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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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Tagen
hier sein. In dieser Zeit werde ich dich vor den anderen Kerlen beschützen. Ich
schließe dich zu deiner eigenen Sicherheit ein.“
    Mit diesen Worten verließ er den Verschlag und schob den
Riegel vor. Er war stolz auf sich. Er ließ ihr sogar einen Eimer Wasser
bringen, damit sie sich waschen konnte, auch wenn sie ganz ordentlich und
sauber aussah. Ritter Arnulf hasste dreckige Weiber.
    Line war froh, allein zu sein. Der Aberglaube Arnulfs war
ihr einziger Schutz, dessen war sie sich bewusst. Zunächst hatte sie ein paar
Tage gewonnen. Das gab Conrad Zeit, sie aufzuspüren und eine Möglichkeit zu 
finden, sie zu befreien. Keinen Moment glaubte Line daran, dass man sie laufen
ließe, falls sie den Fluch zurücknahm.
    Jetzt kam es erst einmal darauf an, jederzeit bereit zu
sein. Sie versuchte, gleichmäßig und tief zu atmen und begann, ihre tauben
Beine zu massieren.
    Line erschrak, als der Riegel sich bewegte. Bruno steckte
seinen breiten Kopf herein und versuchte sich an einem misslungenen Lächeln. Er
brachte Wasser, Essen, Trinken und einen halbwegs sauberen Eimer für die
Notdurft. Bevor er ging, nickte er und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Wenn
ihre Situation nicht so ernst gewesen wäre, hätte sie beinahe lachen können
über seine plumpen Versuche, ihr Vertrauen zu gewinnen. Aber sie spielte mit
und zwang sich zu einem Lächeln. Sie wusch sich notdürftig, dann griff sie nach
Brot und Käse. Sie aß alles auf, was der vierschrötige Kerl ihr gebracht hatte,
denn sie wollte bei Kräften bleiben.
       

IX
Der Handstreich
    Heuertmond Anno 1230
      
    Aus sicherer Distanz beobachteten Conrad und Li Chan das
alte Forsthaus. Conrad kannte dieses Haus. Als er ein Kind war, wohnte hier
noch die Familie des damaligen Forstaufsehers. Der neue Forstaufseher wohnte in
einem größeren Haus, unweit ihres Ritterguts. Seitdem war dieses alte Haus
unbewohnt, es war ein ideales Versteck, denn es lag einsam im Wald, weit
entfernt von den oft benutzten Wegen.
    Eine Weile beobachteten sie jede Bewegung beim Haus. Alles
in Conrad schrie danach, sich sofort auf die Kerle zu stürzen, die Line
gefangen hielten. Er musste alle Willenskraft aufbringen, ruhig auf die
passende Gelegenheit zu warten. Wenn Line schreien würde, hätte ihn nichts mehr
zurückhalten können. Aber im Haus blieb alles ruhig.
    Dann sahen die beiden Freunde, wie sich ein großer Teil des
Trupps entfernte. Es blieben nur drei Wachen zurück und ihr Anführer, ein
auffällig breiter Kerl, der nur aus Muskeln zu bestehen schien. Jetzt oder nie,
dachte Conrad und sah seinen Freund an. Aber Li Chan schüttelte mit dem Kopf.
    „Wir warten auf Nacht. Beste Zeit für Angriff ist zwei
Stunden nach Mitternacht.“
    Das war Conrad natürlich bekannt, aber was, wenn die fort
gerittenen Waffenknechte zurückkamen?
    Seine Befürchtung erwies sich jedoch als unbegründet.
    Zwei der drei Wachen zogen sich zusammen mit dem Muskelprotz
ins Forsthaus zurück, der Dritte blieb draußen, um Wache zu halten. Halb
verdeckt durch einen windschiefen Schuppen war er kaum zu sehen. Alles sah
ruhig und friedlich aus. Ein zufälliger Beobachter würde das Haus für verlassen
halten.
    „Du solltest schlafen“, sagte Li Chan neben ihm. „Wir später
brauchen Kraft, wenn schlafen die da“, er wies mit dem Kopf in Richtung
Forsthaus.
    Conrad konnte jetzt nicht an Schlaf denken. „Schlaf du ein
paar Stunden, ich wecke dich dann“, erwiderte er. Li Chan legte sich wortlos
hin und schien sofort eingeschlafen zu sein. Conrad war fast neidisch auf
seinen Freund.
    Das Beobachten des Hauses war nicht nur ziemlich nutzlos,
sondern auch entnervend langweilig. Conrad zählte die Stunden und schaute immer
wieder zum Himmel. Aber die Sonne schien sich nicht entscheiden zu können,
endlich unterzugehen. Mehr um sich die Zeit zu vertreiben als aus Hunger kaute
Conrad auf einem Brotkanten aus Li Chans Satteltasche, in der er
unerschöpfliche Vorräte verstaut zu haben schien.
    Als es dann endlich dämmerte, erwachte Li Chan und übernahm
die Wache. Da Conrad die vorherige Nacht nicht geschlafen hatte, verlangte sein
Körper sein Recht und er schlief tatsächlich einige Stunden.
    Als es endlich so weit war, stupste Li Chan seinen Freund
leicht an. Sofort war Conrad hellwach. Er sprang auf und schnallte sich den
abgelegten Waffengurt um.
    Es war Vollmond und das Forsthaus war deutlich zu erkennen.
Alles schien ruhig.
    Wie vor jedem Angriff spürte Conrad die gewohnte
Nervenanspannung

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