Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)

schon lange allein sein, aber das ist jetzt anders. Wir unterstützen uns von nun an gegenseitig und halten zusammen, egal was auch passiert.
    Selbstbewusst und mit einem Lächeln im Gesicht sehe ich Jake in die Augen und mache einen Schritt nach vorn: "Scheint so, als ob sich für uns beide jetzt so Einiges ändern wird, nicht wahr?"
    Jakes Augen funkeln nun wieder und er geht mir nach: "Ja, sieht fast so aus."

    Nach einer Weile Fußmarsch sind Jake und ich schon ein ganzes Stück von meinem Zuhause entfernt. Ich muss zwischendurch immer wieder an Jane denken, wie sie gerade weinend daheim sitzt und sich um mich sorgt. Ob sie die Polizei kontaktieren wird, um mich zu suchen? Ach was, selbst wenn sie das täte, bis die die Suche starten sind Jake und ich längst über alle Berge. Ich darf nicht so oft an daheim denken und muss mich zwingen nach vorn zu schauen. Es bringt nichts, wenn ich meiner Vergangenheit als Mensch nachtrauere, das zerstört nur die Stimmung. Apropos Stimmung, Jake hat schon eine ganze Weile nichts mehr gesagt.
    "Hey Jake, du bist so still." Auf einmal erschrickt er. Da war wohl jemand etwas in seinen Gedanken versunken.
    Verdutzt schaut er mich an: "Oh, tut mir leid. Ich war wohl etwas abgelenkt."
    Ich lächle ihn an: "An was denkst du?"
    Er zuckt mit den Schultern: "Ach, nichts weiter. Ich bin nur die Strecke durchgegangen und habe überlegt, wo wir wohl am besten übernachten sollten, oder wo wir Zwischenstopps machen könnten. Alles eine Sache der Planung."
    "Oh, da fällt mir ein, dass ich noch gar nicht weiß wo es überhaupt hingeht. Was ist eigentlich unser Ziel?" Na da bin ich aber mal gespannt.
    Mit einem Lächeln im Gesicht und stolzem Unterton antwortet er mir: "Wir wollen zu Kyrion. Er ist der Einzige, der uns wirklich weiterhelfen kann."
    Ich frage nochmal nach: "Wie war das? Kyri..."
    Jake fährt fort: "Kyrion. Er ist ein sehr alter und vor allem weiser Wolf. Wenn es jemanden gibt, der deine und meine Fragen beantworten kann, dann er."
    "Ah, gut zu wissen. Glaubst du, dass er vielleicht etwas über meine Vergangenheit wissen könnte?" Ich muss zugeben, dass ich etwas skeptisch bin.
    "Sagen wir mal so, Jessica: wenn er es nicht weiß, dann weiß es keiner. Er lebt wirklich schon sehr lange. Sein genaues Alter kenne ich zwar nicht, aber glaub mir, er kennt alle alten Sagen, Mythen und Legenden. Außerdem sagt man ihm eine besondere Fähigkeit nach. Er soll angeblich in die Seele jedes Wolfes blicken können und sofort alles über einen wissen. Das gilt sowohl für Gegenwärtiges, als auch für die Vergangenheit und Zukunft." Wow, ich bin beeindruckt. Wenn dieser Typ wirklich so schlau sein sollte, wie Jake es beschrieben hat, kann er mir sicher weiterhelfen.
    Nun bin ich schon etwas zuversichtlicher: "Klingt ja vielversprechend. Woher kennst du ihn?"
    "Oh, persönlich kenne ich ihn nicht, aber ich bin viel herumgekommen und habe alles Mögliche über ihn gehört." Jake schaut kurz in den Himmel hinauf. "Ich hatte schon lange bevor ich in deinen Heimatort kam von ihm gewusst und hatte auch vor zu ihm zu gehen."
    "Ah, also war meine Heimat nur ein Zwischenstopp auf deiner Reise." Jake nickt. "Wieso wolltest du ihn eigentlich aufsuchen?"
    Er zögert etwas bevor er antwortet: "Na ja, es klingt zwar etwas merkwürdig, aber ich suche nach meiner Bestimmung."
    "Nach deiner Bestimmung? Wie soll ich das denn verstehen?" Jetzt bin ich aber mal gespannt. Jake hat schon vorher erwähnt, dass er seine Rolle auf dieser Welt noch nicht kennt. Das scheint ihn zu beschäftigen.
    Also beginnt er zu erzählen: "Ich irre schon lange durch verschiedene Gebiete dieser Welt und habe schon so gut wie alles und jeden gesehen. Seit etwa einem Jahr quält mich die Frage, was ich eigentlich auf dieser Welt zu suchen habe. Ich möchte wissen, welchen Zweck mein Dasein hat. Andere Wölfe, die ich gefragt habe, konnten sich auch keinen Reim darauf machen. Sie kannten das Gefühl nicht, aber ich weiß, dass ich irgendeine Aufgabe zu erfüllen habe. Mein Instinkt sagt es mir."
    Ich setze fort für ihn: "Und deshalb wolltest du zu Kyrion. Er ist der Einzige, der dir bei dieser Frage helfen könnte. Genau wie bei mir. Na dann würde ich sagen, dass wir ihm einen kleinen Besuch abstatten. Wo lebt er denn genau?"
    "Kyrion befindet sich ganz im Norden des Landes. Laut verschiedensten Quellen soll er auf der anderen Seite eines riesigen Gebirges leben. Wir haben einen wirklich weiten und vor allem harten Weg vor uns."