Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)
küsste ihn auf Wangen, Augen und Mund, während
sie seine Arme streichelte.
Eine wohlige Erregung erfasste ihren Körper, als seine
rechte Hand sie streichelte und er sie an sich zog.
Jetzt hätte sie sich von ihm lösen können, denn er war außer
Lebensgefahr. Aber sie brachte es nicht fertig. Obwohl er noch immer die Augen
geschlossen hielt, beschleunigte sich seine Atmung. Beinahe erschreckt spürte
sie, wie sein Körper auf ihre Nähe reagierte. Ihre Erfahrung auf diesem Gebiet
war nur theoretischer Natur, aber in ihren Träumen war sie ihm schon oft so
nahe gewesen wie jetzt. Nur dass es viel schöner und prickelnder war als in
ihren Träumen.
Line überließ sich einfach ihren Gefühlen, die sie wie eine
Welle überrollten und über ihr zusammenschlugen. Obwohl sie sich nicht dessen
bewusst war, was sie tat, handelte ihr Körper wie von selbst. Die Welt um sie
herum versank in Bedeutungslosigkeit, als sie sich einfach treiben ließ. Jetzt
gab es nur noch sie beide. Und sie waren eins. Selbst wenn sie es gewollt
hätte, konnte sie jetzt nicht mehr zurück, ihre Vernunft war völlig
ausgeschaltet. Sie bewegte ihr Becken in dem uralten Rhythmus, den niemand
erlernen muss und spürte, wie er prompt darauf reagierte. Nach einem kurzen
Schmerz durchströmte sie eine nie gekannte Glückseligkeit.
Als die Welle der Gefühle über ihr zusammenschlug, bäumte
sie sich auf und konnte einen gepressten Schrei nicht unterdrücken.
*
Conrad träumte von Line. Er konnte sie spüren, sie lag auf
ihm und hielt ihn fest umschlungen. Er wünschte, der Traum würde niemals enden.
Der Traum war so real, dass er ihren heißen Atem auf seinem Gesicht zu spüren
glaubte. Das Blut schoss ihm in die Lenden, Traum und Wirklichkeit verschmolzen
miteinander und plötzlich war er hellwach. Obwohl er die Augen öffnete, konnte er
in der Dunkelheit zunächst nichts erkennen. Aber er spürte ihren warmen,
weichen Körper auf sich und konnte es nicht glauben. Kein Zweifel, sie
schliefen miteinander. Viele Male hatte er das geträumt, aber jetzt war es
Wirklichkeit. Er versuchte, vorsichtig zu sein, aber sein Körper reagierte
automatisch und obwohl er fürchtete, ihr weh zu tun, konnte er sich nicht mehr
zurückhalten.
Aber Line stöhnte nur leise auf, dann bewegte sie sich
rhythmisch auf ihm, bis er zum Höhepunkt kam. Kurz darauf legte sie ihren Kopf
in den Nacken und gab einen unterdrückten, spitzen Schrei von sich. Dadurch
rutschte die Decke zur Seite und Conrad sah einen grauen Himmel über sich, der
mit dunklen Wolken verhangen war.
Aber das konnte seine Stimmung nicht trüben.
Lines Gesicht tauchte vor ihm auf, als sie sich mit
zerzausten Haaren über ihn beugte und ihn mit ihren großen Augen beinahe
ängstlich ansah, wie eine ertappte Sünderin.
Ihr Gesicht wurde von flackernden Flammen erleuchtet und sie
war so wunderschön, dass er sich zusammenreißen musste, nicht ihren Kopf zu
sich herunterzuziehen, um sie zu küssen. Das Blut rauschte durch seine Adern
und der Zauber des soeben Erlebten wirkte noch in ihm nach.
*
In dem Moment, als die Decke zur Seite rutschte, fühlte sich
Line jäh in die Wirklichkeit zurückgerissen. Sie wurde sich dessen bewusst,
dass Sven, der inzwischen ein Feuer entfacht und Conrads sowie seine eigene
Kleidung zum Trocknen daneben aufgehängt hatte, alles mitbekommen haben musste.
Auch wenn er den jungen Leuten diskret den Rücken zugekehrte
und scheinbar unbeteiligt vor sich hin summte, während er in dem Feuer
herumstocherte, fühlte sie sich wie eine ertappte Sünderin.
Sie raffte sich auf, drehte sich beschämt um und zog schnell
ihr Hemd über. Dann ging sie zum Fluss, um das durch die Rutschpartie schmutzig
gewordene Kleid zu waschen und es dann ebenfalls am Feuer zu trocknen.
Als sie zurückkam, saß Conrad am Feuer, die Decke eng um
sich geschlungen. Line hängte ihr Kleid auf, folgte seiner einladenden Geste
und setzte sich nach kurzem Zögern neben ihn. Er schlug die Decke um sie beide,
um sie zu wärmen.
Sie wusste selbst nicht warum, aber sie spürte plötzlich
eine unerklärliche Scheu und obwohl sie jetzt ihr Unterhemd trug und nicht mehr
ganz nackt war, fühlte sie sich unbehaglich. Sie wagte es nicht, ihrem Gefühl
nachzugeben und sich einfach an ihn zu schmiegen.
Warum sagte er nichts? Hielt er sie womöglich für eine Hure,
die sich ihm bei der erstbesten Gelegenheit an den
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