Das Mysterium der Wölfe: Die Reise zu Kyrion (German Edition)
den Wald gehen. Gehetzt blicke ich um mich. Vielleicht finde ich es hier doch nicht so schön, sondern eher unheimlich. Der Weg wird immer holpriger. Lockere Steine, große Wurzeln und der ein oder andere Ast erschweren mir das Gehen. Meine Beine tun mittlerweile schon richtig weh und der holprige Weg macht die ganze Sache nicht wirklich einfacher.
"Na, schon müde?" Am liebsten wäre ich auf diese Frage zu Boden gesunken, liegen geblieben und vor morgen früh nicht mehr aufgestanden.
"Ähm...ein bisschen vielleicht?" Ich schaue zu Boden. Wenn ich ehrlich bin schäme ich mich etwas. Immerhin will ich nicht an meinem ersten offiziellen Tag als Wölfin von Jake gleich als Weichei abgestempelt werden. Ich zeige eben nicht gerne Schwäche.
Aber Jake reagiert sehr gelassen auf die ganze Sache: "Das macht doch nichts, Jess. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht damit gerechnet, dass du so lange durchhältst. Langsam wird es sowieso Zeit ein Plätzchen zum Schlafen zu suchen." Ich nicke nur. Das hört sich nach einer sehr guten Idee an. Jake schaut sich etwas um und versucht offensichtlich einen geeigneten Platz zum Übernachten zu finden. Na da bin ich mal gespannt. Wo soll man bitte in einem Wald schlafen können? Harter Boden, raschelnde Blätter, wilde Tiere und noch dazu der Wind und die Kälte, die mir erst jetzt richtig auffällt. Klingt ja nach einer sehr gemütlichen Nacht. Ich darf gar nicht an mein weiches Federbett mit der kuscheligen Decke daheim denken, sonst bekomme ich noch glatt Heimweh. Vor lauter Nachdenken ist mir gar nicht aufgefallen, dass Jake nicht mehr da ist. Wo ist er bloß? Ich schaue in alle Richtungen, kann ihn aber nicht entdecken. Soll das ein schlechter Scherz sein? Gerade war er ja noch da. Ich will gerade seinen Namen rufen, als ich plötzlich ein Rascheln über mir höre und siehe da, da ist er ja! Jake sitzt auf einem dicken Ast in der Krone eines Baumes und verschafft sich einen besseren Überblick. Wie ist er da nur so schnell hochgekommen? Der Junge hat wohl noch mehr auf dem Kasten, als ich ursprünglich gedacht habe.
"Ah, da drüben ist ein schönes Plätzchen!" Geschickt schwingt sich Jake von dem Ast zu einem tiefer gelegenen runter, dann zum Nächsten und zu guter Letzt springt er aus nicht zu geringer Höhe wieder auf den Boden und landet elegant auf den Beinen. Mit einer kurzen Geste gibt er mir zu verstehen, dass ich ihm folgen soll. Dann geht er voraus und verlässt den holprigen Weg. Wir gehen noch ein Stück, bis Jake an einer Stelle stehen bleibt. Das muss es sein. Sieht ja gar nicht so übel aus, muss ich zugeben. Na ja, es ist kein fünf Sterne Hotel, aber für das Leben in freier Wildbahn sieht es ganz gut aus. Eine etwas größere Fläche, die gut überschaubar ist, macht es mir vermutlich leichter einzuschlafen. Hier wachsen keine Bäume, nur der ein oder andere Busch ist vorzufinden. Einen Baum gibt es hier allerdings und er steht genau in der Mitte des Plätzchens. Es ist eine riesige Eiche, deren Stamm am Boden eine kleine Aushöhlung hat, in der genug Platz für zwei Personen ist. Ich schätze mal, das wird unser Schlafplatz. "Na, was hältst du davon? Wollen wir hier bleiben?"
Ich nicke und stimme zu: "Na klar, sieht gar nicht so übel aus. Einen besseren Schlafplatz kann man in einem Wald bestimmt nicht finden."
"Tja, am Anfang wirst du dich noch etwas daran gewöhnen müssen. Wenn wir in eine Stadt kommen finden wir vielleicht bessere Plätze zum Übernachten, aber momentan muss das genügen. Was hältst du davon, wenn du schon mal ein bisschen Feuerholz zusammensammelst und ich checke inzwischen die Umgebung?" Die Umgebung checken? Ob er das immer so macht, oder nur weil ich da bin? Vermutlich will er mir die Unsicherheit etwas nehmen. Ist auch zu erwarten bei Jake. Er ist wirklich sehr rücksichtsvoll und nachsichtig mit mir. Ich stimme ihm zu und schon läuft er los. Während er sich tiefer in den Wald begibt sehe ich noch aus dem Augenwinkel, wie er sich in einen Wolf verwandelt. Dann verschwindet die weiße Silhouette in der Finsternis des Waldes und ich mache mich an die Arbeit.
Also ich muss schon sagen, dass ich das alles ganz gut hinbekommen habe. Die Feuerstelle, die ich gemacht habe, sieht richtig professionell aus. Rund um den Holzstapel habe ich ein paar größere Steine gepackt und etwas ausgetrocknetes Gras in die Mitte des Ganzen. Daneben habe ich natürlich noch einen zusätzlichen Holzstapel gelegt, damit wir Nachschub haben. Das
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