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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Gesellen. Nur wenn sie unter sich
waren, hörte man sie an ihren Lagerfeuern scherzen und singen.“
    „Aber wenn sie nicht unsere Sprache sprechen, wie können sie
dann dem Kaiser dienen?“, fragte Eva naiv.
    „Unser Kaiser spricht besser arabisch als deutsch.“
    Ungläubig starrten die Zuhörer ihn an.
    „Deutsch ist schließlich nicht seine Muttersprache, er ist
in Sizilien aufgewachsen. Aber er spricht neben den sizilianischen Mundarten
auch das Volgare, das in ganz Italien verbreitet ist. Arabisch beherrscht er in
Wort und Schrift. In seiner Kanzlei hat er sogar die arabischen Zahlen
eingeführt, weil man mit ihnen besser rechnen könne als mit den römischen
Ziffern. Außerdem hat er arabische Berater.“
    Matthes schüttelte den Kopf. Er konnte es kaum glauben.
    „Innerhalb weniger Tage war das Heer des Papstes aus
Süditalien verschwunden und die aufsässigen Barone und Städte unterworfen“,
fuhr Conrad fort.
    „Ich bin vielleicht von einfachem Gemüt, aber das alles ist
für mich schwer verständlich“, sagte Matthes verwirrt. „Ihr seid mit dem
Kreuzfahrerheer aufgebrochen, um Ungläubige zu töten und Jerusalem zu befreien.
Und dann kämpfen Christen zusammen mit Sarazenen gegen Christen und sogar gegen
das Heer des Papstes. Wer soll das verstehen?“
    „Das, mein Freund, ist Politik“, entgegnete der junge
Ritter, „wie ich schon sagte. Im Übrigen haben wir keinen einzigen päpstlichen
Soldaten gesehen. Die verdrückten sich rechtzeitig, bevor wir sie verjagen
konnten. Inzwischen ist der Bann gegen den Kaiser vom Papst aufgehoben worden,
wie ich in Breuberg hörte.“
    Eine Weile schwieg Conrad. Es war still in der Stube des
Müllers. Nur das Prasseln und Knacken der Holzscheite im Kamin waren zu hören.
    „Hast du deinen Glauben verloren?“, fragte Matthes ernst.
    „Nein. Der Glaube ist es, der die Menschen zusammenhält,
ihnen das Gefühl gibt, ein Teil von etwas viel Größerem, Wichtigerem zu sein.
Ohne ihn würden wir im Chaos versinken. Aber die Kirchenfürsten sind Menschen
und Menschen sind fehlbar.“
    Matthes nickte ernst.
    „Aber ich bin zu einer erschreckenden Erkenntnis gelangt“,
fuhr Conrad fort. „Nichts lässt sich leichter für eigene, niedere Ziele
ausnutzen als der Glaube, wenn man nur genügend Macht und Einfluss hat. In
seinem Namen kann man Menschen töten, Ländereien erobern und tausende von
Menschen ins Unglück stürzen. Gott hat uns Menschen nicht nur Großmut und
Toleranz geschenkt, sondern auch Eitelkeit, Neid und Ehrgeiz. Wer die Macht
hat, nutzt diese erbarmungslos aus, um sie zu vergrößern. Das gilt für
weltliche Fürsten ebenso wie für geistliche. Die Kirche hat sich von Gott
entfernt. Wenn sich die Kirchenfürsten einfach nur an ihre eigenen Gebote hielten,
gäbe es keine Glaubenskriege mehr. Und das gilt nicht nur für den christlichen
Glauben. Ihr wäret erstaunt, wie wenig sich die Gebote Allahs von den unseren
unterscheiden.“
    „Willst du allen Ernstes behaupten, wir könnten auf Dauer
friedlich mit Ungläubigen – äh, ich meine – Andersgläubigen zusammenleben?“,
wollte Matthes wissen.
    „Ja. Jerusalem ist der Beweis. Dort beten jetzt Christen,
Juden und Moslems friedlich nebeneinander. Es ist nur eine Frage der Toleranz.
Unser Kaiser hat das verstanden. Nur deshalb ist es ihm gelungen, Jerusalem für
die christlichen Pilger zurückzugewinnen. Aber ich fürchte, es wird nicht lange
gut gehen, denn sowohl unter den Christen wie auch unter den Moslems gibt es
religiöse Fanatiker, die keine Ruhe geben werden.“
    Eine Weile war es still in der Mühle und alle dachten über
Conrads letzte Worte nach.
       
    *
       
    Lines junger Körper erholte sich erstaunlich schnell. Zum
Glück zeigten sich weder große Gedächtnislücken noch andere Auswirkungen des
Sauerstoffmangels bei ihr. Nur an die Zeit zwischen dem Eingraben in der Grube
und dem Erwachen in der Mühle konnte sie sich nach wie vor nicht erinnern.
    Ihr Ausschlag war abgeheilt und sie fühlte sich jeden Tag
kräftiger.
    Die schrecklichen Erlebnisse verfolgten sie manchmal in
Alpträumen, aus denen sie in  Schweiß gebadet hoch schreckte. Unendlich
erleichtert stellte sie dann jedes Mal fest, dass sie sich nicht mehr im
feuchten, kalten Kerker befand, sondern in der warmen Kammer in der Mühle. Die
monotonen Mahlgeräusche, an die sie sich längst gewöhnt hatte, wirkten
beruhigend auf sie. Sie genoss die ruhigen, sorglosen Tage mit Conrad bei
Matthes und Eva.
    Eines

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