Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)
Oberarm, hob sein Knie und riss gleichzeitig
den Arm seines Gegners mit Wucht nach unten. Wie ein trockener Ast brach der
Arm am Ellenbogen über Conrads Knie. Dem hässlichen Geräusch folgte der Schmerzensschrei
des Verletzten, der zu Boden stürzte und seinen Arm umklammerte.
Der zweite Kerl stürzte sich jetzt zusammen mit dem Hünen
auf Conrad, während der Anführer mit den Froschaugen aufstand und umständlich
seine Beinkleider richtete.
Bevor die anderen Conrad erreichten, hatte dieser das zu
Boden gefallene Schwert aufgehoben.
„Ich danke dir“, sagte er spöttisch zu dem Kerl, der mit
schmerzverzerrtem Gesicht im Gras hockte. Dann stellte er sich den anderen
Angreifern.
Geschickt, beinahe spielerisch wehrte er die ersten
Schwerthiebe ab. Dann war auch der Anführer heran.
„Du hast etwas, was mir gehört“, rief Conrad ihm zornig zu.
„Dein Schwert kannst du gerne wieder haben“, erwiderte
dieser, „aber zwischen die Rippen.“
Auf Line achtete keiner mehr. Sie saß noch immer zitternd im
Gras und verfolgte ängstlich die Szene, außerstande aufzustehen oder gar
davonzulaufen.
Die drei Kerle umkreisten Conrad und versuchten, ihn in die
Zange zu nehmen. Immer wieder hieben sie gleichzeitig auf ihn ein, doch Conrad
parierte ihre Schläge und verstand es dabei geschickt, sich so zu stellen, dass
seine Gegner sich gegenseitig behinderten.
Dann griff er plötzlich den mit dem schäbigen, blassroten
Hemd an, führte drei schnelle Schlagfolgen aus, die dieser mühsam abwehrte,
deutete einen Oberhau an, drehte dann aber seine Waffe und führte mit einer
fließenden Bewegung einen waagerechten Hieb aus, der dem überraschten Gegner
die Kehle durchschnitt.
Als seine Kumpane das sahen, verdoppelten sie ihre
Anstrengungen. Sie begriffen, dass sie es mit einem ernst zu nehmenden Gegner
zu tun hatten.
Aber auch sie verstanden ihr Handwerk. Der Hüne bewegte sich
schneller, als man es ihm zugetraut hätte und der Anführer ging sehr geschickt
mit dem Schwert um, so dass Conrad immer mehr in Bedrängnis geriet, zumal sich
jetzt seine noch nicht ganz verheilten Verletzungen bemerkbar machten. Er wich
zurück und seine Bewegungen wurden langsamer.
In diesem Augenblick sah Line, dass der Kerl mit dem
gebrochenen Arm sich mit einem langen Messer in der Linken von hinten an Conrad
heran schlich. Auch Conrads beide Gegner erkannten das Vorhaben ihres Kumpans
und versuchten, die Aufmerksamkeit Conrads auf sich zu lenken. Langsam schlich
sich der Kerl mit dem Messer immer näher an ihn heran, ohne dass Conrad ihn
bemerkte.
Jetzt kam plötzlich Leben in Line. Sie musste etwas
unternehmen, wagte aber nicht zu rufen, denn wenn Conrad sich umsah, hatte er die
anderen beiden im Rücken.
Sie erwachte aus ihrer Schreckensstarre und eine wilde
Entschlossenheit ergriff von ihr Besitz. Während sie aufsprang auf, riss sie
ihr kleines Messer aus der Gürtelschlaufe und rannte geduckt auf den Angreifer
zu.
Als der sie bemerkte, war sie schon bei ihm und rannte ihn
einfach um. Dabei stach sie zu, das kurze Messer konnte den dicken, gesteppten
Waffenrock jedoch nicht durchdringen.
Sie stürzten beide zu Boden, wobei Lines Gegner auf seinen
gebrochenen Arm fiel, mit dem er sich unwillkürlich abstützen wollte. Line fiel
auf ihn und er schrie markerschütternd auf und griff mit der Linken nach seinem
verletzten Arm. Dabei entglitt ihm das Messer.
Schnell griff Line danach und wollte es ihm in den Hals
stechen, aber er wich aus und verpasste ihr einen schmerzhaften Schlag an die
Schläfe.
Halb benommen sackte Line zur Seite. Sie sah verschwommen,
wie der wütende Kerl sich auf sie rollte, sie mit einem Knie an den Boden
drückte und zu einem Faustschlag ausholte.
Mit aller Kraft stieß sie ihm das Messer in den Schenkel.
Wie sie beabsichtigt hatte, traf sie die Hauptschlagader im Innenschenkel,
drehte die Waffe in der Wunde und riss sie wieder heraus.
Sofort sprudelte eine Blutfontäne hervor.
Der Kerl sah eher verblüfft als erschrocken auf die blutende
Wunde. Dann presste er die linke Hand darauf, in dem vergeblichen Versuch, die
Blutung zu stillen.
Noch einmal versuchte er, das Mädchen zu schlagen, aber Line
hielt ihm das Messer entgegen und schnitt ihm in die Hand.
Unter größter Kraftanstrengung kroch sie unter ihm hervor.
Das Blut rauschte in ihren Ohren, sie war völlig erschöpft.
Ihr Gegner kniete noch geraume Zeit im Gras, während sich
unter ihm eine große Blutlache ausbreitete. Im Gegensatz zu Line
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