Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 02 - Irrwege (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
Vom Netzwerk:
Sorgen gemacht hatte und sehr erleichtert
war, als sie von Matthes vom guten Ausgang des Unternehmens erfuhr. Auch von
Antonia bestellte er Grüße.
    In diesem Moment trat Line aus der Mühle und ging dem
Normannen lächelnd entgegen.
    Zu seiner Überraschung umarmte sie den Hünen, wobei sie sich
auf die Zehenspitzen stellen musste. Er erwiderte die Umarmung so vorsichtig,
als könne sie zerbrechen.
    „Schön, Euch wieder zu sehen, Ritter Sven“, sagte sie und
schenkte ihm ihr bezauberndes Lächeln.
    Sven musste sich erst einmal räuspern. „Du bist mager
geworden, Mädchen“, brachte er hervor.
    Line war selbst überrascht, wie sehr sie sich über das
Auftauchen des grimmigen Ritters freute. Sicher, weil sie noch immer heimlich
fürchtete, die Schergen wären ihr auf den Fersen. Sven war ein Garant für
Sicherheit, wie ein Fels in der Brandung.
    Kurz danach saßen alle beim Abendessen in der gemütlichen
Wohnküche der Mühle.
    Aber nach kurzer Zeit verabschiedete sich Line und zog sich
wieder in ihre Kammer zurück. Sie fühlte sich schon wieder müde. Das lag, wie
sie wusste, auch an der Medizin des jüdischen Arztes, die dieser in einem
Fläschchen dagelassen hatte. Sie sollte viel schlafen, das beschleunigte die
Heilung.
    Eine Weile saßen die anderen beisammen und speisten stumm,
während sie ihren Gedanken nachhingen.
    Dabei entging Conrad nicht, dass Li Chan und Sven sich
heimlich beobachteten, so als trauten sie einander nicht über den Weg.
    „Sag mal“, fragte Matthes plötzlich in die entstandene
Stille hinein an Conrad gewandt, „ich habe in Breuberg gehört, du warst im
Heiligen Land?“
    „Wer sagt das?“, wollte Conrad wissen.
    „Der Burghauptmann von Breuberg hat es mir erzählt.“
    „Gerold ist doch sonst nicht so schwatzhaft. Ja, ich war
dort.“
    Matthes und seine Frau Eva sahen ihn so erwartungsvoll an,
dass er weiter sprach.
    „Ich war in Outremer, sogar in Jerusalem, zusammen mit
unserem Kaiser Friedrich, der in der Grabeskirche zum König von Jerusalem
gekrönt wurde – oder genauer gesagt – sich selbst gekrönt hat.“
    „Erzähle“, forderte der junge Müller ihn auf.
    „Was willst du hören?“
    „Alles. Die Nächte sind lang im Winter. Ich habe noch nie jemanden
getroffen, der im  Heiligen Land gewesen ist“, antwortete Matthes und stellte
einen neuen Krug Bier auf den Tisch.
    Alle schauten Conrad gespannt an.
    „Also gut. Aber nicht alles wird euch gefallen, was ich zu
erzählen habe.“
    Er machte eine kurze Pause und schaute in die Runde. Matthes
und seine Familie hingen wie gebannt an seinen Lippen.
    Conrad trank einen Schluck Bier. Dann berichtete er vom
Kreuzzug. Er erzählte von den Erlebnissen im Heiligen Land und beschönigte
nichts. Nachdem er die Krönung Friedrichs zum König von Jerusalem geschildert
hatte, hielt er kurz inne und sah an die Wand, als wäre dort etwas, was nur er
sehen konnte. Niemand sagte etwas. Alle warteten darauf, dass er weiter sprach.
    „Wir hatten eine Mission“, fuhr er fort, als spräche er zu
sich selbst. „Wir wollten das Grab Christi von den Ungläubigen befreien. Daran
glaubten wir. Aber die Wirklichkeit sah anders aus. Je länger wir im Heiligen
Land waren, desto mehr verblasste unser Feindbild von mörderischen Sarazenen,
die wehrlose Pilger abschlachten.“
    Wieder nahm er einen Schluck Bier.
    „Es gab sie, natürlich. Aber die meisten Moslems
unterscheiden sich wenig von uns. Sie wollen nichts anderes, als in Frieden
leben und ihre Kinder großziehen. Der einzige Unterschied ist, dass sie zu
einem anderen Gott beten, den sie Allah nennen.“
    „Aber es sind Ungläubige“, warf Matthes beinahe entrüstet
ein. 
    „Ja, so nennen wir sie. Genauso, wie sie uns nennen.“
    „Aber das ist doch was anderes.“
    „Aus ihrer Sicht nicht. Wisst ihr, wenn ich darüber
nachdenke, habe ich den Verdacht, wir beten alle zu demselben Gott, wir nennen
ihn nur anders. Der einzige Unterschied liegt darin, dass sie ihren Propheten
Mohammed verehren und wir unseren Erlöser Jesus Christus.“
    „Das ist Blasphemie, Conrad, das solltest du keinen
Kuttenträger hören lassen“, sagte Matthes Kopf schüttelnd.
    „Blasphemie?“, warf Li Chan ein, „ist das kilchliches Wolt
für Elkenntnis?“
    Conrad schmunzelte. „Papst Gregor  IX. nahm die erneute
Verzögerung des Kreuzzuges zum Vorwand, unseren Kaiser zu exkommunizieren“,
erzählte er weiter.
    Dann schilderte er die Landung Friedrichs mit vierzig
Galeeren und seinen

Weitere Kostenlose Bücher