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Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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offensichtlich?“, fragte Conrad etwas verlegen.
    „Ich bin nicht blind, Herr“, sagte Eva, sah ihn offen an und
ergänzte beinahe kokett: „Abgesehen davon würde das auch ein Blinder sehen.“ Dann
verschwand sie in Richtung Herd.
    Verblüfft sah Conrad ihr nach. In diesem Moment war er froh,
nicht auf der Burg in Breuberg zu sein. Conrad von Breuberg musste ja nicht
unbedingt erfahren, wie es um ihn in Bezug auf das Mädchen stand, welches er
ihm und seiner Gemahlin als die Heilerin Caroline aus Herbishofen, seine
Lebensretterin, vorgestellt hatte.
    Der Freund seines Vaters würde zwar Verständnis dafür haben,
wenn er sich mit ihr vergnügte, aber auf keinen Fall billigen, dass er
ernsthafte Absichten hegte. Bestenfalls würde er ihn einfach auslachen und die
Sache nicht ernst nehmen.
    Aber Conrad war es ernst. Er würde Line einen Antrag machen.
Doch das musste warten, bis sie wieder vollständig genesen war, denn es durfte
nicht so aussehen, als fühle er sich dazu verpflichtet.
    Constance würde es verstehen. Genau genommen wusste sie es
ja bereits. Ihr konnte er ohnehin nichts verheimlichen.
    Am Abend desselben Tages kehrte Matthes aus Breuberg zurück.
Aber er war nicht allein. Schon von weitem erkannte Conrad seinen riesenhaften
Begleiter.
    Conrad stieß einen gellenden Pfiff aus. Hektor, der
unangebunden auf der Wiese stand und sich das saftige Gras schmecken ließ, hob
den Kopf, spitzte die Ohren und trabte auf ihn zu. Er sprang aus dem Stand auf
seinen Rücken und ritt seinem hünenhaften Freund entgegen. Es war für ihn kein
Problem, ohne Sattel und Zaumzeug zu reiten. Sein Streitross war es gewöhnt,
von seinem Herrn durch Schenkeldruck gelenkt zu werden, denn ein Ritter musste
seine Hände im Kampf frei haben, um die Waffen zu führen.
    Sven sah ihn auf sich zu galoppieren und gab seinem Pferd
ebenfalls die Sporen. Als sie sich auf der Hälfte der Distanz trafen, begrüßten
sich die beiden Freunde lautstark.
    „Das machst du nicht noch einmal mit mir, Banause!“,
schimpfte Sven gutmütig. „Dich einfach aus dem S-taub zu machen, ohne eine
Nachricht zu hinterlassen, wo du bist.“
    „Du warst auf der Jagd“, rechtfertigte Conrad sich.
    „Na und? Ich wäre dir sofort gefolgt.“
    „Genau das wollte ich vermeiden. Ich wollte Line zurückholen
und habe geglaubt, in ein paar Tagen wieder zurück zu sein.“
    „Woraus dann ein paar Tage mehr wurden. Wie ich hörte, hast
du sogar die Gastfreunds-haft der ehrenwerten Ratsherren von Wetzlar genossen,
in ihrem Rathaus, wenn auch nur in den unteren Gewölben“, konterte Sven. „Dich
kann man nicht allein lassen, ohne dass du in S-hwierigkeiten gerätst.“
    „Ich war nicht allein“, entgegnete Conrad lachend. „Ich habe
einen tatkräftigen und nicht minder schlagkräftigen Freund gefunden. Komm, ich
stelle dich ihm vor.
    Als sie zur Mühle ritten, sah sich Sven nach dem Freund um,
den Conrad erwähnte, konnte aber außer einem kleinen Mann, den er beinahe übersah,
niemanden entdecken. Deshalb war er staunt, als Conrad auf ebendiesen Mann
zusteuerte.
    Beide saßen ab. Der kleine Mann beugte kurz den Kopf vor
Sven, als würde er Seinesgleichen grüßen.
    Conrad stellte beide vor.
    Es fiel Sven schwer zu glauben, dass dieser kleine
schlitzäugige Kerl eine echte Hilfe sein könnte, wenn es hart auf hart kam.
Trotzdem streckte er ihm gutmütig seine Pranke entgegen.
    Die Hand des mit Li Chan vorgestellten Mannes war klein und
zierlich wie die einer Frau. Sven wagte kaum zuzupacken, staunte aber im
nächsten Moment über den harten Händedruck des kleinen Mannes.
    „Es fleut mich sehl, Euch kennen zu lelen, Littel Sven“,
sagte der kleine Mann dabei mit Fistelstimme, die so gar nicht zu seinem
kräftigen Händedruck passen wollte.
    „Freut mich auch“, knurrte Sven. „Aber soviel ich weiß,
bedeutet little soviel wie klein. Das trifft wohl eher auf Euch zu, mein
Freund.“
    Er ist Chinese und spricht daher das ‚r’ wie ein ‚l’ aus“,
beeilte sich Conrad zu sagen. Wenn er nicht will , dachte er dabei, sagte
es aber nicht. Im Stillen amüsierte er sich über Svens Reaktion, aber
gleichzeitig verfluchte er seinen kleinen Freund. Warum sprach er nicht
ordentlich? Er wollte ihn später beiseite nehmen und fragen, was er sich davon
versprach, sich zu verstellen. Aber er verwarf den Gedanken wieder, Li Chan
musste selbst wissen, was er tat.
    Sven bestellte Grüße vom Burgherrn, dessen Gattin und vor
allem von Constance, die sich große

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