Das mysteriöse Pergament 01 - Begegnungen (German Edition)
Pferd
und saß selbst auf.
Aber alle Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet.
Unbehelligt erreichten die Reisegefährten eine Lichtung, auf der sich ein
einsames, ärmliches Anwesen befand.
Von dem mit Holzschindeln gedeckten Haus stieg eine dünne
Rauchfahne empor.
Ein gutes Stück entfernt stocherte ein rußgeschwärzter Mann
mit einer Stange in einem rauchenden Meiler herum. Als er die Fremden bemerkte,
unterbrach er seine Arbeit und schaute ihnen entgegen. Gleichzeitig hörten sie
vom Hof her einen Hund bellen.
Da es bereits später Nachmittag war, fragte Conrad den
Köhler, ob sie hier übernachten könnten.
„Wenn Euch ein einfaches Strohlager reicht, seid Ihr
willkommen“, sagte dieser etwas erstaunt, während er seinen Hut zog. Geschickt
kletterte er vom Kohlenmeiler herunter und zeigte einladend auf sein Haus.
„Sicher hat meine Frau bereits das Essen fertig.“
Zwei Kinder kamen angelaufen und starrten die Reisenden mit
offenen Augen sprachlos an. Als Sven vom Pferd sprang, rannten sie in Richtung
Haus davon und klammerten sich an die Rockzipfel ihrer Mutter, die vor die Tür
getreten war. Ein großer Hund knurrte die Ankömmlinge mit gesträubtem Fell an.
Die Frau des Köhlers sagte etwas, woraufhin er sich entspannte und sich neben
die Haustür legte. Von dort aus beäugte er die Fremden misstrauisch.
Die Köhlerfrau konnte noch nicht sehr alt sein, aber Leid
und Entbehrungen hatten bereits tiefe Falten in ihr Gesicht geschnitten. Sie
lächelte den Reisenden freundlich entgegen und bat sie, einzutreten.
Im ersten Moment konnte Conrad kaum etwas erkennen, seine
Augen mussten sich erst an die Dunkelheit im Inneren der Kate gewöhnen, denn
die Fensterläden waren geschlossen und nur das Herdfeuer verbreitete ein wenig
Licht.
Wortlos verteilte die Köhlerfrau Holzteller und füllte sie
mit einem undefinierbaren Brei. Misstrauisch nahm Conrad einen kleinen Bissen,
stellte aber fest, dass er gar nicht schlecht schmeckte. Der Köhler setzte sich
dazu. Seine Kleidung war unglaublich schmutzig und er roch nach Schweiß. Aber
das störte die Reisenden kaum, denn sie rochen selbst auch nicht viel besser.
Wenn man mit wenig Geld unterwegs war, durfte man nicht wählerisch sein. Sie
hatten schon in verwanzten Gastwirtschaften und herunter gekommenen Höfen
genächtigt, meistens aber unter freiem Himmel unter der Pferdedecke.
Die beiden kleinen Mädchen, die Conrad auf drei und vier
Jahre schätzte, waren ebenfalls herein gekommen, gefolgt von dem großen Hund,
der es sich neben der Tür bequem machen wollte, aber von der Hausherrin
hinausgewiesen wurde. Er versuchte es noch einmal mit einem traurigen
Hundeblick, aber die Köhlerin blieb unerbittlich und schloss die Tür hinter
ihm.
Die Kinder verloren langsam ihre Scheu und schwatzten jetzt
munter drauflos. Sie löcherten die Reisenden mit tausend Fragen, bis ihre
Mutter ein Machtwort sprach und sie schlafen schickte. Nach kurzem Protest
kletterten die beiden schließlich doch gehorsam auf den Zwischenboden, auf dem
sich ihre Schlafstatt befand.
Während Antonio und Line noch einmal ins Freie gingen, um
sich die Beine zu vertreten, blieben Sven und Conrad am Tisch sitzen und
tranken mit dem Köhler Dünnbier, das dieser zu Ehren der Gäste auftischte.
Sicher hoffte er darauf, dass diese sich erkenntlich zeigten. Ein paar Münzen
wären ihm sicher sehr willkommen.
„Sag mal, Köhler“, sprach Conrad den Hausherrn an, „wie
schaffst du das eigentlich, aus den Scheiten Holzkohle zu machen, ohne sie
abzufackeln?“
Der Köhler schaute auf und bekam leuchtende Augen. Es
passierte ihm sicher nicht oft, dass sich jemand für seine Arbeit interessierte,
bestenfalls für das Ergebnis. Holzkohle war nicht nur als Brennmaterial
begehrt, es war bei der Herstellung und Veredelung von Metallen wegen der hohen
Temperaturen, die dort benötigt wurden, unverzichtbar.
Umständlich erzählte er, dass man die Holzscheite
kegelförmig aufstapeln und in der Mitte einen Schacht lassen müsse. Dieser
Feuerschacht wurde dann mit Reisig gefüllt und entzündet, nachdem man den
Meiler mit Erde abgedeckt hatte. Es dauerte etwa eine Woche, bis aus den
Scheiten Holzkohle geworden war. Währenddessen musste der Köhler ständig darauf
achten, dass das Feuer nicht erlosch und der Meiler sich nicht entzündete. Das
tat er, indem er Löcher in den Meiler bohrte und wieder verschloss, um die
Luftzufuhr zu regeln.
Kaum hatte der Köhler seinen Bericht
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