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Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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der Entbindenden und Kranken geworden. Abgesehen davon bereicherte
sie ihr Leben. Mit ihrer Unbekümmertheit und Fröhlichkeit erwärmte sie ihr
altes Herz. Sie liebte Line so, als wäre sie tatsächlich ihre Enkelin, was alle
glaubten. Von ganzem Herzen wünschte sie ihr, sie möge glücklich werden, mit
einem anständigen, fleißigen Mann.
    Nun war die Liebe in ihrem Herzen erwacht, was unschwer zu
erkennen war und Grete machte sich große Sorgen. Vielleicht wäre es besser
gewesen, wenn sie diesen Jüngling damals nicht gefunden hätten. Aber die Zeit
ließ sich nicht zurückdrehen und was sie getan hatten, war richtig gewesen.
    Zwar musste sie zugeben, dass der junge Mann anständig war
und gute Manieren hatte, aber er war von einem anderen Stand. Wäre er ein Bauer
oder Handwerker gewesen, hätte sie sich für ihre Schutzbefohlene freuen und ihr
ihren Segen geben können.
    Aber diese Liebe konnte nur tragisch enden. Es würde Line
das Herz brechen, wenn dieser Fremde eines Tages seiner Wege ging. Aber dieser
Tag musste kommen, je früher, desto besser.
    Auch deshalb hatte sie ihm die Kleidung besorgt, obwohl sie
sich mit dem zusätzlichen Esser kaum das Nötigste zum Leben leisten konnten.
Einmal musste sie sogar ein paar Münzen aus dem Kästchen nehmen, in dem die
beiden Frauen ihre Ersparnisse aufbewahrten, den Notgroschen für schlimme
Zeiten.
    Aus dem bereit stehenden Eimer goss sie Wasser in den Kessel
über dem Herd.
    „Hilfst du mir?“, fragte sie das Mädchen barscher als sie
wollte.
    Sofort stand Line auf und half, Gemüse und Wurzeln für die
Suppe zu putzen, dann taten sie noch verschiedene Kräuter hinzu. Bald schon
breitete sich ein angenehmer Duft in der Kate aus, der Conrad das Wasser im
Munde zusammen laufen ließ. Der Duft hatte nicht zu viel versprochen, der
Eintopf schmeckte köstlich.
    Es war immer wieder erstaunlich, wie es den beiden Frauen
gelang, aus den einfachsten Zutaten so wohlschmeckende Eintöpfe zu zaubern,
dachte Conrad nicht zum ersten Mal.
    An diesem Abend war Conrad zuversichtlich, dass sich alles
zum Guten wenden würde. Er war auf dem Wege der Besserung. Morgen war Markttag.
Jeden Monat ging Grete zusammen mit Line einmal auf den Markt nach Memmingen,
um Kräuter zu verkaufen und Einkäufe zu tätigen.
    Am folgenden Markttag wollte er die beiden Frauen begleiten.
Er fühlte sich endlich stark genug dafür und wollte unbedingt in Erfahrung
bringen, ob man ihn noch immer suchte. Dank seiner neuen Kleidung würde ihn
Niemand erkennen. Trotzdem wollte er auf der Hut sein. In der Stadt würde er
sich von den beiden Frauen trennen, um sie auf keinen Fall in Gefahr zu
bringen.
    Lange konnte Conrad nicht einschlafen. Er hörte die
regelmäßigen Atemzüge der beiden Frauen in der Lagerstatt neben ihm. Wäre nicht
ein Vorhang aus grobem Leinen zwischen ihnen, könnte er im schwachen Licht des
erlöschenden Herdfeuers das schwarzhaarige Mädchen sehen, das nur wenige Ellen
neben ihm lag.
    Er stellte sich vor, bei ihr zu liegen und sofort schämte er
sich für seine unkeuschen Gedanken. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass
Line sich in seine Träume stahl.

XII
Markttag
    Scheidingmond Anno 1229
                                                                         
                                                                                  
    Mit dem ersten Morgenrot, das sich schwach über den Bäumen
zeigte, brachen sie auf. Die beiden Frauen trugen bis zum Rand mit Kräutern und
Heilpflanzen gefüllte, geflochtene Kiepen auf dem Rücken, die oben eine große
Öffnung hatten und nach unten schmaler wurden.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, in der Kleidung eines Bauern
herumzulaufen und der ungewohnt raue Stoff kratzte auf seiner Haut. Trotzdem
war es bequemer als Conrad dachte. Außerdem war es die beste Tarnung, falls ihm
noch immer jemand nach dem Leben trachten sollte.
    Er hatte sich von Grete die Haare kurz schneiden lassen, so
dass jetzt auch die Frisur zu seiner Bauerntracht passte. Conrad war sicher,
dass ihn selbst seine Gefährten kaum erkennen würden, erst recht nicht seine
Feinde.                                                           
    Die Alte schlug ein gemächliches Tempo an. Conrad fühlte
sich frei wie schon lange nicht mehr. Es war ein

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