Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
den Abhang hinunter zum Ufer des Sees. Die Sicht wird immer schlechter und Jakes Fellfarbe macht es nicht unbedingt leichter, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Also verwandeln auch Rachel und ich uns und versuchen Jake zu folgen. Die Felsspalte ist zum Glück nur ein paar hundert Meter entfernt und wir erreichen sie innerhalb kürzester Zeit.
Drinnen schütteln wir drei erst einmal den Schnee vom Fell. Als ich nach draußen schaue, erkenne ich rein gar nichts mehr. Es hat nicht lange gedauert bis sich die paar Flocken, die zuvor vom Himmel gefallen sind, sich in einen heftigen Schneesturm verwandelt haben, der nun draußen tobt. Heute werden wir wohl nicht mehr weiterkommen.
Ich folge Jake und Rachel, die sich in den hintersten Teil der Spalte begeben. Es ist zwar nicht sonderlich warm oder gemütlich auf dem harten Felsboden, aber besser als gar nichts. Zumindest bleiben wir trocken.
"Hey, ihr Schlafmützen! Kommt langsam mal in die Gänge!" Nein...ich will noch nicht aufstehen. Es ist das erste Mal seit langem, dass ich wiedermal richtig gut geschlafen habe. Liegt vielleicht daran, dass ich hundemüde war... "Sieht ja echt gemütlich aus, aber wir haben etwas verschlafen. Es ist schon fast Mittag. Die Sonne steht hoch am Himmel und der Schneesturm hat sich verzogen. Also los jetzt!" Was ist bloß mit Rachel los? Sie ist doch sonst nicht so voller Tatendrang. Seit Chris nicht mehr bei uns ist, scheint sie seine Rolle etwas zu übernehmen...ob mir das gefällt, weiß ich noch nicht.
Auf einmal spüre ich, wie sich neben mir etwas bewegt. Dies veranlasst mich dazu doch meine Augen aufzumachen und einen Blick zu meiner Rechten zu werfen. Was ich da sehe, ist auch ein seltener Anblick: Jake scheint noch tief und fest zu schlafen.
Dann fällt mein Blick auf Rachel, die mit genervter Miene vor mir und Jake steht: "Na endlich! Zumindest eine ist wach! Wird ja auch Zeit!" Ihrer Laune nach scheint sie schon eine Weile zu versuchen uns wachzukriegen. Ich lasse mich trotz allem nicht hetzen und gähne erst einmal ausgiebig. Dann richte ich mich langsam auf.
Nach ein paarmal gähnen, strecken und dehnen bin ich endgültig wach und grinse Rachel an: "Ich wünsche dir auch einen guten Morgen." Sie steht kopfschüttelnd vor mir, während die Sonne, die von draußen auf sie scheint, ihr braunes Fell glänzen lässt. Wie es aussieht, hat sie die Wahrheit gesagt. Es ist wirklich schon fast Mittag. Wir haben also schon den halben Tag verloren...na toll. Das wird Jake gar nicht gefallen...vorausgesetzt er wacht endlich mal auf.
Rachel ist am verzweifeln: "So wie es aussieht kriegen den keine zehn Pferde wach...wie kann man nur so tief und fest schlafen?"
Ich zucke mit den Schultern: "Tja, die Aufregung der letzten Tage war wohl selbst für ihn etwas zu viel. Er hat viel durchgemacht und wenig geschlafen. Wer kann es ihm da verübeln?" Ich lege meine rechte Pfote auf seinen Brustkorb und versuche ihn sanft wachzurütteln. Zuerst reagiert er nicht, aber als ich dann heftiger rüttle, bewegt er sich endlich.
Dann macht er auch die Augen auf: "Was ist denn los? Ist es schon Morgen?" Er sieht noch etwas verschlafen aus.
"Ha, Morgen? Mittag würde es eher treffen, du Langschläfer!" Ich muss grinsen, als ich sehe, wie Rachel sich aufplustert.
Aber ihre Reaktion scheint Jake endgültig zu wecken: "Was? Mittag? Du nimmst mich auf den Arm, oder?" Er richtet sich auf und schüttelt sich einmal ab.
Währenddessen antworte ich ihm: "Nein, Rachel hat recht. Die Sonne steht schon ziemlich hoch am Himmel. Wir haben ein kleines bisschen verschlafen..."
Jake wirft einen kurzen Blick nach draußen und schüttelt den Kopf: "Na toll...aber so ist das nun mal. Jetzt können wir auch nichts mehr machen. Außerdem ist der Winter sowieso schon da. Das heißt die Hetzerei können wir uns nun auch sparen. Trotzdem sollten wir uns etwas schneller bewegen als sonst. Wir haben schließlich noch ein ganzes Stück Weg vor uns." Mit diesen Worten geht er gleich in Richtung Ausgang. Rachel und ich folgen ihm.
"Ich kann nicht mehr!" Rachel lässt sich in den Schnee sinken. "Ihr beiden seid ja wahnsinnig!" Völlig ausgelaugt liegt sie nun da und rührt sich nicht mehr. Das kleine Wettrennen war wohl doch etwas viel für sie.
Ich beginne zu lachen: "Ach was, stell dich nicht so an!" Dann drehe ich mich um und werfe einen Blick auf den See, den wir hinter uns gelassen haben. "Wobei ich sagen muss, dass wir schon ein ordentliches Stück gelaufen sind.
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