbeschadet weiterfahren?“, erwiderte Conrad
gefährlich leise. „Dann solltest du dich sofort bei der alten Frau
entschuldigen. Sie ist ein unbescholtenes Weib“
    Irritiert sah der Bauer den jungen Mann an, der es wagte,
sich ihm in den Weg zu stellen und sich für einen Bauern viel zu gewählt
ausdrückte. Irgendetwas war unheimlich an dem Burschen, der ihn mit seinen
unglaublich blauen Augen durchdringend fixierte. Gern hätte er dem Frechling
die Peitsche übergezogen, aber die Furchtlosigkeit, mit der dieser ihm
gegenüber trat, machte ihn unsicher. Eine Weile starrten sich die beiden Kontrahenten
in die Augen, dann senkte der Bauer den Blick und entschied, besser einen
Rückzieher zu machen.  
    Umständlich stotterte er eine Entschuldigung in Gretes
Richtung und legte die Peitsche hinter den Kutschbock.
    Conrad trat beiseite und verbeugte sich höflich. „Eine gute
Weiterfahrt und erfolgreiche Geschäfte“, wünschte er dem völlig verdutzten
Bauern, der etwas Unverständliches brummelte und ebenfalls linkisch den Kopf
neigte, bevor er seinen Wagen vorsichtig an den Dreien vorbei lenkte und seine
Fahrt sofort wieder beschleunigte, sobald er sie passiert hatte.
    Line lachte und selbst Grete konnte sich ein Schmunzeln
nicht verkneifen. Conrad freute sich über die Fröhlichkeit der beiden Frauen
und fühlte sich, als hätte er einen gerechten Sieg errungen. Er warf sich in
die Brust und schritt wichtigtuerisch wie ein Geck vor den beiden auf und ab.
Line bog sich vor Lachen und selbst die Alte fiel keckernd ein.
    An einem kleinen Bach legten sie eine Pause ein, tranken das
klare, frische Wasser und aßen einen trockenen Kanten Brot, bevor sie weiter
zogen.
    Je näher sie der Stadt kamen, desto mehr Fuhrwerke
überholten sie. Zusammen mit ihnen waren viele Menschen zu Fuß in kleineren
oder größeren Gruppen unterwegs. Alle strebten sie zum Markt. Viele Kinder
waren dabei, denn das bunte Treiben auf dem Markt war immer ein besonderes
Erlebnis für sie. Oft tummelten sich dort auch Gaukler und es gab eine Menge
Zuckerwerk und andere Leckereien.
    Die Wächter am Tor interessierten sich nicht für die kleine
Gruppe und ließ sie wie alle anderen passieren. Nur von den Fuhrwerken
kassierten

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