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Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)

Titel: Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiko Rolfs
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reiten?“
    „Natürlich kann ich reiten.“
    „Dann lass uns aufbrechen. Wir werden folgen den Kerlen.“
    Conrad war noch immer wütend auf seinen Freund, der ihn
einfach niedergeschlagen hatte. Aber bei nüchterner Betrachtung musste er
zugeben, dass sein unüberlegtes Eingreifen sinnlos gewesen wäre. Den Spuren
nach zu urteilen, handelte es sich um einen Trupp von mindestens zehn Reitern.
Ein offener Kampf wäre aussichtslos gewesen. Trotzdem grollte er seinem Freund
noch immer.  Sein Genick schmerzte bei jeder Drehung des Kopfes. „Wie hast du es
geschafft, den Kerlen mit mir zu entkommen?“, fragte er.
    „Nicht mit dir“, gab der Chinese zurück, „du viel zu schwer.
Ich dich verstecken in Unterholz, dann Krach machen und laufen zu Pferden, dann
weg geritten.“
    „Und wenn sie mich gefunden hätten?“
    Li Chan zuckte nur mit den Schultern.
    Conrad sah sich um. „Wo ist der Hund?“
    „Verschwunden. Aber Spur ist blutig. Er verletzt. Vielleicht
er überlebt nicht.“ 
    „Schade um das Tier. Er hat Line beschützen wollen.“
    Und er selbst hatte sich niederschlagen und mit Zweigen
bedecken lassen, dachte er zerknirscht.
    „Das war nicht sehr ritterlich“, sagte er zu seinem Freund
und rieb sich wieder das Genick.
    Der zuckte mit den Achseln. „Tut mir leid, ich nicht bin
Ritter. Aber musste sein.“
    Conrad konnte ihm nicht länger böse sein. Insgeheim musste
er die Besonnenheit und Kaltblütigkeit des Chinesen sogar bewundern. Sein
kleiner Freund hatte die Situation sofort erfasst, ihn daran gehindert, eine
Dummheit zu begehen und die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, um die Waffenknechte
von ihm abzulenken.
    „Du hast richtig gehandelt“, gab er schließlich versöhnt zu.
    „Ich weiß.“
    „Aber musstest du gleich so hart zuschlagen?“
    „Ja. Tut noch weh?“
    „Es geht. Hast du einen Knüppel genommen?“
    „Nein. Nur das.“ Er zeigte seine schmale Hand hoch und
lächelte entschuldigend.
    Conrad sah seinen Freund zweifelnd an und rieb sich sein
Genick. Es fühlte sich an, als hätte ihn ein Knüppel getroffen.
    Im fahlen Mondlicht waren die Spuren nicht zu verfehlen.
Arnulfs Leute schienen die ganze Nacht durchreiten zu wollen. Offenbar hatten
sie nicht vor, zu Arnulf zu stoßen, denn sie bewegten sich in östlicher
Richtung. Nur ein einzelner Reiter hatte sich von ihnen entfernt, vielleicht
ein Bote, der Bericht erstatten sollte.
    Je länger sie Lines Entführer folgten, desto dichter kamen
sie dem Rittergut Kölzow. Conrad konnte nicht so recht glauben, dass Arnulf
Line tatsächlich zum Gut bringen ließ, denn dann ginge er das Risiko ein, dass
Constance von der Gefangennahme erfuhr. Zwar befand sich der Kerker im Kellergewölbe
des Wehrturms, wohin sich Constance kaum verirren würde, aber dem Gesinde
entging in der Regel nichts.
         
    *
                  
    Erst gegen Morgen legten Arnulfs Männer eine Rast ein. Line
wurde vom Pferd gezerrt und einfach ins Gras geworfen.
    Der Transport in der unbequemen Lage hatte bei ihr Spuren
hinterlassen. Das Blut rauschte in ihrem Kopf und sie hatte Schmerzen in den
gefesselten Armen und Beinen. Ihr vor kurzem wieder eingekugeltes
Schultergelenk schmerzte und auch die geprellten Rippen taten ihr weh. Sie
atmete die kühle Morgenluft ein und bewegte die Hände und Füße, um die
Blutzirkulation anzuregen.
    Je länger sie darüber nachdachte, desto sicherer war sie,
tatsächlich Conrad gesehen zu haben. Immer mehr klammerte sie sich an diese
Hoffnung. Wer sonst sollte der mysteriöse Mann im Wald gewesen sein, der nach
ihr gerufen hatte? Ihr war auch klar, dass er keine Chance hatte, sie mit
Gewalt zu befreien. Aber wenn er es wirklich war, folgte er ihr sicher, um auf
eine günstige Gelegenheit zu warten.
    Man nahm ihr den Knebel aus dem Mund und gab ihr zu Essen
und zu Trinken. Nach der Mahlzeit erwachten die Lebensgeister wieder in ihr,
denn jetzt erschien ihr die Lage nicht mehr ganz aussichtslos zu sein. Sie
musste sich nur jederzeit bereithalten, falls Conrad einen Befreiungsversuch
unternahm.
    Line wusste zwar nicht, was ihre Entführer planten, aber sie
hatten offenbar ein festes Ziel. Die anzüglichen Bemerkungen der rohen Kerle,
die sich in allen Einzelheiten ausmalten, was sie bald mit ihr anstellen
würden, jagte ihr Schauer über den Rücken. Aber sie verbarg ihre Furcht, tat
teilnahmslos und ließ alles stoisch über sich ergehen. Bald verloren die Kerle
die Lust daran, sie an ihren wilden Fantasien teilhaben

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