Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)
an.
„Ja“, bekräftigte sie. „Ich wollte es. Ich habe es mir
gewünscht, seit ich dich damals am Brunnen überrascht habe. Ich liebe dich.“
Jetzt war es endlich raus.
„Ist das wahr?“, fragte Conrad unsicher, als könne er es
nicht fassen. Er saß da wie eine Statue. Seine Lippen formten Worte, die er
aber nicht aussprach.
Line fasste einen Entschluss. Sie war ein Mädchen. Aber wenn
er nicht die Initiative ergriff, dann musste sie es eben tun. Wie zufällig ließ
sie ihre Hand auf seinen Schenkel gleiten. Sie streichelte ihn und spürte, wie
sein Körper auf ihre Berührung reagierte.
Conrad atmete scharf ein. Dann sah er ihr in die Augen.
„Line, ich möchte dich nicht verletzen. Nur wenn du ganz sicher bist…“
„Ich bin sicher“, hauchte sie und sah ihn mit ihren
wunderschönen dunklen Augen an, als wolle sie ihn hypnotisieren. Dabei fuhr sie
spielerisch durch ihre langen schwarzen Locken. Endlich küsste er sie. Aber er
tat es so zaghaft, dass es sie noch mehr erregte. Beinahe gierig erwiderte sie
den Kuss, öffnete leicht den Mund und hieß seine Zunge willkommen.
Jetzt war es auch um ihn geschehen. Er atmete schwer und
küsste sie so gierig wie ein Verdurstender, während seine Finger ihren Körper
erkundeten.
„Ich liebe dich“, flüsterte er. Dann sagte er es noch einmal
lauter. „Ich liebe dich, Line, du wunderbarstes Mädchen.“
Line sah ihm in die Augen. Sie strahlte und auch er lächelte
glücklich.
Fest schlang sie ihre Arme um seinen Nacken, ließ sich
zurücksinken und zog ihn einfach mit.
„Dieses Mal musst du nicht erst in den eiskalten Fluss
springen“, sagte sie schelmisch und ihre Stimme klang gedämpft unter der
dicken, warmen Decke, welche die Liebenden einhüllte.
XVIII
Geständnisse
Lenzingmond Anno 1230
Conrad verspürte keine Lust, auf die düstere Burg Breuberg
zurückzukehren. Lieber würde er die Zeit in der Mühle noch ein paar Tage
genießen. Line schien hier so glücklich zu sein und er selbst fühlte sich so
frei und unbeschwert wie noch nie in seinem Leben.
Am folgenden Abend ging Line nicht so früh schlafen wie
sonst. Sie fühlte sich erholt und setzte sich nach dem Abendessen zu den
anderen, um sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
Wieder wurde viel gelacht und erzählt. Eva räumte den Tisch
ab und setzte sich wieder zu den anderen.
Line sah sie skeptisch an, dann lächelte sie und fragte:
„Wie lange dauert es noch?“
Matthes hob überrascht die Augenbrauen, Eva errötete leicht,
während die Ritter nicht wussten, worum es ging.
„Es ist gerade der vierte Monat“, sagte Eva leise und strich
sich stolz über den noch flachen Bauch. Matthes strahlte wie ein
Honigkuchenpferd und reckte stolz die Brust, wie ein Feldherr nach einem errungenen
Sieg.
Jetzt begriffen auch die anderen Männer, dass Eva gesegneten
Leibes war und wünschten dem jungen Paar überschwänglich alles Gute.
„Woher wusstest du…?“, fragte Matthes Line.
„Sie ist eine Heilerin“, antwortete Conrad an ihrer Stelle.
„Und zwar die Allerbeste. Ohne sie wäre ich nicht mehr am Leben.“
Jetzt war es Line, die errötend die Augen nieder schlug.
„Alles was ich weiß, weiß ich von einer heilkundigen Nonne und einer weisen
Kräuterfrau.“
Bei dem Gedanken an ihre beiden Lehrerinnen stahl sich eine
Träne in ihre Augenwinkel, die sie mit dem Ärmel abwischte.
„Ich hole noch einen Krug Bier“, sagte Matthes und erhob
sich.
„Das kann ich doch machen“, bot Eva an, aber Matthes war
schon auf dem Weg.
Als er zurückkam, waren Conrad und Li Chan gerade dabei, den
Frauen zu berichten, wie sie aus dem Kerker entkommen waren. Dabei übertrieb
Conrad die Rolle des kleinen Chinesen maßlos, während dieser so tat, als hätte
Conrad den größten Anteil an der Aktion gehabt. Sie erwähnten auch Bella, die
im brenzligsten Moment aufgetaucht war und die Wachen abgelenkt hatte.
„Bella war eine gute Freundin für mich“, sagte Line, „sie
hat mir auch einmal aus einer prekären Situation geholfen. Ich wünschte, ihr
Traum würde sich erfüllen und sie könnte eines Tages ein ganz normales Leben
führen. Mit einem liebevollen Mann und vielen Kindern.“
Da Line am Vorabend nicht dabei gewesen war, musste
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