Das mysteriöse Pergament 03 - Heimkehr (German Edition)
das Laken zurück –
und erstarrte. Statt des erwarteten Körpers quoll ihm ein Bündel Stroh
entgegen.
Aber er kam nicht mehr dazu, sich darüber zu wundern, denn
im selben Moment zerschellte der Waschkrug auf seinem Kopf. Arnulf wankte einen
Moment, die Fackel fiel zu Boden. Er wirbelte herum und stach mit dem Messer
wild um sich.
Er traf jedoch nur ins Leere. Im Schein der fast erloschenen
Fackel sah er schemenhaft eine schlanke Gestalt durch die Tür schlüpfen.
Plötzlich entflammte das trockene Stroh und es wurde schlagartig hell im Raum.
Mit einem gewaltigen Sprung war er an der Tür, bevor diese
zugestoßen werden konnte. Mit aller Kraft stemmte Arnulf sich dagegen und
wankte hinaus. Sein Schädel schmerzte und ihm wurde schwindlig. Er musste
husten, schlug die Zellentür zu und taumelte durch den Flur in Richtung Treppe.
Es war völlig dunkel, so dass er sich an der Wand entlang tasten musste.
Als er auf die Treppe stieß, stolperte er und fluchte
lästerlich.
Er erreichte den Vorratskeller, der sich über den Kerkern
befand. Aber bevor er das Kellergewölbe verlassen konnte, hörte er die
Scharniere knarren, gefolgt von einem dumpfen Ton, als die schwere Eichentür
zuschlug. Bevor er die Tür erreichte, wurde von außen der Riegel vorgeschoben.
Fluchend warf Arnulf sich gegen das Holz, aber die Tür rührte sich nicht. Er
war gefangen.
Wütend schrie er nach den Wachen, obwohl er wusste, dass
diese nicht in der Nähe waren und man ihn hier unten nicht hören konnte. Dieses
verdammte Biest hatte ihn tatsächlich überrumpelt. Arnulf war rasend vor Zorn.
Aber sie kam sicher nicht weit, nackt und verletzt wie sie
war. Das Außentor war bis zum Morgen geschlossen. Bis dahin würde man ihn
längst gefunden haben, denn die Köchin holte jeden Morgen Wein und Vorräte für
das Frühmahl.
Bis dahin vergingen allerdings noch einige Stunden. Genügend
Zeit, um sich in allen Einzelheiten auszumalen, was er mit dem widerspenstigen
Weibsstück tun wollte. Er würde ihr die Haut in Streifen vom Leibe schneiden,
die Finger und Zehen wollte er ihr abhacken, die Ohren, Nase und Brüste
abschneiden. Aber alles so, dass sie es bei vollem Bewusstsein erlebte. Er
würde ihr nicht erlauben, zu schnell zu sterben.
Arnulf tatstete sich an der Wand entlang, bis er eine
Halterung mit einer Fackel fand. Er zog sie heraus und ging wieder nach unten
in den Kerker. Deutlich sah er die Umrisse der Zellentür, hinter der es bereits
lichterloh brannte. Er öffnete die Zelle einen Spalt und schaute hinein.
Beißender Rauch schlug ihm entgegen. Arnulf hielt sich einen Ärmel vor den Mund
und entzündete seine Fackel an den Flammen. Dann schlug er die Kerkertür zu und
schob den Riegel vor. Aber unter der Tür quoll noch immer Rauch in den Gang.
Fluchend hastete er wieder zurück in den Vorratskeller. Er
tränkte ein paar leere Säcke mit Bier und ging wieder nach unten, um den
Türspalt abzudichten.
Dann entzündete er im Kellergewölbe weitere Fackeln, holte
sich einen Krug vom besten Wein und setzte sich von innen an die Tür, um auf
den Morgen zu warten.
Der Rauch war nicht dichter geworden und störte ihn hier
oben kaum noch.
Ab und zu rieb er sich den Hinterkopf, auf dem eine mächtige
Beule wuchs. Dann riss er sich den Stirnverband ab, den er wegen der
Messerverletzung von diesem Weib noch immer trug.
Verdammte Weiber, dachte er verbittert. Die eine verfluchte
ihn, eine andere warf ihm ein Messer an die Stirn und schlug ihm noch einen
Wasserkrug auf den Schädel. Selbst sein Eheweib hatte ihn im Stich gelassen und
ließ sich vielleicht bereits von diesem Hänfling Hannes von Uritz trösten.
Sein verfluchter Schwager schien sieben Leben zu haben und
stand mit einer Hexe im Bunde. Zudem hatte er den verdammten Schatz noch immer
nicht gefunden. Das Leben war ungerecht.
Der Wein tat gut und langsam beruhigte er sich wieder. Bald
sah die Welt wieder etwas freundlicher aus.
Den Abzug der Belagerer hatte er mit gemischten Gefühlen
beobachtet. Hatten etwa einige der hoch verehrten Nachbarn die Hosen voll,
nachdem sie ein bisschen Rauch gerochen und einige Männer eingebüßt hatten?
Oder war es nur ein Trick, ihn in Sicherheit zu wiegen?
Conrad gab sicher nicht so leicht auf. Aber er hatte nur
acht Männer und die Uritzer konnten nicht genügend eigene Männer unter Waffen
stellen, um einen Sturmangriff auf das Rittergut wagen zu können. Um Söldner
anzuwerben, brauchte es einige Zeit. Außerdem war es ein teures
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