Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
schläft gerade dort drüben." Er zeigt auf eine Stelle etwas weiter weg von uns. Da liegt Rachel und scheint tief und fest zu schlafen...gut, dass ihr nichts passiert ist. "Um Rachel habe ich mir ehrlich gesagt auch nicht so viele Sorgen machen müssen. Sie ist mit dem Schock davongekommen. Du hast da schon viel mehr durchgemacht." Er deutet auf meine rechte Schulter. "Ich bin beeindruckt, dass du Rachel so lange halten konntest. Du hast sicher enorme Schmerzen gehabt. Nicht jeder schafft es, eine Freundin festzuhalten, obwohl die eigene Schulter ausgekegelt ist." Das dachte ich mir schon...ich frage mich selbst, wie ich das bloß schaffen konnte. Es war nicht einfach, das steht fest. Trotz allem konnte ich Rachel nicht einfach so loslassen. Das hätte ich mir nie verziehen.
Aber ich bin trotzdem sauer auf mich: "Na toll, jetzt kommen wir wieder nicht richtig weiter."
"Das mit deiner Schulter ist kein so großes Problem. Du bist nach der ganzen Anstrengung weggekippt und warst bewusstlos. Ich habe mich inzwischen um deine Schulter gekümmert. Mit solchen Verletzungen habe ich selbst auch öfter zu tun." Will Jake damit etwa sagen, dass er meine Schulter wieder eingehängt hat? Wie konnte ich das nur nicht mitbekommen? Habe ich wirklich so fest geschlafen? Aber wenn ich mich so umsehe, kann ich mir das schon vorstellen. Immerhin befinden wir uns an einem anderen Ort und ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich irgendwo hingegangen wäre.
Als ich versuche, meine Schulter wieder etwas zu bewegen, schaffe ich es kaum. Ich sollte mich wohl vorerst noch schonen. Aber wenn Jake recht hat, dann dürfte ich sie schon bald wieder belasten können. Also bedanke ich mich: "Vielen Dank...du hast mir wiedermal geholfen."
Stolz grinst er mich an: "Ach was, das mache ich doch gerne. Ihr habt mich doch zum Anführer des Rudels gewählt. Da muss ich schließlich auch auf meine Gefährten achtgeben." Ich nicke lächelnd.
Dann schaue ich mich erst einmal um: "Wo sind wir hier eigentlich, Jake? Und wie sind wir hierhergekommen? Ich kann mich an gar nichts erinnern." Wir scheinen uns in einer Höhle zu befinden. Sie ist nicht sonderlich groß, aber zumindest ein Unterschlupf.
Jakes Antwort folgt sogleich: "Ich habe dich und Rachel hier hochgetragen. Durch die Gerölllawine konnte ich mich leicht auf den herabgefallenen Felsen hocharbeiten. Ich habe bald diese Höhle gefunden. Seitdem sind wir hier." Wow...er hat uns beide hierher getragen? Das ist wirklich beeindruckend. Nach der ganzen Hektik hatte ich ja nicht mal mehr die Kraft, um bei Bewusstsein zu bleiben.
Da fällt mir ein: "Wie lange habe ich denn geschlafen?" Ich werfe einen Blick nach draußen. Es scheint langsam dunkel zu werden.
Auch Jakes schaut aus der Höhle: "Wie du siehst, ist es bereits Abend geworden. Du hast mehrere Stunden geschlafen, aber das hast du dir auch verdient."
Ich schüttle den Kopf: "Das ist gar nicht gut. Jetzt haben wir wieder einen Tag verloren. Wenn das so weitergeht, erreichen wir Kyrion nie."
"Ach was, ich bleibe da zuversichtlich. Wir schaffen das schon." Ich hätte gerne Jakes Enthusiasmus...warte, irgendwas stimmt hier nicht. Enthusiasmus? Dieses Wort passt doch normalerweise eher zu...Chris! Ach du meine Güte!
Voller Hektik schaue ich mich in der Höhle um, aber da ist keine Spur von ihm. Sofort frage ich Jake: "Wo ist er? Jake, wo ist Chris? Ist er nicht hier?" Plötzlich macht sich Trauer in seinem Gesicht breit...oh nein. Kopfschüttelnd senkt er seinen Kopf. "Jake, antworte mir! Ist er etwa...nein, sag mir, dass das nicht wahr ist!" Als Jake seinen Kopf wieder hebt, genügt nur ein Blick in seine Augen, um zu wissen, dass...dass Chris...
Jakes Stimme ist leise und verletzlich: "Ich habe sofort nachdem ich euch hierher gebracht habe nach ihm gesucht, aber...keine Spur von ihm. E-er muss direkt in die Gerölllawine geraten sein...selbst der stärkste Wolf...keiner könnte das schaffen. Chris ist...e-er ist..." Jake wagt es nicht auszusprechen. Ich kann das nicht glauben...nicht er, nicht Chris! Das kann einfach nicht sein! Jake fängt sich langsam wieder: "Als ich den riesigen Geröllhaufen nach ihm abgesucht habe, fand ich nur...Blut, sein Blut. Es war überall auf den Felsen. Auch sein Fell war über das ganze Areal verteilt. Ich habe stundenlang nach ihm gesucht, nach ihm gerufen und versucht seine Fährte aufzunehmen, aber alles war vergeblich." Jake wendet sein Gesicht ab und wischt sich mit dem Ärmel seines Pullovers
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