Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
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Zunächst ritt Conrad zu dem Platz zurück, an dem man ihn
überwältigt hatte. Er wagte nicht zu hoffen, dass Line ihren Verfolgern entkommen
war. Aber Arnulfs Männer hatten den Auftrag, sie lebend zu fangen. Das machte
ihm Hoffnung. Er hatte keine Zeit, Constance, Li Chan oder Manfred zu
informieren. Zunächst musste er Line befreien, bevor man ihr etwas antat. Das
Überraschungsmoment wäre jedenfalls auf seiner Seite, denn Lines Bewacher
fühlten sich absolut sicher. Also folgte er ihren Spuren und denen ihrer
Verfolger, die in Richtung Südosten führten, während das Lager im Süden lag.
Trotz des Vorsprungs hoffte Conrad, Lines Verfolger einzuholen.
Arnulf würde es nicht wagen, sie zu töten, bevor sie den Fluch zurücknahm.
Wahrscheinlich brachten sie Line nicht zum Lager, sondern eher zum Rittergut
Kölzow. Dann mussten sie auf jeden Fall unterwegs irgendwo übernachten. Das war
seine Chance. Falls sie Line erwischt hatten, würde er sie im Schutz der
Dunkelheit befreien.
Die Spuren waren auf dem weichen Waldboden deutlich zu
erkennen, so dass Conrad zügig vorankam. Er ritt so schnell, wie es das Gelände
zuließ.
Als er um eine Wegbiegung kam, sah er plötzlich mehrere
Berittene auf sich zukommen. Es waren zweifellos Arnulfs Reisige, die Line
verfolgt hatten. Sie führten Lines Maultier mit, aber das Mädchen konnte er
nicht entdecken.
Angst und Wut stiegen in ihm auf, aber sein Verstand sagte
ihm, dass sie Line nicht umgebracht hatten, denn dann hätten sie gegen Arnulfs
Befehl gehandelt. Außerdem machten sie keinen zufriedenen Eindruck.
Conrad legte sich tief über den Pferdehals und raunte seinem
kräftigen Schecken ins Ohr, er möge ihn nicht enttäuschen. Dann gab er ihm die
Sporen und das Tier schnellte nach vorn und war zwei Wimpernschläge später
bereits in vollem Galopp. Ruperts Wallach war kein Streitross, ließ sich aber
willig mit einer Hand führen. Erst kurz bevor Conrad seine Gegner erreichte, zog
er sein Schwert.
Die Reiter sahen ihm erstaunt entgegen, aber bevor sie
reagieren konnten, sprengte er zwischen ihnen hindurch und hieb auf sie ein,
kaum dass sie ihre Schwerter gezogen hatten. Zwei fielen getroffen vom Pferd,
die anderen beiden wendeten ihre Tiere und galoppierten ihm wütend entgegen,
als er von der anderen Seite die nächste Attacke ritt.
Dieses Mal ritt er nicht zwischen ihnen hindurch, sondern
nahm zunächst den linken Gegner aufs Korn. Die Schwerter schlugen hart
aufeinander, aber weder er noch sein Gegner konnte einen Treffer landen.
Conrad bedauerte, nicht Hektor zu reiten, der auf solche
Attacken trainiert war. So musste er sich viel zu sehr auf sein Tier
konzentrieren und hatte weniger Handlungsspielraum. Trotzdem gelang es ihm, auch
den dritten Gegner vom Pferd zu holen, bevor der letzte noch im Sattel sitzende
Waffenknecht eingreifen konnte.
Während sich Conrad auf seinen vierten Gegner konzentrierte,
war einer der gestürzten Waffenknechte wieder auf die Beine gekommen und griff
ihn von der Seite an. Diesem gelang es, mit einem seitlichen Hieb die
Vorderläufe von Conrads Pferd zu treffen, so dass es stürzte.
Conrad sprang im letzten Moment aus dem Sattel, rollte sich
ab und kam sofort wieder auf die Füße. Jetzt war er froh, dass er kein schweres
Kettenhemd trug. Die wuchtigen Hiebe des Angreifers, der sich sofort auf ihn
stürzte, wehrte er geschickt ab, täuschte einen Ausfall vor, machte eine
schnelle Drehung und hieb seinem Gegner das Schwert in die Schulter. Im
nächsten Moment ließ er sich zu Boden fallen und rollte zur Seite, um nicht
unter die Hufe des Pferdes des letzten Gegners zu kommen, der von der anderen
Seite aus angriff.
Der Hieb des Reisigen ging kurz über Conrad hinweg. Bevor
der Reiter das Pferd wenden konnte, war er wieder auf den Beinen und erwartete
die nächste Attacke.
Der Waffenknecht war ein erfahrener Kämpfer. Er wollte von
der Seite angreifen, um von oben einen tödlichen Hieb auszuführen.
Conrad blieb reglos stehen und erwartete den Angriff mit
gesenktem Schwert. Glücklicherweise ritt auch sein Gegner kein ausgebildetes
Streitross, was nicht verwunderlich war. Ein solches Tier war ein Vermögen
wert, denn die Ausbildung dauerte mehrere Jahre. Nicht einmal alle Ritter
konnten sich ein richtiges Schlachtross
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