Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
von Nienkerken,…“, einige
empörte Zwischenrufe unterbrachen Conrads Rede. „…der Schuld daran ist, dass
mein Vater mehr tot als lebendig ist und der meine Schwester zur Ehe gezwungen
hat“, fuhr Conrad unbeirrt fort. Er wollte unnötiges Blutvergießen vermeiden.
„Ihr wisst, dieser Mann kennt keine Skrupel, ebenso wie sein Vater. Er hat
genügend Männer, das Gut zu verteidigen und wird es bis zum letzten
Blutstropfen tun.“ Zumal er darin einen Schatz zu finden hofft, dachte er, ohne
es auszusprechen.
„Es geht uns alle an!“, rief ein junger Adliger, den Conrad
nicht kannte, „Wenn ein Ritter aus unseren Reihen sich derart ehrlos verhält,
muss er zur Rechenschaft gezogen werden!“
Zustimmendes Gemurmel erhob sich ringsum.
„Ein Sturm auf das Gut wird Opfer fordern“, gab Conrad zu
Bedenken. „Der Hof mit den Nebengebäuden ist relativ leicht zu erobern, aber
der Wehrturm ist fast uneinnehmbar.“
„Dann werden wir ihn und seine Männer aushungern“, rief
Hannes hitzig.
Conrad war im Zwiespalt. Alles in ihm drängte dazu, sofort
sein Gut zurückzufordern, aber freiwillig würde Arnulf nicht nachgeben. Alle
erwarteten jetzt eine Entscheidung von ihm.
„Da Arnulf zu feige ist, sich mir zu stellen, werde ich ihn
auffordern, das Gut kampflos aufzugeben und ihm freien Abzug in Aussicht
stellen“, entschied Conrad.
Empörte Rufe wurden laut. Nur einige nickten zustimmend.
„Und wenn er nicht darauf eingeht?“, wollte Hannes wissen.
„In dem Fall werden wir ihn dazu zwingen.“
„So soll es sein“, sagte der alte Uritz, zog sein Schwert
und hob es in den Himmel. Fast alle Ritter taten es ihm nach.
Conrad ging das Herz auf. Das sind meine Nachbarn, dachte er
stolz. Sie hatten seine Sache zu der Ihren gemacht. Umso besonnener wollte er
vorgehen.
Noch am selben Abend wurde einer der Ritter als Bote zum Gut
Kölzow geschickt, der Arnulf zur Übergabe des Gutes an seinen rechtmäßigen
Besitzer, Conrad von der Lühe, aufforderte.
Arnulf ließ ausrichten, dass er das Gut seinem rechtmäßigen
Besitzer übergeben wollte, wenn er auch bekäme, was ihm rechtmäßig gehöre –
seine Gattin.
Darauf konnte und wollte Conrad natürlich nicht eingehen.
Albrecht von Uritz machte den Vorschlag, die Ehe vom Bischof
in Schwerin annullieren zu lassen, da der Ehevertrag nicht rechtmäßig wäre.
Der Pfarrer schüttelte jedoch mit dem Kopf: „Es betrübt mich,
das sagen zu müssen, aber was die Ehe angeht, so ist sie von einem Priester vor
Gott und der Welt geschlossen worden und damit rechtsgültig.“
„Unter falschen Voraussetzungen“, warf Hannes ein.
Ekarius hob bedauernd die Schultern. „Der Mensch soll nicht
trennen, was Gott zusammengeführt hat. Es spielt keine Rolle, ob es einen
Ehevertrag gegeben hat. So ungern ich das sage, aber es ist Ritter Arnulfs
gutes Recht, seine Gattin zu fordern. Er ist ihr Vormund und hat ein höheres
Anrecht auf sie als ihr Bruder. Anders wäre es freilich, wenn es noch nicht zum
Beischlaf – äh- ich meine, wenn die Ehe nicht vollzogen…“, er brach ab.
Die Anwesenden sahen betreten zu Boden. „Um keinen Preis
werde ich Constance diesem Widerling ausliefern“, sagte Conrad bestimmt.
Hannes nickte verbissen.
Rings um das Rittergut wurden Zelte aufgeschlagen. In
Abständen von hundert Fuß errichtete man Lagerfeuer und stellte Wachen auf.
Nur wenige der Trauergäste verließen Kölzow, die meisten wollten sich an der
Belagerung beteiligen.
„Was wird denn jetzt mit dem Leichnam?“, wollte der Pfarrer
wissen.
Hannes Vater drückte ihm eine Münze in die Hand. „Beerdigt
ihn christlich, auch wenn er seine einzige gute Tat erst nach seinem Tod
begangen hat.“
Zufrieden steckte Ekarius die Münze ein und ging zur Kirche,
um die Beerdigung vorzubereiten.
XIV
Die Belagerung
Heuertmond Anno 1230
Conrad saß zusammen mit Hannes und dessen Vater im größten
der provisorischen Zelte, die vor dem Rittergut aufgeschlagen worden waren und
erörterte die Lage.
In den letzten Tagen waren etliche Bewaffnete aus den
umliegenden Herrensitzen eingetroffen, um die Truppen zu verstärken. Aus dem
Rittergut kam niemand mehr heraus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Arnulf
aufgeben musste.
Von Constance wusste Conrad allerdings, dass genügend
Lebensmittel im Wohnturm lagerten, um einer längeren Belagerung Stand zu
halten. An Wasser mangelte es nicht, denn das Gut verfügte über einen Brunnen.
Conrad hatte jedoch wenig Lust auf eine lange
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