Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
wisst. Wir müssen verhindern, dass sie sich im
Turm verbarrikadieren, denn dieser ist so gut wie uneinnehmbar.“
Der Vorschlag traf auf allgemeine Zustimmung, wenn auch
einige der anwesenden Ritter genauso wie Conrad und Hannes lieber sofort
zugeschlagen hätten.
*
Am Mittag lag der Platz vor dem Gut einsam und verlassen da.
Nur ein paar verbrannte Zeltstangen und Stofffetzen zeugten noch von der
Anwesenheit der Belagerer.
Es kostete Conrad große Überwindung, einfach weg zu reiten
und Antonia sowie Anna in den Klauen seines Feindes zurückzulassen. Aber er war
sicher, dass Arnulf den Frauen nichts antat, denn damit hätte er einen
wichtigen Trumpf aus der Hand gegeben.
Er glaubte nicht so recht daran, dass Arnulf auf den
fingierten Abzug hereinfiel. Eher würde er die Zeit nutzen, um entweder zu
verschwinden oder das Gut zu befestigen. Albrecht von Uritz hatte vier Männer
in Bauernkleidung zurückgelassen, die das Gut Tag und Nacht heimlich
beobachteten.
Wenzel ließ man zur Genesung auf dem Hof eines
vertrauenswürdigen Großbauern in der Nähe des Dorfes, wo sich auch Constance
und Line einquartierten. Zur Sicherheit blieben Hannes und Manfred mit seinen
Männern bei ihnen. Am Tag der Entscheidung würden sie wieder zu den anderen
stoßen. Lupus blieb ebenfalls zurück. Seine Wunde war fast verheilt, aber das
Bein noch immer geschient.
Ungern hatte Conrad die Frauen zurückgelassen, aber es war
ja nur für kurze Zeit und sie waren in guten Händen.
Sie waren bereits ein paar Meilen vom Gut entfernt, als Li
Chan zu Conrad aufschloss. „Wie willst du reinkommen in Hof?“, fragte er seinen
Freund.
„Wir könnten eine Ramme bauen, um das Tor damit zu brechen“,
überlegte Conrad, „aber ich fürchte, das dauert zu lange. In der Zeit bieten
wir den Bogenschützen gute Ziele.“
„Habe bessere Idee“, sagte Li Chan listig, „wir zerstören
Tor, ohne Männer gefährden.“
„Zerstören?“, fragte Conrad erstaunt, „was meinst du mit
zerstören?“
„Brauchen nur kleine Fässer, Salpeter, Holzkohle und
Schwefel. Glaubst du, Albrecht kann besorgen?“
„Kleine Fässer und Holzkohle sind sicher kein Problem, aber
Salpeter und Schwefel? Ich werde ihn fragen.“
Conrad sah seinen kleinen Freund an. „Willst du Feuer legen?
Das dauert noch länger.“
„Feuer ja, aber nicht lange dauern. Ich machen
Drachenpulver.“
„Aha, Drachenpulver. Hätte ich mir ja denken können“, sagte
Conrad lakonisch. „Und was soll das sein?“
„In Abendland man nennt es Donnerpulver.“
„Donnerpulver? Davon habe ich schon einmal gehört. Aber es
soll schwierig und sehr gefährlich sein, es herzustellen. Außerdem ist es sehr
unzuverlässig, manchmal verbrennt es nur zischend, manchmal zerstört es mehr,
als es soll. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.“
„Wenn man kennt Geheimnis von genaue Anteile der Zutaten und
von Anwendung, dann zuverlässig“, erwiderte Li Chan.
„Und du kennst das Geheimnis?“
„Ja“, Li Chan lächelte, „in China wir nutzen schon sehr
lange Drachenpulver, vor allem für Feste, aber auch bei Krieg. Ich kenne
Geheimnis von Drachenpulver.“
Albrecht von Uritz schüttelte mit dem Kopf, als Conrad ihn
fragte. „Schwefel und Salpeter habe ich nicht auf meinem Gut, aber wir könnten
einen Abstecher nach Rostock machen, um es zu besorgen. Dort kommen wir ohnehin
vorbei.“
Bei einem Apotheker in Rostock bekamen sie schließlich
alles, was sie brauchten.
Am verabredeten Tag erreichten sie bestens gerüstet wieder
das Dorf Kölzow. Zunächst machten sie einen Abstecher zu dem Bauernhof, in dem
sie die Frauen zurückgelassen hatten. Hier war alles in Ordnung.
Hannes war von den Männern seines Vaters über die Ereignisse
auf dem Rittergut informiert worden und erstattete Bericht.
„Arnulf fühlt sich offenbar sehr sicher. Bisher hat er keine
Anstalten gemacht, das Gut zu verlassen. Im Gegenteil, er hat Nahrungsmittel
und Schlachtvieh zusammengeraubt und alles zum Gut gebracht. Es sieht so aus,
als rechnete er mit einer erneuten Belagerung.“
Es war zwei Stunden vor Mitternacht, als sie unbemerkt die
Kirche erreichten.
Nach und nach trafen auch ihre Verbündeten ein und zwei
Stunden nach Mitternacht waren alle versammelt. Die Ritter und ihre
Waffenknechte zählten insgesamt fast fünfzig Männer.
Conrad hielt eine letzte kleine Ansprache, in der er sich
bei allen für die Waffenhilfe bedankte und seinen Plan erörterte. Sie
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