Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
Vom Netzwerk:
tränenverschmierten Wangen sah sie einfach bezaubernd aus. Ihre
ausdrucksstarken, dunklen Augen sahen ihn vertrauensvoll und ernst an. Ein
betörender Duft ging von ihr aus, der ihn erregte und gleichzeitig in
Verwirrung stürzte.
    Lange sah er ihr in die Augen, in denen noch immer Tränen
glitzerten und hatte das Gefühl, in ihnen zu versinken wie in einem See. Dabei
stellte er fest, dass ihre Pupillen gar nicht schwarz waren, wie er immer
dachte, sondern dunkelbraun.
    Plötzlich verspürte er einen unwiderstehlichen Drang, sie an
sich zu ziehen und auf den vollen Mund zu küssen. Er beugte sich ein wenig
hinab und spürte ihren heißen Atem in seinem Gesicht. Sie senkte die Lider,
stand aber ganz still und drehte sich nicht weg.
    Ganz flüchtig, wie aus Versehen, trafen sich ihre Lippen.
Beinahe ängstlich löste er seinen Mund wieder von ihr, er wollte sie nicht
erschrecken.
    Zu seinem Erstaunen schmiegte sie sich an ihn, stellte sich
auf die Zehenspitzen, reckte sich zu ihm hoch und küsste ihn nun ihrerseits mit
leicht geöffnetem Mund.
    Sein Herz begann zu rasen und seine Männlichkeit regte sich.
    Ihr Kuss wurde fordernder und er erwiderte ihn nun beinahe
stürmisch.
    Bevor er ganz die Sinne verlor, rief er sich zur Vernunft.
Überstandene Gefahrensituationen konnten bei Menschen beiderlei Geschlechts
eine Art Rauschgefühl wie nach großem Alkoholgenuss auslösen, das wusste er aus
Erfahrung. Nichts taten Soldaten nach einem Sieg lieber, als bei einer Frau zu
liegen und ihre Männlichkeit zu beweisen.  
    Bei jedem anderen Mädchen hätte er sicher die Situation
ausgenutzt, zumal er seit langem keine Frau mehr gehabt hatte, aber Line war
für ihn etwas ganz Besonderes. Er hätte es sich nie verziehen, wenn er sich
jetzt zu etwas hinreißen ließe, dass er später bereuen müsste.
    Mit größter Überwindung löste er sich von ihrem warmen
Körper und schob sie leicht von sich.
    „Lass uns nach Hause gehen“, brachte er heiser hervor.
    Sie sah ihn mit einem Blick an, den er nicht recht deuten
konnte. War sie enttäuscht? Doch bevor er in ihrem Blick forschen konnte,
senkte sie die Lider.
    „Ich muss nach Euren Verletzungen sehen“, sagte sie
nüchtern. Der Zauber des Augenblicks war verflogen.
    Gehorsam streifte Conrad das Hemd über den Kopf. Line
wickelte den blutdurchtränkten Hüftverband ab und betrachtete die Wunde. Die
Naht hatte gehalten, aber die Wunde blutete wieder. Sie wusch den Verband im
See und verband Conrad neu. 
    „Wir können sie nicht so liegen lassen“, sagte sie leise und
schaute auf die drei Leichen.
    Conrad folgte ihrem Blick. Die Kerle verdienten kein
halbwegs ordentliches Begräbnis und er fühlte sich völlig zerschlagen.
Andererseits wollte er die Leichen auch nicht einfach so hier liegen lassen.
Also machten sie sich daran, mit Hilfe der Schwerter eine flache Grube
auszuheben, in die sie die drei Leichen rollten, mit der ausgehobenen Erde
bedeckten und schließlich noch Steine darauf legten, um sie vor Raubtieren zu
schützen. Kreuze stellten sie allerdings nicht auf, die Kerle würden ohnehin in
der Hölle schmoren.
    Die Schatten wurden bereits länger und es wurde merklich
kühler, als sie endlich fertig waren und sich erschöpft auf den Heimweg
machten.
    Line war völlig verwirrt. Und das lag nicht nur an dem
feigen Überfall, sondern auch an Conrads Verhalten, nachdem er sie vor diesen
widerlichen Kerlen gerettet hatte.
    Seit dem Kuss hatten sie kein Wort miteinander gesprochen
und als sie sich auf den Heimweg machten, gingen sie schweigend nebeneinander
her.
    Gern hätte Line ihm ihre Liebe gestanden, aber sie war viel
zu verwirrt, um die richtigen Worte zu finden.
    Außerdem wusste sie nicht, ob er ihre Liebe erwiderte. Seine
plötzlich aufwallende Zärtlichkeit musste nicht viel mehr bedeuten, als dass er
sich ernstlich Sorgen um sie machte nach diesem Erlebnis – wie um eine gute
Freundin.
    Sicher fühlte er sich ihr und Grete gegenüber verpflichtet.
Wenn er aber tatsächlich mehr für sie empfand, wollte sie ihn auf keinen Fall
bedrängen. Sie fürchtete, durch ein falsches Wort alles kaputt zu machen, wie
ein zu starker Regenguss eine zarte Pflanze zerstören konnte. Sie musste Geduld
haben und nahm sich vor, einfach abzuwarten, wie er sich in nächster Zeit ihr
gegenüber verhielt.   
    Als sie ein gutes Stück gelaufen waren, kamen sie auf einen
unbewachsenen Hügel, von dem aus sie weit über das Land blicken konnten.
    Sie ahnten nichts Gutes, als sie

Weitere Kostenlose Bücher